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#12 ungewöhnlichen Gebäude in Berlin, die ihr sehen solltet

12 ungewöhnlichen Gebäude in Berlin, die ihr sehen solltet

Schräge Formen, schrille Farben, seltsame Nutzung. In Berlin gibt es viele ungewöhnliche Gebäude. Wir haben 12 ausgewählt und wollen sie allen ans Herz legen, die sich für die Stadt begeistern und Lust auf Architektur-Ausflüge haben. Vom Checkpoint Bravo, einem verlassenen Kontrollpunkt an der ehemaligen innerdeutschen Grenze, über das dem Brutalismus verpflichtete Institut für Hygiene und Umweltmedizin bis zum streng geometrischen Kreuzberg Tower von John Hejduk.


Berliner Brutalismus – Institut für Hygiene und Umweltmedizin

Ungewöhnliche Gebäude in Berlin: Institut für Hygiene und Umweltmedizin in Lichterfelde. Foto: Imago/Joko
Institut für Hygiene und Umweltmedizin in Lichterfelde. Foto: Imago/Joko

Beton und Brutalismus erleben eine Renaissance. Was früher als hässlich empfunden wurde, gilt heute als cool und findet weltweit Fans. In Berlin existieren wenige Beispiele für tatsächlich brutalistische Architektur, das Institut für Hygiene und Umweltmedizin in Lichterfelde gehört in jedem Fall dazu.

1974 von dem Architekturbüro Fehling+Gogel gebaut, gilt es als ein gutes Beispiel für den Baustil und die gesamte Nachkriegsmoderne und zählt zu den interessantesten Bauwerken der West-Berliner Ära.

Das vielgliedrige Gebäude, das heute zur Charité gehört, ist mit Büro- und Seminarräumen, Forschungslaboren und einem Auditorium ausgestattet. Anfang 2021 stellte es das entsprechende Landesamt unter Denkmalschutz.

  • Institut für Hygiene und Umweltmedizin Hindenburgdamm 27, Lichterfelde

Ehemaliger Kontrollpunkt Dreilinden – Checkpoint Bravo

Ungewöhnliche Gebäude in Berlin: Ehemaliger Kontrollpunkt Dreilinden in Wannsee. Foto: Imago/Jürgen Ritter
Ehemaliger Kontrollpunkt Dreilinden in Wannsee. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Ohne den Architekten Rainer Rümmler wäre Berlin weniger bunt. Mit seinen fließenden Formen und schrillen Signalfarben prägte er West-Berlin. So stammen von ihm etwa die poppigen U-Bahnhöfe der U7 ebenso wie die Feuerwache in der Wiener Straße in Kreuzberg.

Den „Checkpoint Bravo“, wie der Grenzübergang zwischen West-Berlin under der DDR offiziell hieß, entwarf Rümmler im revolutionären Jahr 1969. Der allierte Kontrollpunkt bestand aus Abfertigungsgebäuden, Raststätte, Tankstelle und Brückenhaus. Heute kann man aufs Gelände fahren und sich das verlassene Areal, das noch gelegentlich für Filmarbeiten benutzt wird, ansehen. Ein Lost Place der deutsch-deutschen Geschichte.

  • Kontrollpunkt Dreilinden Isoldestraße, direkt an der A115 (Kreuz Zehlendorf) in Wannsee

Emil Fahrenkamps Shell-Haus am Reichpietschufer

Shell Haus am Reichpietschufer in Tiergarten. Foto: Imago/Jürgen Ritter
Shell-Haus am Reichpietschufer in Tiergarten. Foto: Imago/Jürgen Ritter

In den frühen 1930er-Jahren entstand das moderne Bürogebäude am Reichpietschufer im Auftrag eines Hamburger Mineralölkonzerns. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es vom Shell Konzern übernommen und diente später der nicht mehr existierenden Bewag als Hauptsitz der Verwaltung.

Seit 1958 steht der in Stahlskelettbauweise, nach Plänen von Emil Fahrenkamp errichtete Bau, der stilistisch der Neuen Sachlichkeit zugeordnet wird, unter Denkmalschutz. Die in senkrechten Wellen strukturierte Fassade macht das Shell-Haus einzigartig. Leider lässt es sich nur von Außen besichtigen, da es heute vom Bundesministerium der Verteidigung genutzt wird. In unmittelbarer Nähe befinden sich einige der interessantesten Botschaftsgebäude in Berlin.

  • Shell-Haus Reichpietschufer 60-62, Tiergarten

Erst Krematorium, dann Kultur: Silent Green Kulturquartier in Wedding

Silent Green Kulturquartier im Krematorium Wedding. Foto: Imago/Schöning
Silent Green Kulturquartier im Krematorium Wedding. Foto: Imago/Schöning

Vor mehr als 100 Jahren wurden an dieser Stelle bereits Leichen eingeäschert. Noch bis 2001 war das Krematorium Wedding in Betrieb, kurz vor der Schließung hat man es sogar aufwendig modernisiert. Die Krematorien in Ruhleben und am Baumschulweg decken den Bedarf in Berlin ab und die Weddinger Institution wurde aufgegeben.

Das sich an neoklassiszistischen Formen orientierende Gebäudeensemble stand lange leer, bis es um 2013 an das Projekt Silent Green Kulturquartier übergeben wurde. Es entstanden Ateliers, Räume für Ausstellungen und Konzerte sowie Büros. Seit 2015 finden im Silent Green regelmäßig Kulturveranstaltungen statt.

  • Silent Green Kulturquartier Gerichtstraße 37-38, Wedding

Zerstört aber nicht verschwunden: Die Synagoge am Fraenkelufer

Synagoge am Fraenkelufer, Kreuzberg. Foto: Imago/Schöning
Synagoge am Fraenkelufer, Kreuzberg. Foto: Imago/Schöning

Um 1916 endeten die Bauarbeiten nach den Plänen des Baumeisters Alexander Beer, seitdem hatte die jüdische Gemeinde in Kreuzberg eine orthodoxe Synagoge. Erst bei der Pogromnacht am 9. November 1938 und anschließend im Zweiten Weltkrieg, wurde das Hauptgebäude zerstört und die Überbleibsel 1959 abgerissen.

Heute ist nur das Nebengebäude erhalten und dient seit den 1950er-Jahren den Berliner Juden als Gotteshaus. Da sich in den letzten Jahrzehnten die jüdische Gemeinde stetig vergrößert hat, ist ein Wiederaufbau des Hauptgebäudes in Planung. Die Grundsteinlegung dafür soll 2023 erfolgen.

  • Synagoge am Fraenkelufer Fraenkelufer 10, Kreuzberg

Das Kranhaus in Oberschöneweide

Kranhaus in Oberschöneweide. Foto: Imago/Jürgen Ritter
Kranhaus in Oberschöneweide. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Dieses Kleinod in Schöneweide liegt zwar etwas versteckt, aber bietet eine sensationelle Optik. Das liegt nicht zuletzt am Kran, der auf dem denkmalgeschützten Industriegebäude thront. Das passenderweise Kranhaus-Café benannte Lokal bietet einen mindestens ebenso eindrucksvollen Blick auf die Spree. Die Betreiber*innen servieren neben Kaffee und Kuchen auch Drinks, Gäste können ebenfalls auf der Terrasse von Fahrradtouren pausieren oder mit Aperol Spritz auf den Sonnenuntergang warten.

  • Kranhaus Paul-Tropp-Straße 11, Oberschöneweide

Anti-Postmoderne, der Kreuzberg Tower von John Hejduk

Kreuzberg Tower von John Hejduk in der Charlottenstraße. Foto: Imago/Schöning
Kreuzberg Tower von John Hejduk in der Charlottenstraße. Foto: Imago/Schöning

Das letzte stadtplanerische Großprojekt in West-Berlin war die Internationale Bauausstellung 1987. Mit dem Ziel der „behutsamen Stadterneuerung“ folgte sie der Idee des damaligen Berliner Senatsbaudirektors Hans-Christian-Müller. Einer der wichtigsten Architekten der IBA 87 war Josef Paul Kleihues.

In diesem Zusammenhang entstand auch der „Kreuzberg Tower“ des US-Architekten John Hejduk, einem Mitarbeiter des Stararchitekten I. M. Pei und neben Peter Eisenman Mitglied der Architekturgruppe „New York Five“, die sich als radikale Erneuerer der Architektur begriffen.

In der Charlottenstraße in Kreuzberg wurde Hejduks 14-geschossiges Atelier- und Wohnhaus errichtet. Die strengen geometrischen Formen und die gedeckten Grün- und Grautöne stellten sich den damaligen Vorstellungen der Postmoderne entgegen.

  • Kreuzberg Tower Charlottenstraße 96-98, Kreuzberg

Perle der modernen Architektur: Mosse-Zentrum-Berlin in Mitte

Ungewöhnliche Gebäude in Berlin: Gebäude des Mosse-Zentrum-Berlin in der Schützenstraße 25, Mitte. Foto: Imago/Klaus Martin Höfer
Gebäude des Mosse-Zentrum-Berlin in der Schützenstraße 25, Mitte. Foto: Imago/Klaus Martin Höfer

Der junge Zionist Mendelsohn studierte in Berlin und München, wo er von den Künstlern des „Blauen Reiters“ beeinflusst wurde. Seine professionelle Laufbahn begann nach dem Ersten Weltkrieg mit einem frühen Erfolg. Durch eine private Bekanntschaft, bekam er den Auftrag ein Sternobservatorium auf dem Telegraphenwerk in Potsdam zu bauen, den Einsteinturm (1920-1922).

Mendelssohn verwirklichte in den folgenden Jahren bemerkenswerte Wohn- und Geschäftshäuser sowie Industriebauten. Dabei gelten die Hutfabrik in Luckenwalde, erbaut in den Jahren 1921-1923, sowie der Umbau des aus der selben Zeit stammenden Mossehauses für den Verleger Rudolf Mosse, zu den wichtigsten Beispielen für die Architektur der Moderne in Berlin. 

  • Mosse-Zentrum-Berlin Schützenstraße 25, Mitte

Wo der Rundfunk der DDR residierte – Das Funkhaus Berlin in der Nalepastraße

Funkhaus Berlin in der Nalepastraße. Foto: Imago/Jürgen Ritter
Funkhaus Berlin in der Nalepastraße. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Der Hauptsitz des Rundfunks der DDR am Spreeufer in Köpenick ist ein sagenumwobener Ort. Das Funkhaus Nalepastraße beherbergt eines der besten Aufnahmestudios des Landes, seit der Wende haben sich zahlreiche Künstler in dem Gebäude Ateliers eingerichtet und die Konzerte im großen Sendesaal, die dort gelegentlich stattfinden, gehören regelmäßig zu den musikalischen Höhepunkten des Berliner Kulturlebens.

Errichtet wurde das Funkhaus in den 1950er-Jahren nach Plänen des Architekten Franz Ehrlich. Auf dem Gelände einer alten Sperrholzfabrik entstand eines der modernsten Sendehäuser Europas, das bis 1993 genutzt wurde. Seitdem hatte die berühmte Immobilie mehrere Eigentümer und es gab immer wieder neue Pläne für die Nachnutzung.

Die im Funkhaus residierenden Künstler sollen wohl auch in Zukunft bleiben, der neue Investor Uwe Fabich will darin ein riesiges Musikstudio einrichten und die Veranstaltungsräume ausbauen.

  • Funkhaus Berlin Nalepastraße, Köpenick

AVUS Motel in Westend

Ungewöhnliche Gebäude in Berlin: AVUS Motel in Westend. Foto: Imago/Joko
AVUS Motel in Westend. Foto: Imago/Joko

„Hitler hat ja die Autobahn gebaut“, lautet die stumpf-naive Aussage von Leuten, die meinen, dass es am Dritten Reich ja „irgendetwas Gutes“ schon gegeben haben muss. Das mit der Autobahn stimmt nicht ganz, ist aber eine andere Geschichte. Die AVUS in Berlin stammt jedenfalls aus dem Jahr 1921 und hat in ihren Ursprüngen mit den Nazis nichts zu tun.

Doch auch Hitler setzte auf Geschwindigkeit, Technik, Industrie und offensichtlich auch Autorennen. Denn die AVUS war eine Rennstrecke und wurde auch vor 1933 für Rennen benutzt. Die Nazis, die auch in der Berliner Architekturgeschichte ihre Spuren hinterlassen haben, machten da weiter.

Sie ließen um 1937 an der AVUS eine Zuschauertribüne aufbauen, erweiterten und modifizierten die Kurven und ließen ein Gebäude mit einem Zielrichterturm an die Strecke bauen. Dieser kuriose Rundbau begegnet bis heute jedem Berliner Autofahrer, der von der AVUS runterfährt. Mittlerweile wird das Gebäude mit dem lustigen Turm als Motel genutzt.

  • Avus Motel Halenseestraße 51, Charlottenburg

Wohnhaus über der Autobahn – Die Schlange in der Schlangenbader Straße

Hochhaus über der Autobahn in der Schlangenbader Straße. Foto: Imago/Schöning
Hochhaus über der Autobahn in der Schlangenbader Straße. Foto: Imago/Schöning

Die „Schlange“, wie die Autobahnüberbauung an der Schlangenbadener Straße in Wilmersdorf von den Berlinern genannt wird, gehört zu den eigenwilligsten Wohnungsbauprojekten in West-Berlin. Entstanden ist der riesige Wohnblock in den 1970er-Jahren als Reaktion auf die Wohnungsknappheit in der Mauerstadt. Insgesamt gehören fast 1800 Wohnungen zu der Anlage.

Das umstrittene Projekt stand auch symbolisch für die Probleme des sozialen Wohnungsbaus. Die Idee von Wohnungen über einer Autobahn stieß bei vielen Kritikern auf Unverständnis. Heute steht das Bauwerk unter Denkmalschutz. Autobahnüberbauungen als Lösung des Wohnungsproblems haben sich jedoch nicht durchgesetzt. Zum Glück.

  • Schlange Schlangenbader Straße, Wilmersdorf

Haus Plettner

Ungewöhnliche Gebäude in Berlin: Das haus Plettner in Spandau. Foto: Norhei/Wikimedia Commons/CC 3.0
Das Haus Plettner in Spandau. Foto: Norhei/Wikimedia Commons/CC 3.0

Zum Schluss noch ein Kleinod aus Beton. Tief in Spandau versteckt, steht seit 1971 das Haus Plettner. Das komplett aus dem grauen Werkstoff gegossene Wohnhaus verwirklichten die Architekten Jan und Rolf Rave im Auftrag des Immobilienhändlers Hans-Peter Plettner. Das Projekt ist landesweit ein Unikum, denn die Verwendung von Stahlbeton im Einfamilienhausbau ist überaus selten.

Das Haus Plettner ist eine Perle der Architektur. Hier geht es zu 12 zeitgenössischen Projekten in Berlin, die man ebenfalls sehen sollte.

  • Haus Plettner Scharfe Lanke 51, Spandau

Wir haben euer Interesse an Berlins Architektur geweckt? Dann legen wir euch unseren Guide der Berliner Architektur ans Herz, von Bauhaus bis Baller, von Top bis Flop. Eine mit der Zeit populärer gewordene Bauform ist der Brutalismus – den es auch in Berlin viel zu sehen gibt. Wer noch mehr schöne Dinge sehen will, folgt am besten unseren gesammelten Ausflugstipps für Berlin.

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