Nachrichten

#Unterstützung der Ukraine: Kein Churchill nirgends

„Unterstützung der Ukraine: Kein Churchill nirgends“

Am 13. Mai 1940, als Winston Churchill seine erste Rede als britischer Premierminister hielt, waren Wien und Prag, Warschau, Kopenhagen und Oslo schon gefallen. Hitler hatte eine Hauptstadt nach der anderen besetzen können, weil Frankreich, Großbritannien und die übrige Welt vor Schreck erstarrt waren. Als Churchill sich dann im Unterhaus zum Sprechen erhob, war sein Vorgänger Chamberlain gerade gestürzt. Der hatte lange erfolglos versucht, Hitler zu besänftigen. Er hatte seinen Wählern keine Opfer für eine Sache zumuten wollen, von der viele damals noch glaubten, sie sei nicht die ihre. Deshalb hatte er den Briten und wohl auch sich selbst lange das bequeme Märchen erzählt, man könne Hitler zähmen, ohne große Opfer zu bringen.

Chamberlain täuschte sich. Bald rollten deutsche Panzer auch auf Paris, und Chamberlain stürzte. In London trat jetzt Churchill ans Pult und sagte: „Ich kann euch nichts bieten außer Blut, Mühe, Schweiß und Tränen.“ Er war ehrlich, und er vertraute darauf, dass die Briten das akzeptieren würden.

Heute ist manches anders. Russland greift die Ukraine zwar an, aber Kiew ist noch nicht gefallen, und vielleicht wird es auch nicht fallen. Trotzdem ist auch manches wie damals. Fachleute haben Russlands Krieg schon vor Jahren vorausgesehen und beschrieben. Sie hatten ihn aus Wladimir Putins Reden und Vorbereitungen herausgelesen, so wie sie aus seinen Ultimaten vom letzten Dezember jetzt auch herauslesen, dass seine Ziele weit über die Ukraine hinausgehen. Alles deutet darauf hin, dass Kiew nicht die letzte Hauptstadt sein wird, die er angreift, und dass auch Estland, Lettland und Litauen auf Putins Eroberungsplan stehen könnten. Die Fachleute hatten weiter gefolgert, dass die NATO ihre Glaubwürdigkeit verlieren und zerfallen würde, wenn sie solche Eroberungen dulden müsste. Und sie waren zu einer finalen Warnung gekommen: Wenn das geschieht, kann ganz Europa zum russischen Einflussgebiet werden.

Die Muster der Verzagtheit

Jetzt greift Putin an, wie es vorhergesagt wurde, und wieder wirken die alten Muster. Die westliche Welt schaut erschrocken zu, und wo sie Sanktionen verhängt, tut sie es nicht mit letzter Konsequenz. Besonders heftig zögern die Deutschen. Olaf Scholz hat zwar eine Zeitenwende verkündet, aber wenn Deutschland alte Flugabwehrraketen bereitstellen will, damit ukrainische Soldaten russische Bomberpiloten von der Tötung ihrer Familien abhalten können, sorgt Berlin nicht für schnelle Lieferung.

F.A.Z. Frühdenker – Der Newsletter für Deutschland

Werktags um 6.30 Uhr

ANMELDEN

Und das deutsche Zögern setzt noch viel früher an. Nach Ansicht des Bundeskanzlers sowie seiner Partner Robert Habeck und Christian Lindner soll Deutschland auch in der wirtschaftlichen Konfrontation erst einmal nicht zu viel wagen. Es soll zum Beispiel nicht aufhören, von Russland Öl und Gas zu kaufen. Dieser Handel finanziert zwar Putins Krieg, aber wenn er ausfiele, würden es für Deutschland unbequem. Dann, sagen sie in Berlin, wird sicher das Benzin noch teurer. Dann verlieren vielleicht sehr viele Menschen ihren Arbeitsplatz. Dann müssten die Deutschen auf Wohlstand verzichten. So etwas aber, sagte Habeck unlängst, müsse man dann erst mal durchstehen können.

Niemand wagt es, die Wahrheit zu sagen

Die Bundesregierung aber ist nicht bereit, so etwas durchzustehen. Sie glaubt nicht, dass die Deutschen ernste Einbußen in Kauf nehmen würden, um den Krieg zu stoppen. Die führenden Köpfe der Koalition ahnen zwar, dass Russland nach der Ukraine nicht aufhören wird und dass nach Kiew vielleicht Tallinn dran ist. Habeck zum Beispiel sagt, er erkenne bei Putin ein imperialistisches „Muster“.

Trotzdem vertrauen er und seine Partner den Deutschen nicht so, wie Churchill den Briten vertraute. Deshalb schenkt die Bundesregierung ihren Wählern nicht reinen Wein ein. Deshalb hakt der Bundestag eine bewegende Ansprache des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj so kaltschnäuzig ab, als habe nur jemand die Tagesordnung verlesen. Niemand traut sich, eine Blut-Schweiß-und-Tränen-Rede zu halten. Nicht einmal eine Benzin-und-Rezession-Rede wagt man in Berlin. Lieber verspricht man wider besseres Wissen den Fortbestand der Komfortzone.

Das ist nicht nur unredlich den Deutschen gegenüber. Das ist auch ein verheerendes Signal der Verzagtheit an Putin, und zwar genau zu einer Zeit, in der eigentlich Stärke gefragt wäre. Russlands Angriff läuft schlecht. Die Ukrainer wehren sich, Putins Panzer stecken fest. Starke Sanktionen könnten ihn vielleicht zum Innehalten bringen. Stattdessen hört er jetzt: Von Berlin zumindest musst du nicht viel fürchten, denn anders als damals Churchill trauen deutsche Politiker ihren Wählern jene Klugheit und Durchhaltekraft nicht zu, die man braucht, um einen Aggressor zu stoppen. Keine Sorge, ist das Signal, wir tun dir nichts, was auch uns wehtun könnte.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!