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#11 Münchner Macherinnen aus Handwerk, Handel und Gastro

11 Münchner Macherinnen aus Handwerk, Handel und Gastro

Eine bekannte Spirituose zum Mixen von Cocktails trägt den Namen „Makers Mark“. Für einen selbstgemachten Drink über die heutige Liste bräuchte es allerdings eher eine „Makers Mary“, denn wir wollen euch unsere elf liebsten Münchner Macherinnen vorstellen, die nicht nur eigene Läden haben, sondern darin auch etwas Besonderes erschaffen. Vollkommen losgelöst davon, ob das nun das süßeste Gebäck, der schönste Schmuck oder die kreativste Kunst ist. Einzige Gemeinsamkeit: Sie alle stehen so in der neuen Makers Bible „München – Handgemacht“, die Anfang November erschienen ist und neben unseren Frauen auch 112 weitere Macher*innen aus München abbildet.

Die Makers Bible ist sowohl Buchreihe als auch eine Online-Plattform. Mit ihrem Manifest für Qualität, Passion und Handwerk teilen sie die Leidenschaft, die Handwerker*innen für ihre Arbeit haben. Der Guide bietet eine kuratierte Auswahl von Orten, Adressen und Persönlichkeiten, um München neu und erneut zu erkunden. Selbst wir haben noch Werkstätten, Geschäfte und Lokale entdeckt, die wir bisher nicht kannten.

1. Lea Zapf

Konditormeisterin Lea Zapf hat sich mit dem Einzug in ein typisches grünes Häuschen auf dem Viktualienmarkt einen Traum erfüllt. In der Marktpatisserie backt sie mit natürlichen Zutaten aus der nächsten Umgebung. Die Eier kommen von glücklichen und freilebenden Hühnern vom Hof Gut Hollern in Eching. Die Hofbräuhaus-Kunstmühle im Tal mahlt das Mehl. Lea bäckt am liebsten so natürlich wie möglich, denn sie interessiert und reizt der reine und volle Geschmack. Sie hat sehr hohe Ansprüche an ihre Handwerkskunst, welche sich in ihren Kreationen in jedem Detail wiederfinden und schmecken lassen. Es gibt Luftikusse, eine Art Windbeutel, mit Cremes aus Pistazie, Salzkaramell und Lemon-Curd. Schokoladen-Tarte auf einer gepufften Quinoa-Schnitte mit einer Decke aus Erdnusscreme, hinreißende Zimtschnecken und Käsekuchen. Frische Limonaden und Kaffee runden das Angebot ab. Tradition trifft so auf eine Mischung aus französischer und deutscher Backkunst und entfaltet sich in ihren kunstvollen Eigenkreationen. Das Backen ist für Lea eine Kunstform und der Geschmack verknüpft sich sofort mit der wunderbaren Stimmung an ihrem Standl. Gestreifte Markisen, gemütliche Sitzgelegenheiten mit Blick in die Backstube und das Treiben auf dem Viktualienmarkt.

2. Claudia Lassner

Mit Cocii Jewelry hat die diplomierte Schmuckdesignerin Claudia Lassner  (links) 2010 in der Nähe des Gärtnerplatzes ihr Studio aufgeschlagen und eine kleine Nische besetzt. Mit Erfolg. Denn ihre Schmuckstücke sind unprätentiös, sehr wohl durchdacht, bewusst schnörkellos und dabei ungemein zeitlos. Vor allem das Zusammenspiel von Körper, Form und Bewegung rückt Claudia bei ihren Kreationen in den Fokus. Ihre Inspiration schöpft sie dabei aus ganz unterschiedlichen Quellen: Mode, Musik, Science-Fiction, Glamour der 20er-Jahre. Aber auch im Alltag ist Claudia eine gute Beobachterin und untersucht stets die Zusammenhänge zwischen Tradition und Moderne. Aus ihrer Werkstatt kommt anspruchsvoller Schmuck für die Frau des 21. Jahrhunderts. Selbstredend stammen die Edelsteine von Fairtrade-verifizierten Minen und Lieferanten und das Gold, das seit den 1970er-Jahren im deutschen Raum im Umlauf ist, wird immer wieder aufbereitet und umgearbeitet. Wer selbst eine Idee hat, ist bei Cocii ebenfalls an der richtigen Adresse. Individuelle Ideen setzt sie gerne um. Durch das gemeinsame Überlegen und Tüfteln entstehen immer wieder neue Sichtweisen und Raum für Inspiration.

3. Kathrin Heubeck

Kathrin Heubeck, Architektin und Designerin, gründete ihr gleichnamiges Taschenlabel in Brooklyn, New York. Seit 2014 fertigt sie, exklusiv und in Handarbeit, minimalistische Handtaschen und Accessoires in ihrem Studio in München. Jedes Modell ihrer Kollektion zeichnet sich aus durch eine kompromisslose Schlichtheit, die ihre Produkte zu eleganten, zeitlosen Begleitern machen. Die Rohware kommt ausschließlich aus Deutschland und ist unter ökologischen Gesichtspunkten produziert. Im Entwurfsprozess liegt der Fokus stets darauf, dem Material den größten Raum zu geben – das Design muss immer so sein, dass das Material in seiner Schönheit wirklich wirken kann. Beim Entwerfen zählt jedes noch so kleine Detail. Für Kathrin Heubeck ist die Tasche ein ständiger Begleiter, der es ermöglicht, die ganz persönlichen Dinge immer bei sich zu tragen. Natürlich ist eine Handtasche auch ein modisches Statement. Die Faszination dabei ist, ein schönes Material in eine schöne Form zu bringen und die Tatsache, dass Leder – weil ein Naturprodukt – immer anders ist und so jeder Tasche/jedem Produkt einen ganz eigenen Charakter verleiht. Jeder einzelne Arbeitsschritt erfolgt in ihrem Studio, das sie sich übrigens mit Claudia Lassner teilt.

4. Gertraud Stadler

Seit den 1970er-Jahren verkauft, restauriert und repariert Gertraud Stadler in ihrem Laden Puppen – und manchmal auch derangierte Teddybären oder Marionetten. Begonnen hat aber alles mit dem Verkauf von Puppen, die sie selbst in Auftrag gegeben hatte. Alle von Hand gefertigt und bemalt. Die Reparaturen kamen dann bald dazu. Handwerklich und künstlerisch begabt, brachte sie sich die Fertigkeiten dafür selbst bei. Learning by doing mit Ausdauer, Hingabe und kreativer Improvisation. Die braucht es auch, weil viele Ersatzteile heute einfach nicht mehr verfügbar sind. Aber in Stadlers riesigem Ersatzteilfundus findet sich immer irgend etwas, womit sie die Puppen doch repariert oder restauriert bekommt. Ihr Beruf ist Berufung und diese Liebe spürt man bei jedem Handgriff, vor allem, wenn sie ein bisschen tüfteln muss. Dabei erzählt jede Puppe auch eine Geschichte, egal, ob sie bereits im Laden ist oder zum Verarzten vorbeigebracht wird. Der emotionale Wert für die Eigentümer übertrifft oft bei Weitem den eigentlichen Wert der Spielzeuge, die alle Kopf, Hände, Arme und – natürlich – einen eigenen Namen haben.

5. Marie Darouiche und Rahmée Wetterich

Dirndl à l’Africaine. Das sind traditionelle bayerische Dirndl geschneidert aus farbenprächtigen, afrikanischen Stoffen. Die aus Kamerun stammenden Schwestern Marie Darouiche und Rahmée Wetterich gründeten 2010 das Label Noh Nee mit der Idee, folkloristische Elemente ihrer beiden Heimaten zu vereinen. Heute sind die Kollektionen von Noh Nee nicht nur ‚Tracht‘, es ist aber bei einem so interessanten Fusion-Mode-Label müßig zu sagen, wofür die Kleider, Mäntel, Röcke und Westen vorgesehen sind, liegt dies doch immer im Auge des Betrachters beziehungsweise der Kundin. Was Noh Nees Kollektionsteile nicht sind: zurückhaltend und monochrom. Schon die Mutter der beiden Schwestern ist Schneiderin und Marie erlernte ebenfalls dieses Handwerk. Rahmées beruflicher Hintergrund liegt in der Modebranche und im Interior Design. Noh Nee Dirndl werden von Hand, teils in München, teils in Benin, genäht. Dort unterstützen die Schwestern seit 2016 mit dem „Project Justine“ lokaljunge Menschen, die dort erst das Schneider*innen- Handwerk erlernen und dann dort, auch für Noh Nee Benin, produzieren und das Erlernte weitergeben.

6. Bea Bühler

Frau nehme eine Münchnerin, ein Studium der Innenarchitektur und Produktdesign in Paris, sowie 20 Jahre Leben und Arbeiten in der französischen Hauptstadt – und schon landet man bei Bea Bühler und ihrem Lederdesign. Das Besondere: Bea verbindet klare, zeitlose Pariser Eleganz mit deutschem Funktionalismus. Dabei arbeitet sie ausschließlich mit französischem Leder und produziert zu 100 % in Frankreich, hauptsächlich in Paris. Ihre Kollektionen spiegeln Beas Leidenschaft für Design, Funktionalität und Qualität wider. Die Inspiration für Taschen und Accessoires schöpft sie aus ihrem Alltag und dessen Notwendigkeiten. Dann wird recherchiert, die Idee zur Skizze und schließlich zum Prototypen, ehe Leder und Hardware wie Reißverschlüsse, Ketten und Beschläge ausgewählt werden. Gemeinsam mit der Ledermanufaktur folgt schließlich der kreative Prozess zwischen Entwurf und handwerklichem „Savoir Faire“, ehe ihre einzigartigen Designerhandtaschen real werden. Seit 2019 hat Bea Bühler einen eigenen Showroom in der Münchener Au eröffnet, wo sie ihre Kollektion präsentiert. Weil sie nicht immer vor Ort sein kann, sollten Besucher*innen sich kurz telefonisch vorher anmelden.

7. Katharina Starzer

Der Ton klar und brillant, und dabei mühelos zu erzeugen – das ist Katharina Starzers Maxime beim Bau von Geigen. Nach der Ausbildung zur Geigenbauerin schärfte sie ihre handwerklichen Fähigkeiten in verschiedenen Werkstätten, bis sie sich nach erfolgreicher Meisterprüfung in der Kellerstraße selbstständig machte. Dort erschafft sie Klang nach allen Regeln der Geigenbaukunst. Ihre Geigen entstehen nach Vorlagen von Amati, Guarneri und natürlich Antonio Stradivari, aus Ahorn- und Fichtenholz. Das wird in den Wintermonaten bei Neumond geschlagen und kommt nach längerer Lagerung auf Katharinas Werkbank. Dort folgt sie dem Faserverlauf des Holzes, hobelt und sticht, und es entsteht Schritt für Schritt die klanggebende gewölbte Form. Jedes Streichinstrument ist ein Unikat und trägt nach zweimonatiger Herstellungszeit ihre klangliche Handschrift. In der Werkstatt entstehen Korpus und Zargenkranz, Hals und Schnecke. Der Bassbalken wird eingeleimt, die F-Löcher geschnitten und Griffbrett und Geigensteg werden aufgepasst. Ganz am Schluss wird lackiert. Wenn die Geigensaiten dann zum ersten Mal zum Schwingen gebracht werden, offenbart sich an der Klangfarbe die ganze Virtuosität des Geigenbauhandwerks.

8. Christa Schwarztrauber

Christa Schwarztrauber, Schriftsetzermeisterin, hatte 1976 eine Vision. Gerade wurde in den Druckereien von Blei- auf Fotosatz umgestellt, als sie anfing, Blei und Holz-Schriften aktiver zu sammeln – immer im festen Glauben diesen charakterstarken Schriften eines Tages ein Denkmal zu setzen. (Die Setzkästen, in denen diese Schrift-Sätze aufbewahrt wurden, waren in den 1980ern häufiger Bestandteil so mancher Wohnungsdekoration.) 1989 gründete sie schließlich in den Räumen einer ehemaligen Druckerei die Handsatzwerkstatt Fliegenkopf. Hier werden Schriften gesetzt und von Hand gedruckt. So wurde die Inhaberin nicht nur Sammlerin und Setzerin, sondern gestaltet noch heute feinste Druckerzeugnisse in Kleinst-Serien, zu deren Kauf wir nur raten können. Kulturell wertvoll sind jedoch nicht nur Schwarztraubers Kurse im Handsatz, sondern ihre Schriften liegen inzwischen auch von Hand katalogisiert in zwei vollständigen Schriftmusterbänden vor. Dabei sind Frau Schwarztrauber und ihr Kollege, der sich leidenschaftlich um die Maschinen kümmert, längst Ruheständler. Deshalb: Termine zum Stöbern und Einkauf, sowie für die Kurse bitte unbedingt vorher telefonisch abstimmen.

9. Veronika Wagner und Svenja Weimann

Leidenschaftliche Handarbeit für qualitätsbewussteMenschen. So beschreiben Veronika Wagner und Svenja Weimann ihre Taschenkreationen, die sie unter der Marke Vanook seit 2014 in ihrer Münchner Werkstatt herstellen. Dabei ist der Ideenprozess für eine Tasche ein langer. Er kann Monate dauern, selbst wenn die beiden Schneidermeisterinnen diesen kreativen Teil ihrer Arbeit am meisten schätzen. Herauskommen puristische Designs mit vielen durchdachten und äußerst praktischen Details. Mal wird ein Weekender durch den Einsatz von Stoffen leichter gemacht, dann im Rucksack ein Fach für den Laptop versteckt oder mit Asymmetrie gespielt, um im Waschbeutel ein bisschen mehr Platz zu schaffen und ihn dennoch höchst portabel zu halten. Nachhaltigkeit ist bei Vanook keine Worthülse. Die Transportwege sind kurz, die verarbeiteten Materialien hochwertig und aus der Region. Die Kleinserien für die designaffinen Kunden*innen sind nicht nur schön, sondern auch langlebig und dank zeitlosem Design auch keinen Trends unterworfen. Wer Lust hat, kann Taschen gerne Probetragen – und jederzeit in der Ladenwerkstatt beim Entstehungsprozess zuschauen.

10. Annika Schüler

Feine Linien, zarte Formen und der Charakter des Handwerks – Annika Schüler Porcelain ist eine Ein-Frau-Manufaktur, die Unikate entstehen lässt, denen man ihren Entstehungsprozess ansieht. Mit Leidenschaft und Liebe zum Detail, von der Idee bis zum fertigen Stück. In freier Handarbeit fertigt Annika Schüler überwiegend Tischgeschirr aus englischem Porzellan, das sich vor allem durch eine gleichmäßige Dichte und reinstes Weiß auszeichnet. Während Porzellan oftmals in Formen gegossen wird, dreht sie die meisten ihrer Stücke ganz klassisch auf der Töpferscheibe – alles Einzelstücke. Für Kunden ist Annika Schüler vor allem eine sehr gute Zuhörerin. Aus deren Informationen entwickelt sie ein Konzept. Restaurantbesitzer etwa bringen Bilder ihres Interieurs und der Speisen mit. Dann wird entschieden, ob sich das Geschirr entweder perfekt in die Umgebung anpasst oder stimmig abhebt. Dabei setzt sie auf traditionelle Farben, Formen und Dekore, die sich bestens in einen modernen Kontext einfügen. Vor allem für ‚Briefings’ nimmt sich die Keramikmeisterin bereitwillig Zeit. Besucher sind gern gesehen, sollten sich aber nach Möglichkeit kurz ankündigen.

11. Saskia Diez

Schmuck machen, den man gerne trägt. Der zu einem passt, der modern ist, unprätentiös und authentisch. Der zeigt, wie man lebt und welche Einstellung wir zu uns und unserer Außenwelt haben. Das hatte Saskia Diez im Sinn, als sie ihre eigene Marke gründete und dabei ihre ganz eigenen Schmuck-Charakteristika verkörpert: Dauer, Liebe, Intimität, Handwerk. In dem Studio im Dreimühlenviertel arbeitet Saskia mit ihrem Team sehr hands on. Anpacken, Materialien zusammenstellen, Muster und Modelle basteln, Koordinieren. Produziert wird dann in verschiedenen Werkstätten. Einige davon in München, gerade einmal 10 Minuten zu Fuß. Der Rest verteilt sich auf Städte in Deutschland. Für Saskia ein Vorteil, schließlich wählt sie die Werkstatt nach Technik und Ausstattung aus. Steine schleifen, Gießen, Lasern, Filigranarbeiten oder Löten, Walzen, Drähte ziehen – all das erfordert unterschiedliche Werkzeuge und Fähigkeiten. Am Ende aber zählt das Ergebnis: ein Schmuckstück, das dem hohen Design und Qualitätsanspruch Saskias genügt, dabei erschwinglich bleibt und, das Wichtigste, den*die Käufer*in zum Strahlen bringt.

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