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#80. Geburtstag: Abenteuer für mehr als ein Leben: Regisseur Werner Herzogs Lebensgeschichte

„80. Geburtstag: Abenteuer für mehr als ein Leben: Regisseur Werner Herzogs Lebensgeschichte“




Kultregisseur Werner Herzog ist Autodidakt, Anarchist und Weltreisender. Mit seiner Lebensgeschichte könnte erBände füllen. Zu seinem 80. Geburtstag hat er nun seine Memoiren „Jeder für sich und Gott gegen alle“ geschrieben.

Schon als Kind wollte Werner Herzog Filme machen. Und obwohl seine Mutter „generelle Bedenken“ dagegen hatte, vermittelte sie ihm in München einen Kontakt in die Bavaria-Filmstudios. Einen Nachmittag lang sah er in Geiselgasteig einer Produktion zu, was ernüchternd war: „Die Wichtigtuerei aller Beteiligen – vor und hinter der Kamera – war unerträglich: Das war nicht, was ich meinte.“ Also würde er alles aus sich selbst heraus schaffen müssen. Er war 15, als eine Produktionsfirma Interesse an einem seiner Exposés hatte. Lang gelang es ihm, die Verhandlungen am Telefon zu führen. Als sich ein persönlicher Termin aber nicht mehr vermeiden ließ, lachten die Produzenten nur, als er durch die Tür kam: „Ah, der Kindergarten will jetzt auch schon Filme machen!“ Wortlos verließ der Junge den Raum und dachte sich: „Das sind Kretins, die von nichts eine Ahnung haben.“

Starregisseur Werner Herzog: Seine erste Kamera war geliehen

Bis heute ist der Filmemacher Werner Herzog, der am 5. September seinen 80. Geburtstag feiert, ein Anarchist, Autodidakt und Abenteurer. Einer, der nicht mit dem Strom schwimmt. Seine erste Kamera lieh er sich am Institut für Film und Fernsehen und brachte sie nie wieder zurück. Er ist einer der wichtigsten Vertreter des internationalen Autorenfilms und des Neuen Deutschen Films, auch, wenn er sich selbst dem nie zurechnete. Als Autor, Regisseur, Produzent und Schauspieler trat er in Erscheinung. Einem größeren Publikum ist er bekannt durch seine Filme mit Klaus Kinski, über die er in Büchern („Die Eroberung des Nutzlosen“) und Filmen („Mein liebster Feind“) viel zu erzählen hat. Überhaupt ist Werner Herzog ein begnadeter Erzähler, wie er jetzt eindrucksvoll auch wieder in seinen Erinnerungen „Jeder für sich und Gott gegen alle“ beweist.

Gezeugt wird er 1942 im Fronturlaub des Vaters. Später wird die Mutter erfahren, dass ihr Mann die ersten zehn Tage des Urlaubs bei einer Geliebten verbrachte. Ohne ihn flieht die Mutter mit ihren beiden Söhnen ins abgelegene Sachrang, nachdem ihr Haus ausgebombt wurde und sie die Wiege mit dem kleinen Werner unter Schutt wiederfindet, der wie durch ein Wunder unverletzt ist. Als „Anarchie im besten Sinne“ erlebt Herzog die Jahre ohne Vater. Wenn die Mutter die Jungs – egal bei welchem Wetter – mittags vier Stunden aussperrt, weil das gesund ist, ziehen die durch die Bergwelt und erleben Abenteuer. Ein kleiner Kosmos, der sich selbst genügt. Erst als Werner Herzog in der Entfernung das nach einem Luftangriff brennende Rosenheim sieht, begreift er, dass außerhalb noch eine andere Welt existiert, eine gefährliche, gespenstische. Dass es Filme gibt, erfährt er erst, als ein Mann mit einem mobilen Projektor nach Sachrang kommt. Aus Unkenntnis des Kinos wird Herzog später sein eigenes erfinden. Bis heute besucht der in Los Angeles lebende Regisseur nur drei bis vier Vorstellungen pro Jahr.

Werner Herzogs Buch „Jeder für sich und Gott gegen alle“: Geschichten , die zu Mythen wurden

All die bekannten Anekdoten hat er im Buch noch mal versammelt. Wie er als 13-Jähriger Kinski kennenlernte, der nackt in einem mit Laub gefüllten Zimmer eines besetzten Hauses lebte und, nachdem er dort rausgeflogen war, in derselben Pension wie Herzogs Mutter unterkam. Er erzählt wie Kinski später beim Dreh von „Fitzcarraldo“ (1982) im Urwald die Natur fühlen und im Zelt schlafen wollte, dann aber des Regens wegen ins Toben geriet und im Hotel untergebracht werden musste. Oder wie ein Häuptling der Asháninka Herzog vertraulich anbot, diesen brüllenden Wahnsinnigen zu töten. Geschichten, die Werner Herzog zum Kultregisseur und seine Filme zu Mythen werden ließen.

Für mehr als nur ein Leben reichen all die Abenteuer. Endlos ließen sich die Anekdoten fortsetzen. Herzog hat nicht nur viel erlebt, er weiß auch zu erzählen. Seine hypnotisch-suggestive Stimme hört man beim Lesen jeder Zeile. Wie alle guten Geschichtenerzähler schmückt er seine Erlebnisse aus und nimmt es dabei nicht immer so genau. „Die Wahrheit muss mit den Fakten nicht übereinstimmen“, schreibt er selbst, den in seinen Filmen die Frage nach Wahrheit ein Leben lang beschäftigt hat, und liefert damit seine ureigene Poetologie mit. „Das Telefonbuch von Manhattan wäre sonst das Buch der Bücher. Vier Millionen Einträge, alle faktisch korrekt, alle überprüfbar.“ Das aber sagt gar nichts über die realen Menschen aus. „Erst die Poesie, erst die Erfindung der Dichter, kann eine tiefere Schicht, eine Art von Wahrheit sichtbar machen.“

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Buch Werner Herzog: Jeder für sich und Gott gegen alle. Erinnerungen. Hanser, 352 S., 28 Euro.

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