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#12 legendäre Orte und ihre Zukunft – von Blub bis Spreepark

12 legendäre Orte und ihre Zukunft – von Blub bis Spreepark

Es gibt Orte in Berlin, die sind einfach legendär. Sei es der Spreepark – früher mal DAS Vergnügungsareal Ost-Berlins. Ehe sich der Besitzer in einer filmreifen Aktion nach Südamerika absetzte und dort in einen handfesten Drogenskandal verwickelt wurde. Oder auch das Blub, das erst Badespaß und dann eine Rattenplage nach Neukölln brachte und an dieser jämmerlich zugrunde ging. Wir haben uns 12 dieser legendären Orte vorgenommen und geschaut, was sie in Zukunft erwartet.


Das Riesenrad im Spreepark wird sich wieder drehen!

2021 wird das Riesenrad abgebaut und saniert. Fünf Jahre später soll es sich wieder drehen, mit Passagieren an Bord! Foto: Imago Images/Hohlfeld

Es ist schon fast eine Art Denkmal, gut zu sehen selbst aus der Ferne – egal ob von der Oberbaumbrücke oder von Lichtenberg aus. Das Riesenrad im stillgelegten Spreepark gehört zu Berlin. Und auch, wenn es schon seit vielen Jahren keine Passagiere mehr befördert, so dreht es sich manchmal sogar doch noch. Wenn auch nur im Wind. Damit ist nun bald Schluss: Es soll sich wieder drehen! Und drumrum auch eine Menge passieren, in. den kommenden Jahren Gastronomie, Gewerbe und Freizeitgestaltungsmöglichkeiten angesiedelt werden. Die Spreepark-Geschichte: Wie eine Fahrt auf der Achterbahn.


Haus der Statistik

Haus der Statistik am Alexanderplatz. Umbenannt in Allesandersplatz, 6. Juni 2020. Foto: Imago Images/Zeitz

Ende der 1960er-Jahre errichtet, gehörte das Haus der Statistik, in dem sich, nun ja, die Zentralverwaltung der Statistik in der DDR befand, zu den Vorzeigebauten am Alexanderplatz. Nach der Wende wurde es von Behörden genutzt, dann aufgegeben, und seit 2008 stand das Bürogebäude leer. Bis jetzt.

Nicht nur wegen der prominenten Adresse weckte der Plattenbau einige Begehrlichkeiten. So mancher Investor wollte den Kasten abreißen. Doch eine Initiative aus Architekten, Künstlern und anderen Aktivisten hat dies verhindert. Man taufte das Haus der Statistik in Allesandersplatz um und veranstaltete dort erstmals im Herbst 2019 allerhand Projekte. Einige Geschosse des Gebäudes sind seitdem bespielt.

Nun gibt es Fortschritte: Im Rahmen des Bundesprogramms „Nationale Projekte des Städtebaus“ wird das Haus der Statistik mit 3,27 Millionen Euro gefördert, hinzu kommen Landesmittel. Besondere Bedeutung kommt dabei den Erdgeschossen zu. Noch steht das Haus leer, in Zukunft wird hier aber saniert und gebaut: Das Rathaus Mitte soll hierhin umziehen. Leerstehende Häuser in Berlin: 12 Geistervillen und Schrottimmobilien.


Townhousecharme statt Badespaß: Das Blub weicht teuren Neubauwohnungen

Das Blub war Berlins größtes Spaßbad und gilt mittlerweile als legendärer Berliner Ort, weil es später zum „Lost place“ wurde. Auf dem Neuköllner Gelände entstehen mittlerweile Wohnungen. Foto: Imago Images/Schneider

20 Jahre dauerte der Spaß, von 1985 bis 2005. Das Berliner Luft- und Badeparadies, kurz Blub, war für die Wende- und Nachwendegeneration das Vergnügungsbad in Berlin. Erst kamen die Jugendbanden, dann die Ratten und schließlich das Aus. Der Bau zerfiel, Brandstifter taten ihr Übriges.

Das Gelände: in einem erbärmlichen Zustand. Inzwischen wurde das Areal geräumt.Die Bauarbeiten für mehr als 600 Wohnungen haben begonnen, Bauherr ist die Höcherl-Group. Von den künftigen Wohnungen sind die wenigsten preisgebunden, will heißen: viel Luxus. Da wünscht man sich doch die Ratten zurück. Mehr über den Wandel des Blubs vom Spaßbad zum Wohnblock erfahrt ihr hier.


Tegel wird zur „Urban Tech Republic“ mit einem Campus für die Beuth-Hochschule

Wo geht’s lang? Künftig braucht es auf dem Tegeler Flughafengelände eine andere Beschilderung. Ins alte Terminal zieht die Beuth-Hochschule. Zudem entsteht dort die „Urban Tech Republic“. Foto: Jacek Slaski

Tegel war der West-Berliner Flughafen! Die Pläne für die Nachnutzung sind bereits ziemlich konkret. Am östlichen Ende, also westlich des „Kutschis“, entsteht mit dem Schumacher-Quartier ein neuer Kiez mit rund 5.000 Wohnungen. Nördlich und südlich davon werden in der Cité Pasteur und dem Areal „TXL Nord“ weitere 4.000 Wohnungen gebaut.

Bauherren sind die landeseigenen Unternehmen, Genossenschaften und private Unternehmer. Leben sollen dort nach dem Willen der Planer vor allem Familien. Locken soll sie ein Bildungscampus mit zwei Schulen, Sport- und Jugendeinrichtungen und sieben Kindertagesstätten. In das alte Terminalgebäude wiederum zieht die Beuth-Hochschule. Zudem wird Gewerbe und Industrie angesiedelt, das Projekt reüssiert unter dem Namen „Berlin TXL – The Urban Tech Republic“.

Damit die künftigen Anwohner sowie Arbeiter und Studis das Gebiet schnell erreichen, ist der Ausbau der U-Bahnlinie 6 geplant. In einer im März vom Senat veröffentlichten Machbarkeitsstudie werden verschiedene Optionen hierfür aufgezeigt, die zwischen 275 und 607 Millionen Euro kosten. Sollte der Senat sich für die teurere, unterirdisch verlaufende Variante entscheiden, müssten dafür Teile des Einkaufszentrums „Clou“ abgerissen werden. Schlimm wäre das wohl nicht.


Künftig toben Kids in der ehemaligen australische Botschaft

Die ehemalige australische Botschaft wird ab Herbst 2021 zum Bildungscampus. Foto: Sonja Tineke/wikimedia commons/CC BY-SA 4.0

Mein Kollege Jacek Slaski schrieb neulich über Schrottimmobilien und Geistervillen, darunter: die ehemalige Botschaft des Irak mit ihrem Plattenbaucharme. Das baugleiche Modell einer DDR-Vorzeigebotschaft liegt ganz in der Nähe und diente einst den Australiern als Besitzung. Die Australier nutzten das Areal inklusive Tennisplatz nach der Wende noch einmal kurzzeitig, von 2017 bis 2019 avancierte der Plattenbau an der Grabbeallee zum Kunsttempel.

Mehr als 30 Künstler*innen residierten zeitweise im Atelierhaus „Australische Botschaft (Ost)“. Mittlerweile gehört das Gelände dem humanistischen Verband Berlin-Brandenburg. Dieser plant die Eröffnung einer Kita und einer Grundschule zum Schuljahr 2021/2022. Ob die Kids dann auch Tennis spielen dürfen wie einst die Botschaftsmitarbeiter?


Stammbahn: Neues Leben für alte Schienen?

Auf diesen Gleisen könnten ab 2030 wieder Züge rollen. Foto: Max Müller

Wer mit der Bahn von Berlin nach Potsdam fährt, kommt am Wannsee vorbei. Das war nicht immer so. Die erste, im Jahr 1838 eröffnete Bahnstrecke Preußens führte von Berlin über Zehlendorf und Kleinmachnow nach Potsdam, auf der sogenannten Stammbahn. Die Gleise existieren teilweise bis heute. Und so lässt es sich gegenwärtig prima auf diesen von Zehlendorf ins Umland spazieren. Künftig könnten dort allerdings wieder Züge fahren.

Seit vielen Jahren schon wird über die Reaktivierung der Stammbahn diskutiert. Derzeit wird das Anliegen, das Teil des Infrastrukturprojekts „i2030“ ist, geprüft. Dort heißt es: „Die Reaktivierung der Stammbahn zwischen Berlin, Klein­machnow und Potsdam als Regionalbahn oder S-Bahn wird mit verschie­denen Varianten, Haltekonzepten und Verbindungsstrecken geprüft.“ Mal schauen, was da kommt. Bis Ende 2021 soll zumindest ein Zeitplan entstanden sein, zuletzt hat Brandenburgs Parlament Druck gemacht, es solle etwas geschehen.


Hochschule Ernst Busch: Proberäume für Künstler oder Spielplatz der freien Szene

Das ikonische Schild hat mittlerweile den Weg nach Mitte gefunden an den neuen Standort der Hochschule. Foto: Imago/PEMAX

Seit Kriegsende wurden Ost-Berlins Spitzenschauspieler in Schöneweide ausgebildet. Erst in einem alten Bootshaus, später im eigens für diesen Zweck errichteten Bau an der Schnellerstraße. Nach 40 Jahren zog die inzwischen nach Ernst Busch benannte Hochschule in einen Neubau in Mitte. Das ikonische Namensschild (Foto) von Achim Kühn haben die Studierenden Ende 2018 mitgenommen.

Am Stadtrand verbleibt hingegen die Immobilie, die nunmehr in den Verantwortungsbereich des Kultursenats fällt. Dieser will es – nach der Sanierung – dem Kulturhaus Mitte überlassen, das dringend auf der Suche nach neuen Proberäumen ist. Aber auch freie Gruppen haben Interesse an dem Projekt, unter anderem die derconischen Volksbühnen-Besetzer*innen. Der Streit scheint intern ausgefochten zu werden, seit Mitte letzten Jahres ist es erstaunlich ruhig um das Objekt geworden…


Bötzow-Brauerei: Eine typische Berliner Endlosbaustelle

Brauerei in Berlin: Ehemalige Bötzow-Brauerei in Prenzlauer Berg.
Ehemalige Bötzow-Brauerei in Prenzlauer Berg. Foto: Imago Images/Schöning

Die größte Berliner Privatbrauerei existierte von 1864 bis 1945 an der Prenzlauer Allee. In der DDR-Zeit dienten die Gebäude als Lagerstätten für Lebensmittelproduzenten. Nach der Wende wechselten die neuen Eigentümer alle paar Jahre. Es gab diverse Pläne für den sanierungsbedürftigen Komplex, die aber alle nicht umgesetzt wurden. Schließlich kaufte der Unternehmer und Kunstsammler Hans Georg Näder das Areal.

Der Architekt David Chipperfield entwarf für Näder einen Bebauungsplan, der unter anderem neue Wohnhäuser, einen Biergarten, ein öffentliches Schwimmbad und ein Kunsthaus vorsah. Die Bauarbeiten dauern an. Bislang finden gelegentlich Kunst-Events, darunter Einzelausstellungen von Neo Rauch, Andreas Gursky und Norbert Bisky, und andere Veranstaltungen „Auf Bötzow“ statt. 12 ehemalige Brauereien in Berlin – so werden die Gebäude heute genutzt.


SEZ: Marode Halle mit Notprogramm statt eines vitalen Spaßbades

Bilder aus besseren Zeiten: Bis 2002 war das legendäre Wellenbad im SEZ in Betrieb. Foto: Imago Images/Wagner

Ein echtes Nachwendedrama ist der Streit um das SEZ. Als das zu Beginn der 2000er-Jahre pleite war, wurde es zum symbolischen Preis von einem Euro an den Unternehmer Rainer Löhnitz weiterverkauft. Der Senat erhoffte sich eine Sanierung und Weiterführung als Spaßbad. Das Problem: Mangelnder Sachverstand führte zu einem äußerst schwammigen Vertrag. Statt eines Wellenbades bot Löhnitz den Berliner*innen nur noch einen Pool.

Geöffnet ist das SEZ nach wie vor, zum Badminton- und Bowlingspielen. Ansonsten verfällt das marode Gebäude. Senat und Löhnitz liefern sich seit 2016 einen heftigen Rechtsstreit. Der Senat hofft, auf dem Gelände künftig Wohnungen bauen zu können. Löhnitz behauptete seinerzeit, es gäbe einen spanischen Investor, der am Wiederaufbau des Spaßbades interessiert wäre. Der Senat unterlag in erster Instanz 2018. Seitdem kämpfen beide Seiten weiter um das Kultobjekt, das 2021 seinen 40. Geburtstag feiert.


Kaufhof am Ostbahnhof: Online- statt stationärer Handel

Das ehemalige Galeria-Kaufhof Gebaeude wurde entkernt und teilweise abgerissen. Nun zeigt der Umbau und Neubau des UP des Signa-Bauherren sein Fassaden-Gesicht. Aufnahme aus dem März 2020. Foto: Imago Images/PEMAX

65.000 Kund*innen zählte das große Centrum Warenhaus am Ostbahnhof einst – täglich! Nach der Wende wurde aus dem Kult-Konsumtempel eine Filiale von Galeria Kaufhof. 2017 war Schluss mit dem stationären Handel. Seitdem wird das Gebäude runderneuert, um den Bedürfnissen des neuen Hauptmieters, des Online-Modeversandhauses Zalando, entgegenzukommen. Kleiner Trostpunkt für die Anwohner*innen: Im Erdgeschoss soll es zumindest eine Apotheke, ein Supermarkt und etwas Gastronomie geben.


Tacheles: Rundumsanierung des legendären Künstlerkaufhauses

Das Tacheles ist nicht nur eine Baustelle, anlässlich des Gallery Weekend Berlin präsentierte die Pop-Up-Ausstellung „Memories of Now“ Erinnerungen an eine andere Zeit. Foto: Imago/ SMID

Das Tacheles ist das künstlerische Gedächtnis Berlins. Ein Künstlerkollektiv rettete am 13. Februar 1990 den vom Krieg noch stehengebliebenen Rest eines ehemaligen Kaufhauses vor der Sprengung. Es folgte eine Ära von Lesungen, Konzerten, Ausstellungen und Performances. 2012 dann die Räumung – der Traum war aus. Vier Jahre später der erste Spatenstich, um eine neue, sehr andere Vision zu verfolgen. Eigentumswohnungen, Büroflächen und Läden sollen an der Oranienburger Straße das Kulturhaus ersetzen. Und es soll auch wieder Kultur geben: Im Rahmen des 2020er-„Gallery Weekends“ gab es eine erste Kunstausstellung. Wir sind gespannt!


Bärenquell: Club, Uni-Campus und Biermanufaktur

Das Gelände der Bärenquell-Brauerei stand 25 Jahre leer, mittlerweile ist doch die Griessmühle ansässig. Foto: Imago Images/POP-EYE

Der israelische Investor Ofer Hava will die seit 25 Jahren leerstehende Bärenquell-Brauerei zum Trendareal machen und möglichst viel von dem Charme der verfallenen Industriebrache mit Graffitis und rostenden Maschinen erhalten. Neben dem Techno-Club Griessmühle, der dort bereits im Sommer zum Biertrinken einlud, soll sich am historischen Standort Gastronomie und Kultur ansiedeln und außerdem ein Uni-Campus entstehen. 250 Millionen Euro will Hava, der das Gelände schon 2015 gekauft hatte, Medienberichten zufolge investieren. Auch ein Bärenquell-Museum und eine Biermanufaktur sollen auf der Industriebrache in Niederschöneweide Platz finden.


Mehr spannende Berlin-Themen

Berliner sind Traditionalisten. Das zeigt sich auch den hiesigen Kneipen, von denen viele mehr als 100 Jahre Bier ausschenken. Diebstahl, Mord, Raub und Betrug gehören zum dunklen Teil des urbanen Zusammenlebens – darunter spektakuläre Kriminal-Fälle: 12 von diesen haben wir hier nachrecherchiert. Berliner Witze sind durchtränkt von den Zumutungen des Lebens in der sandigen Mark Brandenburg und von dem Trotz, den die Bewohner dem entgegensetzen. So kam der Berliner zu seiner großen Schnauze.

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