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#Annika Blendl: Der Film muss ‚minutiös korrekt sein‘

„Annika Blendl: Der Film muss ‚minutiös korrekt sein‘“

Blendl & Leonie Stade waren für «Dianas letzte Nacht» verantwortlich. Das Fernsehspecial wurde auf besondere Weise umgesetzt.

Hallo Frau Blendl, guten Tag Frau Stade, vielen Dank für das Gespräch! Am 31. August 1997 starb Diana, Princess of Wales. Wissen Sie noch, wo Sie waren, als Sie die Nachricht gehört haben?
Leonie Stade:
Ich war damals ebenfalls neun Jahre alt. Am Vormittag des Unfalltages lief bei uns der Fernseher, dass alleine war schon unüblich. Ich erinnere mich an die Bilder des zerstören Autos und den Tunnel. Ich habe die Tragweite nicht verstanden, doch ich erinnere mich hauptsächlich an die Kinder (William und Harry) gedacht zu haben. Sie waren etwas älter als ich damals. Ich konnte es einfach nicht fassen, dass sie ihre Mutter verloren hatten. Ich dachte daran meine eigene Mutter zu verlieren, es war mit neun Jahren schlichtweg unvorstellbar.

Meine Familie war damals in Dänemark und die Nachrichten eröffneten das Thema. Ich weckte meine Eltern, als 9-Jähriger habe ich die Tragweite nicht sofort verstanden. Es herrschte in der Ferienanlage Entsetzen und das war das Gesprächsthema des Tages.
Annika Blendl:
Ich war zu dem Zeitpunkt im Auto. Mein Vater drehte plötzlich das Radio lauter. Ich kann mich noch erinnern, dass ich mich gewundert habe wie traurig alle wurden, ohne dass einer von uns die Person wirklich kannte.

Grundlage des Films sind die Recherchen im über 800-seitigen Untersuchungsbericht mit dem Titel „Operation Paget“. Wie wurden die Ergebnisse ins Drehbuch übertragen?
Leonie Stade:
Zunächst haben wir einen genauen Ablauf des letzten Tages und Abends in Dianas Leben erstellt. Dazu haben wir aus den Überwachungskameras und Zeugenaussagen die Uhrzeiten entnommen. Dann haben wir eine Fakten- und eine Spekulationen-Liste gemacht. Die wichtigen und spannenden Elemente daraus haben wir in der Timeline angereichert. Für die Fakten haben wie die Beweise zusammengesucht und für die Spekulationen Fragen an die Interviewpartner herausgearbeitet. Die «ZDF Zeit»-Redaktion verfügt über eine langjährige Expertise in Royalen Themen. Sie haben Interviews mit großartigen Partnern möglich gemacht und hatten darüberhinaus viel Wissen zum Thema. Wir mussten uns das Wissen in wenigen Monaten aneignen. Das war eine große Herausforderung.

«Dianas letzte Nacht» ist eine Doku-Fiction, was ist das Besondere? Wie wurde es umgesetzt? Leonie Stade: Wir haben ein außerordentliches Interesse an der Vermischung von Macharten wie Doku und Fiktion und der bewussten Grenzüberschreitung von filmischen Genres. Film ist für uns Geschichte und muss für uns nicht in Genre-Schubladen kategorisiert werden. Für uns erweitern sich die Möglichkeiten der filmischen Ausdrucksweise durch Grenzüberschreitungen.

Was sind dabei die Herausforderungen?
Annika Blendl:
Da gibt es einige. Denn diese Grenzformen sind wenig etabliert und es gibt weniger Modelle, von denen man lernen kann, was funktioniert und was nicht. Vieles muss man selbst herausfinden und entdecken. Darin liegt für uns aber auch der Reiz. Für den Film «Dianas letzte Nacht» kam eine weitere Herausforderung hinzu, nämlich dass der Stoff historisch ist und, in unserem Film der Ablauf ihrer letzten Nacht, minutiös korrekt sein muss. Diese ganzen Faktoren unter einen Hut zu bekommen und dennoch eine filmische und dramaturgisch ausgereifte Geschichte zu erzählen ist eine große Herausforderung.

Diana galt zu ihrer Zeit als meistfotografierte Frau der Welt, alle Details ihrer Beziehung zu Dodi Al Fayed lief durch die Presse. Wir gestaltete sich die Auswahl du Besetzung der Schauspieler für die Spielszenen?
Leonie Stade:
Die Besetzung solch bekannter Gesichter ist eine große Herausforderung. Die Schauspieler*Innen sollen den echten Menschen ähnlich sehen, aber keine leere Hülle eines Abziehbildes darstellen. Dabei zählt nicht nur Gesicht und Statur, sondern eben auch Haltung, Art der Bewegung, Gestik und Wesen der Schauspielerin, des Schauspielers. Bei Mareile Blendl funktioniert die Besetzung besonders gut, da sie eine ausgezeichnete Haltung hat. Sie hat feine lange Gliedmaßen wie Diana und weiß diese zudem elegant zu bewegen. Sie hat eine Aufrechte Haltung und einen sportlichen Rücken.

Hinzu kommen die großen blauen Augen und die Art wie Mareile ihren Kopf bewegen kann. Da kommt es auf ganz kleine Feinheiten an. Bei Dodi ging es uns darum kein Abziehbild zu erstellen, sondern diesem Charakter eine Tiefe und ein Gefühl zu geben. Das kurzzeitige Paar muss seine Gründe gehabt haben, warum sie sich gefunden haben. Auch Dodi war nicht nur ein reicher Sohn eines einflussreichen Geschäftsmannes, sondern ein junger Mann auf der Suche nach Liebe und Anerkennung wie Diana. Patrick Pinheiro transportiert dieses Wesen für uns und gibt der Figur eine zusätzlich eigene Note. Eine wesentliche Rolle mussten wir auch mit dem heimlichen Antagonisten des Filmes – Henri Paul besetzten. Dirk Ossig schafft es dieser Person Tiefe zu geben, man fühlt die Tragik dieses Mannes durch sein gekonntes Schauspiel, ohne ihn als bloßen ‚Fahrer der Todesfahrt` abzustempeln.

Es gelingt Ihnen eine nahtlose Verbindung von Archivmaterial und Zeitzeugeninterviews mit Reenactment-Szenen? Was war Ihnen dabei wichtig, wie wurde das inszeniert?
Annika Blendl:
Zu Beginn des Projekts haben wir uns natürlich alle auf dem Markt verfügbaren Filme (Spiel- und Dokumentarfilme) zu Diana angesehen. Uns ist aufgefallen, dass für uns die frontale Inszenierung Dianas nur in sehr sehr seltenen Fällen («The Crown», «The Spencers») funktioniert hat. Sobald man eine Schauspielerin frontal sieht, zieht man einen Vergleich und dies hindert die Zuschauer*Innen dann daran, der Geschichte zu folgen. Man ist mit vergleichen beschäftigt. Der Trick ist, den Zuschauern ein Bild in den Kopf zu geben. Das Gehirn ist schlau. Man deutet etwas an, man setzt gezielte Marker und Gefühle und der Zuschauer setzt in seinem Kopf Dianas Bild in die Szenen, ohne dass wir sie von vorne sehen.

Ohne Zuviel zu verraten, Welche neuen Einblicke erhält der Zuschauer im die Geschehnisse der Nacht und vor allem in Dianas Innenleben?
Leonie Stade:
Fast alle Filme zum Unfalltod von Diana beschäftigen Sich mit der Frage ob nun die Paparazzi Diana in den Tod getrieben haben, oder es doch eine Mord-Verschwörung gab. Die zentrale Fragen unseres Filmes waren hingegen: Was ging in jener Nacht in Dianas Kopf und Herz vor, und was brachte sie dazu, allen Selbstschutz zu vernachlässigen? Hätte sie sich selbst retten können? Der Film zeigt welche fatalen Entscheidungen wann getroffen wurden, wer daran beteiligt war und welche Rolle dabei das Sicherheitsteam von Mohammed Al-Fayed spielte. Darüberhinaus wagen wir einen zarten Blick in das Innenleben einer schillernden Persönlichkeit.

Würde Prinzessin Diana heutzutage noch von so vielen Paparazzi verfolgt werden, wenn sie gleichzeitig auch einen Instagram- und TikTok-Kanal führen würde?
Annika Blendl:
Ich denke ja, dass sieht man ja auch bei anderes Royals. Fraglich ist jedoch ob eine Prinzessin einen TikTok-Kanal überhaupt führen dürfte? Bestimmt nicht solange sie noch Teil des Königshauses ist. Die britische Monarchie lebt von der Idee, dass durch die königlichen Adern göttliches Blut fließt. Nach dieser Idee unterscheiden Sie sich also deutlich von anderen Menschen. Solange Menschen an dieser Idee festhalten, wird immer ein erhöhtes Interesse an Königshäusern und seinen Mitgliedern bestehen. Noch dazu wenn eine vermeintlich bürgerliche Person in das Königshaus einheiratet und zudem noch neue und moderne Ansichten mitbringt, weiter kontrovers ist.

Sie haben unter anderem den Bayerischen Hof in München in das Pariser Ritz verwandelt. Sind Sie von der Arbeit der Ausstatter begeistert? Was war Ihnen bei der Gestaltung der Doku, dem Look wichtig?
Annika Blendl:
Wir haben den Look sehr Filmisch und Edel angelegt. Sommer am Tag und in der Nacht. Freude und Leichtigkeit stehen im Kontrast zu Angst und Schrecken der letzten Nacht. Hell im Kontrast zu Dunkel. Wärme im Kontrast zu Kälte.

Leonie Stade: Hätten Sie gedacht, dass man eine Pariser Hochsommer-Nacht von 1997, im November 2021 in München erzählen kann? Oder das Ritz Paris im Bayerischen Hof München? Um so etwas möglich zu machen benötigt man ein überragenden Filmteam, in welchem die Departments mit Leidenschaft gemeinsam an der Sache arbeiten. So war es bei den Fiction-Dreharbeiten zu DIANA. Wenn so etwas am Set passiert und alle Enden zusammenkommen, fühlt es sich trotz allem Druck und Stress wie Magie an. Dazu tragen alle bei von einer fabelhaften Bildgestaltung (Mateus Smolka), über ein unglaublichen Szenenbild-Department (Monika Maier), Außen- (Christoph Schmidt) und Innenrequisite (Wolfgang Küchler) bis zu gut gesetztem Licht, Darsteller*Innen und Komparserie. All das macht den Zauber aus, man denkt, man ist in Paris im August 1997 an Originalschauplätzen.

Danke für das Gespräch!

Das ZDF strahlt «Dianas letzte Nacht – Liebe, Leben Legende» am Dienstag, den 2. Mai, um 20.15 Uhr aus. Selbstverständlich ist die Dokumentation auch in der Mediathek zu finden.

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