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#ANOHA: Die Kinderwelt des Jüdischen Museums ist niedlich und nachhaltig

ANOHA: Die Kinderwelt des Jüdischen Museums ist niedlich und nachhaltig

Die Erzählung der Arche Noah bildet das Herzstück von ANOHA, der neuen Kinderwelt des Jüdischen Museums. Die große, aus Holz gefertigte Arche im Zentrum der neuen Räumlichkeiten wird von 150 außergewöhnlichen Tieren bewohnt, die mit unterschiedlichsten wiederverwerteten Materialien gestaltet worden sind und junge Besucher*innen dazu einladen, sich spielerisch mit Themenfeldern wie Vielfalt, Kultur oder Umwelt auseinanderzusetzen.

Kinder auf dem Schriftzug im ANOHA. Foto: Jüdisches Museum Berlin/Sibylle Baier
Kinder auf dem Schriftzug im ANOHA. Foto: Jüdisches Museum Berlin/Sibylle Baier


Die Arche aus Fichtenholz – die Tiere aus Kochtöpfen

ANOAH (Abkürzung für Arche Noah) ist die neue Kinderwelt des Jüdischen Museums in Berlin. Das Kindermuseum als Ort für spielerisches Lernen, Entdecken und Forschen befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite des Jüdischen Museums, hinter der W. Michael Blumenthal Akademie (benannt nach dem Gründungsdirektor des Jüdischen Museums), in einer ehemaligen Halle für Blumen. Die Akademie wurde, wie auch der Libeskind-Bau des Jüdischen Museums, vom US-amerikanischen Architekten polnisch-jüdischer Herkunft, Daniel Libeskind, entworfen.

Die kreisrunde, aus Fichtenholz gefertigte Arche bildet das Hauptstück der bald eröffnenden Kinderwelt. Sie weist einen Durchmesser von 28 Metern auf und lässt sich der Höhe, Länge und Breite nach auf verschiedenen Ebenen begehen. Die unter anderem am Raumschiff aus Stanley Kubricks Film „2001: Odyssee im Weltraum“ orientierte Holzstruktur des Architekturbüros Olson Kundig wird anhand der Tierprotagonist*innen und Bewohner*innen der Arche in unterschiedliche pädagogische Bereiche eingeteilt.

ANOHA ist ein kleiner Zoo mit 150 Tieren

150 fabelhafte, ausgestorbene, allseits bekannte oder außergewöhnliche Tiere bewohnen die hölzerne Arche in der Kinderwelt des Jüdischen Museums. Diese wurden von Künstler*innen der raumgestaltenden Agentur Kubix entworfen und gebaut. Alle Tiere werden aus wiederverwerteten Materialen und Fundstücken hergestellt – aus Kochtöpfen und Schuhen, Löschschläuchen und Netzen, Diskokugeln oder Blechdosen. Die Tiere können nicht nur betrachtet und angefasst werden – sie sind gleichzeitig Rutschen, Klettergerüste oder Hängematten.

Die aus Teppichen gefertigte Faultier-Hängematte im Kindermuseum ANOHA. Foto: kubix Berlin
Die aus Teppichen gefertigte Faultier-Hängematte im Kindermuseum ANOHA. Foto: kubix Berlin

ANOHA bietet religions- und kulturübergreifende Vermittlung

Das museumspädagogische Konzept der ANOHA vermittelt künstlerische Inhalte auf andere Weise. Im Zentrum steht nicht die Betrachtung einzelner Werke, sondern das „begreifende“ Erleben und spielerische Lernen – in diesem Sinne können Kinder und Jugendliche im Rahmen der neu eröffnenden Kinderwelt ANOHA auf der gegenüberliegenden Seite des Jüdischen Museums alle „Exponate“ anfassen, begehen oder erklettern.

Das Herzstück des Kindermuseums, dessen geplante Eröffnung aufgrund der Corona-Pandemie verschoben worden ist, wird von einer großen, aus Holz gefertigten Arche gebildet. Im Mittelpunkt der museumspädagogischen Vermittlung steht demnach die Erzählung der Arche Noah aus der Tora – eine Erzählung, die neben dem Judentum auch im Christentum und im Islam verhandelt wird. Ausgeschmückt und ins Jetzt geholt, wird diese religions- und kulturübergreifende Geschichte zum Anfassen, die Krisen und deren Bewältigung thematisiert, durch die animalischen Bewohner*innen der Arche.

Die Bewohner*innen der Arche: bedrohter Eisbär, „hässlicher“ Nacktmull, Mops im Rollstuhl

In und um die Arche herum siedeln sich zahlreiche außergewöhnliche Tiere an. So unterschiedlich die Welt der Menschen ist, so unterschiedlich ist auch die Welt der Tiere – aber alle animalischen Bewohner*innen, die von überall aus der Welt kommen, teilen das gleiche Zuhause: Die Arche.

Die 150 Tierskulpturen liefern kein getreues Abbild der Realität, sondern werden, ganz im Sinne der kindlichen Fantasie, aus besonderen Fundstücken und wiederverwerteten Materialien hergestellt, aus denen eine diverse Tierfauna erwächst.

Unter den tierischen Bewohner*innen befinden sich kleine und große Tiere, überdimensional proportionierte Lieblinge, durch die man hindurchstromern kann, kleine Außenseiter, wie den Nacktmull, der sich den gängigen Schönheitsnormen der Tierwelt widersetzt, oder bereits ausgestorbene Arten, denen in der Arche neues Leben eingehaucht wird.

Manche Tierskulpturen verhandeln jüdische Sagen, andere bilden Allegorien zu religiösen Themen wie der Sintflut und übertragen diese auf zeitgenössische Probleme, wie den Klimawandel und den dadurch steigenden Meeresspiegel. Basierend auf religionsgeschichtlichen Erzählungen werden Schöpfung, Sintflut und Neuanfang in eine heutige Perspektive gerückt, um Handlungsmöglichkeiten und verschiedene Betrachtungsebenen aufzuzeigen.

Die Rettungsaktion des Eisbären und sein Weg in die sichere Arche. Foto: kubix Berlin
Die Rettungsaktion des Eisbären und sein Weg in die sichere Arche. Foto: kubix Berlin

Unter den Tieren tummeln sich daher auch vom Aussterben bedrohte Arten, wundersame Geschöpfe, die der Natur untreu sind, Tier-Patchworkfamilien oder queere Tiere, die sich nicht in Noahs Raster von Männlein und Weiblein einfügen lassen.

Die jungen ANOHA-Besucher*innen können im Rahmen der Ausstellung somit in die zeitgenössischen Schuhe Noahs schlüpfen, um mit den Tieren und einander interagieren – um den Eisbären aus seinem Fangnetz zu befreien und ihm Schutz auf der Arche Noah zu bieten, bedarf es jedoch vereinter Kinder-Kräfte, um die Rettungsaktion erfolgreich durchzuführen.

Weitere vom Menschen bedrohte Tiere, wie das Nashorn, werden durch die verwendeten Materialien auf eine Metaebene gebracht. Der Körper eines Nashorns wird von vielfach umwickelten alten Löschschläuchen gebildet, die aus einiger Entfernung wie Verbände aussehen, wodurch einerseits die Verwundbarkeit des Tieres und andererseits das menschliche Handeln visualisiert und hinterfragt wird.

Das aus Feuerwehrlöschschläuchen bestehende Nashorn wird aus der Werkstatt in die Berliner Arche ANOHA gebracht. Foto: kubix Berlin

Es stochert jedoch kein moralisierender Zeigefinger im Ausstellungsdesign herum. Die Arten- und Materialvielfalt sowie die unterschiedlichen Botschaften eröffnen auf den verschiedenen Ebenen der begehbaren Arche ganz unterschiedliche Erfahrungs- und Partizipationsräume.

Ein riesiges, aus verschiedenen flauschigen Teppichen verarbeitetes Faultier mit angrenzender Hängematte soll weniger lehren, als der Entspannung und der Verschnaufpause zu dienen, während ein Mops im Hunderollstuhl oder ein schillerndes Einhorn, das alle Farben des Regenbogens aufweist, dafür genutzt werden, um Vielfalt und Diversität zu veranschaulichen. Somit werden auch die Argumente derer außer Kraft gesetzt, die sich stetig auf eine heteronormative und „normale“ Tierwelt beziehen, um von ihr ausgehend über den Menschen zu sprechen.

Das schillernde Einhorn auf dem Weg in die Arche. Der Bauch wird durch eine Diskokugel gebildet. Foto: kubix Berlin
Das schillernde Einhorn auf dem Weg in die Arche. Der Bauch wird durch eine Diskokugel gebildet. Foto: kubix Berlin

Die Arche in Berlin: Vielfalt & Respekt

Im Sinne der städtischen Vielfalt, zahlreicher verflochtener Kulturen, Religionen und Geschichten sowie einer weltoffenen Betrachtung von gesellschaftlichem Miteinander, dient ANOHA, die Arche in Berlin, neben Spiel, Spaß und Bewegung der tiefergehenden Reflexion.

Von den Tieren der Arche ausgehend, werden die jungen Besucher*innen animiert, sich mit den Verbindungen zwischen Mensch, Tier und Natur auseinanderzusetzen, sich mit fremd Erscheinendem vertraut zu machen und darüber hinausgehend über Respekt, Toleranz und eine vielfältigere Welt nachzudenken – vom Kleinen ins Große denkend.

ANOHA soll auch Workshops für Kinder bieten

Da Kunst jedoch nicht immer selbstgenügsam ist und das Extrahieren von tiefergehenden Botschaften manchmal ein intellektueller und zeitaufwendiger Akt ist, wird die Ausstellung von verschiedenen pädagogischen Workshops und Vermittlungsprogrammen begleitet, die die Themenfelder der Ausstellung vertiefen. Dabei würde die eigene Rolle und Verantwortlichkeit für eine bessere zukünftige Welt mitgedacht, so die Projektleiterin von ANOHA, Ane Kleine-Engel. Neben Workshops gibt es Ateliers, in denen die Kinder und Jugendlichen selbst als Künstler*innen aktiv werden, um sich am Musizieren, Basteln oder Theaterspielen zu erproben.

  • ANOHA Die Kinderwelt des Jüdischen Museums Berlin, Fromet-und-Moses-Mendelssohnplatz 1, Kreuzberg, Eröffnung 2021, Di-Fr 9-13 Uhr (Kita- und Schulgruppen), Sa+So 10.30-16 Uhr (Familien)

Da die Eröffnung der Kinderwelt des Jüdischen Museums aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus auf 2021 verschoben worden ist, könnt ihr bis dahin einen Blick hinter die Kulissen des 2020 wiedereröffneten Jüdischen Museums werfen. Wer sich über museale Räume hinausgehend mit jüdischem Leben in Berlin auseinandersetzen möchte, findet hier eine Liste zu Orten der jüdischen Vergangenheit und Gegenwart. Mehr Tipps für Familien in Berlin haben wir hier.

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