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#Mein Vater, der Mörder

Mein Vater, der Mörder

Schon früh zeigte sich, dass Kathy Gillcrist anders war als ihre Eltern. Während Norma und Jack Sidebottom in Stoughton im amerikanischen Bundesstaat Massachusetts ein ruhiges Leben führten, fiel ihre Tochter immer wieder durch Gefühlsausbrüche und Eskapaden auf. „Ich wollte berühmt werden, vielleicht sogar berüchtigt“, erinnert sich die Dreiundsechzigjährige jetzt in einem Fernsehinterview. Freunde und Verwandte schrieben ihr Temperament der Vergangenheit des Mädchens zu. Es war 1957 von den Sidebottoms adoptiert worden, nachdem seine biologische Mutter es kurz nach der Geburt im Kinderheim „New England Home For Little Wanderers“ abgegeben hatte.

Vor einigen Jahren packte Gillcrist die Neugier. Die Englischlehrerin aus North Carolina schickte einer Online-Datenbank für Ahnenforschung eine DNA-Probe, um etwas über ihre Wurzeln zu erfahren. Durch den Abgleich des Erbguts stieß sie auf drei entfernte Kusinen, unter ihnen Susan Gillmor, eine Genealogin aus Maine. Gillmor half Gillcrist, ihre biologische Mutter ausfindig zu machen. Einige Jahre später entdeckte sie auch Gillcrists Vater. „Susan rief mich an und sagte, sie habe ihn gefunden, würde mir aber nur seinen Namen verraten“, sagte Gillcrist. Aus Spaß fragte sie, ob ihr biologischer Vater berühmt sei. „Ja, irgendwie schon“, antwortete Gillmor.

Der Mord füllte 1976 Zeitungsseiten

Als Gillcrist den Namen William Bradford Bishop Jr. in die Suchmaschine eingab, öffnete sich die Seite der amerikanischen Bundespolizei FBI – samt Steckbrief. Bishop, hieß es auf dem Fahndungsplakat, sei auf der Flucht. Die „Morde mit einem stumpfen Gegenstand“, die das FBI dem heute Vierundachtzigjährigen vorwarf, hatten im März 1976 in den Vereinigten Staaten ganze Zeitungsseiten gefüllt. In einem eilig ausgehobenen Grab in einem Wald bei Columbia in North Carolina fand ein Ranger damals die verkohlten Leichen von Bishops Familie. Die Polizei geht davon aus, dass er seine 68 Jahre alte Mutter Lobelia, seine 37 Jahre alte Ehefrau Annette sowie die gemeinsamen Söhne, den 15 Jahre alten William, den zehn Jahre alten Brenton und den fünfjährigen Geoffrey, in ihrem Haus in Bethesda (Maryland) mit einem Schlosserhammer erschlagen hatte.

Im roten Kombi der Familie fuhr er die Leichen laut Ermittlungsakte anschließend in den fast 450 Kilometer entfernten Wald, um sie dort zu verbrennen. Die Schaufel, die man neben dem Erdloch mit ihren Überresten fand, trug einen Aufkleber der Montgomery Mall. Dort hatte Bishop am Tag zuvor auch Hammer und Benzinkanister gekauft. Die Bishop-Morde gehören zu den brutalsten Verbrechen in dem Vorort von Washington. „Ich bin in einer sehr humorvollen Familie aufgewachsen. Als ich das las, musste ich lachen. Natürlich, mein Vater musste ein berühmter Mörder sein“, sagte Gillcrist nun dem Sender WECT.

Wurde kurz nach der Geburt in einem Kinderheim abgegeben: Kathy Grillcrist


Wurde kurz nach der Geburt in einem Kinderheim abgegeben: Kathy Grillcrist
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Bild: WECT

Nach jahrzehntelangem Rätseln um ihre Herkunft barg der Steckbrief mehr Information, als die Dreiundsechzigjährige je über ihren Vater erwartet hätte. Bishop war im Jahr 1936 im kalifornischen Pasadena geboren worden, studierte in Yale Amerikanistik und Italienisch am Middlebury College in Vermont. Bei einem Aufenthalt in Botswana erwarb er eine Pilotenlizenz. „Bishop war in der Vergangenheit in psychiatrischer Behandlung und nahm Medikamente gegen Depressionen“, warnte das FBI zudem auf dem Fahndungsplakat. „Ich erkannte mich ein bisschen wieder. Auch ich litt immer wieder unter Angstzuständen“, sagte Gillcrist, die im Herbst das Buch „It’s In My Genes“ (etwa „Es liegt in meinen Genen“) veröffentlicht hat.

Bishop bleibt bis heute verschwunden

Wie die Ermittler ebenfalls rekonstruierten, heiratete Bishop 1959 seine Ehefrau Annette – zwei Jahre nachdem seine frühere Freundin, damals 17 Jahre alt, Gillcrist zur Welt gebracht hatte. Dass Bishop von Schwangerschaft und Geburt wusste, gilt als unwahrscheinlich. Ebenso offen blieb, warum der mutmaßliche Mörder seine Familie auslöschte. Bishop arbeitete als Spionageabwehroffizier, bevor ihn der Auslandsdienst der amerikanischen Regierung nach Botswana, Äthiopien und Italien schickte. An dem Tag, als Bishop nach Hause fuhr, auf dem Weg einen Hammer kaufte und seine Familie tötete, hatte das State Department eine Beförderung ausgeschlagen. Knapp drei Wochen nach dem Verbrechen, das dem damals Neununddreißigjährigen in den Vereinigten Staaten den Beinamen „Familien-Vernichter“ einbrachte, wurde sein Auto verlassen in den Smoky Mountains in Tennessee gefunden, fast 600 Kilometer entfernt von der Erdmulde, in der er die Leichen in Brand gesteckt hatte.

Obwohl Beweisstücke wie Tablettenpackungen mit Bishops Fingerabdrücken, blutgetränkte Kleidungsstücke, Hammer und Schaufel in der Asservatenkammer in Montgomery County zahlreiche Regale füllen, bleibt Gillcrists Vater bis heute verschwunden. In den vergangenen 45 Jahren gingen immer wieder Hinweise von Personen ein, die meinten, den mutmaßlichen Mörder in Italien, Großbritannien oder Deutschland gesehen zu haben. Auch dass der 84 Jahre alte Bishop, ein Naturmensch mit Faible für Camping und Wandern, weiter in Amerika lebt, schließt das FBI nicht aus.

Die Erinnerung an den 1. März 1976 lässt seine Tochter Kathy Gillcrist bis heute erschaudern. „Ich nahm an diesem Tag an einem Schönheitswettbewerb teil, einem der erbaulichsten Dinge überhaupt“, sagte sie dem „Bethesda Magazine“. „Mein Vater war derweil dabei, Leute umzubringen.“

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