#Fragen, warten, suchen
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„Fragen, warten, suchen“
Der Buchhändler schaute über seinen Bildschirm. Er hatte gerade den Titel eines vor wenigen Monaten erschienenen Bildbands eingegeben: „Wenn Sie ihn zu Ostern verschenken wollen, kann ich ihn bestellen.“ Das nächstmögliche Lieferdatum: April 2022. Die Dame an der Tür im Luxusgeschäft wiederum, in dem ich nur einen Lippenstift kaufen wollte, sagte: „45 Minuten Wartezeit, Madame.“ Im Porzellanladen war von den zwei Gläsern nur noch eins zu bekommen. Das andere dann ebenfalls zu Ostern.
Herzklopfen auf dem Weg in den Elektronikmarkt
Ich war, so wie viele in diesen Tagen, shoppen – Weihnachtsgeschenke. Mehr als in der Stadt eingekauft habe ich dort allerdings gewartet, gesucht, gefragt. Solche Anekdoten werden wir uns in diesem Jahr nach der Bescherung unterm Baum wohl erzählen – ausverkaufte iPhones, Herzklopfen auf dem Weg zu Saturn. Auch das wegen der Pandemie. Der Einkauf von Geschenken in diesem Jahr ist anders. Lieferketten-Chaos, Personalkürzungen und Mindestabstände in den Läden, an Weihnachten im zweiten Corona-Jahr treffen die Erwartungen von Konsum on demand auf Ware, die allenfalls vorbestellt werden kann oder nur mit Mühe zu bekommen ist. Ist das jetzt ein Eindruck von Mangelwirtschaft?
Weihnachtszeit damals: New York im Jahr 2008; selbst die Boutique von Cartier trägt Schleife.
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Bild: epd
Denn eigentlich ist ja alles da, und wenn es nicht in der Stadt zu bekommen ist, dann doch gewiss im Internet. Onlineshopping hat uns dazu erzogen, dass es nichts gibt, was es nicht gibt. Es sei denn, es ist Pandemie, und auch für die Wasserflasche mit Silikonüberzug zum Sport gilt in jedem Shop der Google-Suche „aktuell nicht lieferbar“.
Im Oktober hieß es: Am besten schon jetzt Geschenke kaufen
Das alles war natürlich absehbar, die Warteschlangen vor den Türen, die leeren Gesichter der Verkäufer. Auch sie erzählen, dass sie heute häufig nicht mehr die Ware von den Lieferanten erhalten, die sie bestellt haben, sondern vielmehr etwas zugeteilt bekommen. Schon Anfang Oktober gab es diese Meldungen: Weihnachtsgeschenke am besten jetzt kaufen, wegen der Lieferprobleme bei Spielwaren, Elektronikartikeln und so weiter. Aber wer will sich im Oktober mit Weihnachtsgeschenken beschäftigen?
Jetzt, so scheint es, sind Weihnachtsgeschenke sogar im Dezember ein bisschen weniger wichtig als sonst. 325 Euro planen die Deutschen laut Gesellschaft für Konsumforschung im Durchschnitt dafür auszugeben. Vergangenes Jahr waren es 330 Euro. Auch der Handelsverband Deutschland meldete Anfang Dezember: schlechte Stimmung unter Verbrauchern, wegen Corona. In der Pandemie ist die Ware knapp, und selbst das, was wir haben können, scheint nicht mehr ganz so glücklich zu machen.
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