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#11 deutsche Coming-of-Age-Filme, die wirklich sehenswert sind

11 deutsche Coming-of-Age-Filme, die wirklich sehenswert sind

Coming-of-Age-Filme erzählen von ersten Malen. Von der ersten Liebe. Den ersten Partys. Dem ersten Liebeskummer. Dem ersten Haar auf der Brust. Den Hürden des Erwachsenwerdens. Von problematischen Beziehungen zwischen Eltern und Kindern. Den Versuchen, sich von seinen Eltern zu lösen. Dem Hinterfragen, wer man selbst eigentlich ist und werden will. Von den Träumen, was alles werden kann – und den teils niederschmetternden Tatsachen, was wirklich geworden ist. Manche davon sind charmant-komisch, andere tiefgründig-melancholisch, sehenswert sind diese 11 Coming-of-Age-Filme aber alle.

In „Kokon“ könnt ihr gemeinsam mit Jella Haase und Lena Urzendowsky die erste Liebe in einem Sommer in Berlin erleben, bei „Tschick“ werdet ihr auf einen wilden Roadtrip mitgenommen, „Als wir träumten“ zeigt euch, wie das Aufwachsen am Stadtrand von Leipzig nach der Wende war, in „Futur Drei“ treffen Homosexualität, Migration und Utopie aufeinander und in Klassikern wie „Mädchen, Mädchen“ und „Crazy“ dürft ihr euch auf Orgasmen auf dem Fahrrad und Keks-Szenen freuen.

1. Kokon

Kreuzberg im Sommer 2018, wir erinnern uns: Es ist jeden Tag so heiß, dass die Haut an den Sitzen in der U-Bahn festklebt. Im Mittelpunkt des Films von Leonie Krippendorf steht die 14-jährige Nora (Lena Urzendowsky). Ihre Welt dreht sich um das Kottbusser Tor und während ihre große Schwester (Lena Klenke) damit beschäftigt ist, die Typen aus der Oberstufe beeindrucken zu wollen, verliebt sich Nora zum ersten Mal – in ihre neue Mitschülerin Romy (Jella Haase), die so aufregend und wild und cool ist, dass es Nora den Atem raubt. Sowieso gibt es in „Kokon“ viele erste Male, wie sich das für eine Coming-of-Age-Geschichte gehört: Das erste Mal Kiffen, der erste Rausch, das erste Mal nachts ins Prinzenbad einbrechen. Und auf das erste Verliebtsein folgt der erste große Herzschmerz. „Kokon“ ist wohl einer der schönsten Berlin-Filme seit Langem.

2. Tigermilch

Nina und Jameelah sind 14 Jahre alt und leben in Gropiusstadt in Berlin. Eigentlich sollte ihre Aufmerksamkeit also von Pubertätsgedanken eingenommen sein: Wann findet die nächste Party statt? Werde ich endlich mit meinem Schwarm knutschen? Was ziehe ich an? Verknallt sich der süße Sprayer Nico auch in mich? Und was passiert da eigentlich gerade mit meinem Körper? Während sich die beiden mit diesen Fragen auseinandersetzen, nebenbei ein außergewöhnlich (eklig) klingendes Getränk schlürfen – Tigermilch, gemixt aus Milch, Maracujasaft und Mariacron –, versuchen ihre Jungfräulichkeit an ihren Schwarm zu verlieren und auf Partys abzuhängen, bekommt ihre Unbedarftheit einen dicken, fetten Kratzer: Jameelah, die noch einen irakischen Pass hat, aber schon bald die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen soll, soll nun mit ihrer Mutter zurück in den Irak geschickt werden.

3. Tschick

Wolfgang Herrndorf, Fatih Akin und zwei großartige Nachwuchsschauspieler: Das kann natürlich nur genial werden. Nachdem Herrndorf seinen Roman über zwei Jugendliche, die einen Roadtrip quer durch den Osten der Republik – eigentlich ja bis in die Walachei – machen, 2010 veröffentlichte, wurde er in über 20 Sprachen übersetzt und zählt heute sogar als Schullektüre. 2016 hat Fatih Akin daraus ein wunderschönes Roadmovie entstehen lassen, in dem wir Maik und seinem Freund Tschick beim Erwachsenwerden, bei der ersten – und zweiten – Liebe und bei dem Beginn einer wunderbaren Freundschaft zusehen können. Maik und Tschick sind nicht gerade die cool Kids der Klasse, während Tschick regelmäßig betrunken im Unterricht erscheint, wird Maik von seinen Mitschüler*innen, seit er vom Alkoholismus seiner Mutter erzählte, nur noch „Psycho“ genannt. Das Einzige, das Maik in der Schule gefällt, ist die schöne Tatjana und als die beiden dann nicht zu ihrer Party eingeladen wurden, entscheiden sie sich spontan mit einem geklauten Lada zu Tschicks Großvater in die Walachei zu fahren – ohne überhaupt zu wissen, wo die eigentlich liegt. Auf ihrem gemeinsamen Roadtrip crashen sie Tatjanas Party, schlafen allein im Windpark, essen bei einer sehr gläubigen Familie zu Mittag und lernen die Ausreißerin Isa kennen, die Maik alle Sorge um die schöne Tatjana schnell vergessen lässt. Falls ihr beim Schauen selbst Lust auf einen kleinen Roadtrip bekommen habt, findet ihr hier 11 Drehorte aus Tschick, die ihr in Berlin und Umgebung besuchen könnt.

4. Futur Drei

„Futur Drei“ ist eine autobiografische Coming-of-Age-Geschichte von Faraz Shariat und erzählt die Geschichte des jungen Parvis, der als Sohn zweier Exil-Iraner*innen in Deutschland lebt. Parvis kann mit seinen Eltern offen über seine Homosexualität reden, er bewegt sich zwischen Grindr-Dates und langen Partynächten, bis er beim Ladendiebstahl erwischt wird und Sozialstunden in einem Wohnprojekt für Geflüchtete ableisten muss. Dort lernt er die Geschwister Banafshe und Amon kennen, die Parvis aufgrund seiner Familiengeschichte zunächst ebenso für einen Bewohner halten wie sie es sind. Es entwickelt sich eine Freundschaft und die drei fangen an zu hinterfragen, wer sie eigentlich sind und kommen zu dem Zwischenergebnis: „Ich glaube, ich bin viele Dinge.“ „Futur drei“ ist ein Rausch aus Leben. Ein Rausch aus Fragen. Ein Rausch aus Erwachsenwerden, Emotionen, Migrationsgeschichte und Utopie.

5. Crazy

Eigentlich bedarf es bei diesem Film überhaupt keiner erklärenden Worte, denn alle, die in den letzten zwanzig Jahren in ihrer Pubertät waren, kennen ihn und die legendäre Keks-Szene. Für alle, die jetzt keine bildhaften Erinnerungen haben, gibt es hier dennoch ein kleines Film-Intro: Der halbseitig gelähmte, 16-jährige Benni (Robert Stadlober) kommt auf ein Internat und muss sich das Zimmer mit dem gleichaltrigen Janosch (Tom Schilling) teilen. Während Benni alles dafür tun sollte, seine schlechten Noten zu verbessern, interessiert sich Janosch nur für eins: Mädchen. Um genauer zu sein: ein Mädchen, nämlich die hübsche Malen. Das Problem: Auch Benni hat sich in Malen verknallt und so gerät die junge Freundschaft zwischen Janosch und Benni gleich wieder ins Wanken. Dieses kleine Liebesdreieck wird in „Crazy“ mit herrlich-komischem Pubertäts- und Pipi-Kacka-Humor kombiniert, dass man den Film auch noch gut schauen kann, wenn man aus der Pubertät längst raus ist – und im Stillen dankbar sein kann, dass dem so ist.

6. Kammerflimmern

Damals, als Matthias Schweighöfer noch nicht überall seinen blanken Hintern gezeigt und selbst Regie geführt hat, hat er unsere Herzen als Rettungsassistent Crash erobert. Crash, der eigentlich Paul heißt, überlebte als Kind nicht nur einen Tumor im Gesicht, sondern auch einen schweren Autounfall, bei dem er allerdings seine Eltern verliert. Geprägt von seinen Erinnerungen, wird er Rettungsassistent. Während er versucht, seine eigene Jugend aufzuarbeiten, erlebt er in seinem Beruf immer mehr harte Schicksale und in seinen Träumen erscheint ihm immer dieselbe Frau. Als er die „Frau seiner Träume“ bei einem Rettungseinsatz in der schwangeren November erkennt, scheint sich für Crash das Blatt endlich zu wenden. Die beiden werden ein Paar, er blüht sichtlich auf und sie freuen sich auf das Baby. Doch die Kette an Schicksalsschlägen reißt für Crash nicht ab. „Kammerflimmern“ ist ein Rausch zwischen Coming-of-Age-Erinnerungen, nie enden wollenden Schicksalsschlägen und gleichzeitig fast schon dokumentarisch anmutenden Rettungsdienst-Szenen.

7. Die Mitte der Welt

Erwachsen zu werden ist – das wissen wir alle – ehrlich nicht einfach. So vieles ist neu und ungewohnt, dass man sich am liebsten erstmal nur mit sich beschäftigen möchte. Aber was, wenn das einfach nicht geht? Wenn sich in der Familie eine Katastrophe anbahnt und man sich dann auch noch in den Neuen der Klasse verknallt? Genau so ergeht es dem 17-jährigen Phil (Louis Hofmann), als er nach einem Sommercamp zurück in seine Heimatstadt kommt. Zwischen seiner Zwillingsschwester Dianne (Ada Philine Stappenbeck) und seiner Mutter (Sabine Timoteo) klafft ein tiefer Graben, sodass er sich den restlichen Sommer vor allem mit seiner besten Freundin Kat (Svenja Jung) beim Lesen, Shoppen und Rumhängen vertreibt. Als die Schule dann wieder beginnt, betritt ein neuer Mitschüler den Klassenraum: Nicholas (Jannik Schümann) und in den verliebt sich Phil augenblicklich. Wie Phil mit seinen Gefühlen umgeht, ob daraus eine Liebe entstehen kann und was sich hinter dem großen Streit zwischen seiner Schwester und seiner Mutter verbirgt? Schaut am besten selbst.

8. Soloalbum

Wer 2003 nicht in Matthias Schweighöfer verknallt war, war in Nora Tschirner verknallt, denn die beiden haben in der Romanverfilmung von Benjamin von Stuckrad-Barres Debüt „Soloalbum“ die Hauptrollen so großartig gespielt, dass man gar nicht anders konnte, als sich in sie und ihre Eigenheiten zu verlieben. Eigentlich ist Ben mit Mitte 20 schon ein bisschen zu alt für eine klassische Coming-of-Age-Geschichte, da er sich bei seiner ersten großen Liebe Katharina allerdings so dämlich und kindisch anstellt, gehört der Film auf jeden Fall in diese Liste, denn er zeigt, dass man auch mit Mitte 20 noch sehr weit vom Erwachsensein entfernt sein kann. Denn statt an den Geburtstag seiner jüngeren Freundin zu denken und ihn gemeinsam mit ihr zu verbringen, versetzt Musikredakteur Ben sie zum wiederholten Mal und geht mit seinen Freunden, die dem Drogenrausch alles andere als abgeneigt sind, lieber feiern. Als Katharina sich daraufhin aber von ihm trennt, geht eine Welt für ihn unter und die Zuschauer*innen dürfen sich auf einen wilden Ritt aus Eifersucht, Ablenkungssex, Entschuldigungsbriefen und peinlichen Rückeroberungsversuchen freuen.

9. Als wir träumten

Die Protagonisten Dani (Merlin Rose), Mark, Rico, Pitbull und Paul wachsen in den Nachwendejahren am Leipziger Stadtrand auf, klauen Autos, trinken Alkohol und bewegen sich in einer Ohnmacht aus Angst, Wut und Zerstörung. Weil sie absolut nichts mit sich anzufangen wissen, eröffnen sie kurzerhand einen – bald sehr berühmten – Technoschuppen, feiern rauschende (Drogen-)Partys, verlieben sich in junge Frauen und leben, als gäbe es kein Morgen. Doch es gibt ein Morgen und da werden die linksorientierten Jungs von prügelnden Nazis, Armut und Desillusionierung erwartet. Obwohl die Leipziger Halbstarken mit ihren ständigen Prügeleien und wirklich unnötigen Vandalismus-Exzessen nicht zu der sympathischsten Sorte zählen, schaffen die Macher*innen es, ihre Ohnmacht und ihren Traum von einem besseren Leben so wunderbar zu beschreiben, dass man ihnen doch wärmer gesinnt ist, als sie es verdient hätten. 2015 feierte der Film von Regisseur Andreas Dresen, der auf dem gleichnamigen Roman von Clemens Meyer basiert, übrigens auf der Berlinale als offizieller Wettbewerbsbeitrag Premiere.

10. Mario

Mario und Leon sind schwul. Mario und Leon sind ineinander verliebt. Was eigentlich nach einer super Ausgangssituation für eine Liebesgeschichte klingt, entpuppt sich in ihrer Situation leider als sehr kompliziert. Denn zusätzlich dazu, dass die beiden sich selbst über ihre Gefühle und ihre Sexualität klar werden müssen, müssen sie ihre neu gewonnene Liebe vor allen verheimlichen. Die beiden spielen nämlich gemeinsam in der U21 Fußball und wollen Profis werden. Homosexuell sein ist im Leistungssport und im Fußball aber leider noch überhaupt nicht angekommen. Und so begleiten wir die beiden Frischverliebten nicht nur bei der vermeintlichen Erfüllung ihrer Träume – die Profikarriere als Fußballer –, sondern auch bei den ersten Schritten ihrer Beziehung und die auf sie zukommenden Probleme. Wie reagiert der Verein? Wie die Familie? Werden sich die beiden für die Liebe oder die Karriere entscheiden?

11. Mädchen, Mädchen

Ok, ich spreche hier mal direkt den Elefanten im Raum an: Wie cute ist bitte Max Riemelt in diesem Film? Und wer hat sich nicht in ihn verliebt, wenn er in Inkens Garten mit seinen traurigen Augen sitzt und raucht? Aus diesen und vielen anderen Gründen, darf dieser Film auch einfach nicht in dieser Liste fehlen. Denn es geht hier um so viele erste Male. Den*die erste*n Partner*in. Den ersten Sex. Die ersten sexuellen Erfahrungen im Internet. Die ersten sexuellen Erfahrungen auf dem Rennrad. Casual stuff. In „Mädchen, Mädchen“ begleiten wir Inken und ihre Freundinnen Vicky und Lena durch ihre letzte Zeit an der Schule und fühlen uns auf den peinlichen Hauspartys mit den betrunkenen Halbstarken und dem über allem schwebenden Gedanken an Sexualität ein bisschen an unsere Jugend erinnert – und sind dann ehrlich erleichtert, dass wir keine 18 mehr sind. Wer sich nicht nur an die Abizeit, sondern auch an die ersten Studi-Jahre erinnern will, der sollte unbedingt auch die Fortsetzung „Mädchen, Mädchen 2“ schauen.

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