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#„Arielle, die Meerjungfrau“: Diese Änderungen in der Realverfilmung hätte Disney sich sparen können


Im „Arielle“-Remake, das am 25. Mai im Kino startete, erscheinen uns zwei Änderungen total unnötig – doch dazu gehört nicht die Besetzung von Halle Bailey.

Am 25. Mai 2023 startete mit der Neuverfilmung von „Arielle, die Meerjungfrau“ die nächste Realadaption eines beliebten Disney-Klassikers im Kino. Das gleichnamige Zeichentrickoriginal von 1989 verzauberte uns vor allem auch durch unverwechselbare Songs wie „Unten im Meer“, „In deiner Welt“, „Nur ein Kuss“ und „Die armen Seelen in Not“, die unter anderem aus der Feder von Alan Menken stammen. Auch für den neuen Realfilm wurde der Originalkomponist wieder mit an Bord geholt. Der Großteil der Songs taucht auch im Remake auf und wird durch einige Neukompositionen ergänzt (der neue Soundtrack ist hier über Amazon erhältlich), allerdings wurden die Texte von zwei beliebten Songklassikern für die Adaption verändert.

Natürlich ist es logisch, dass in Realverfilmungen jahrzehntealter Zeichentrickfilme einige Änderungen vorgenommen werden müssen. Die Besetzung von Halle Bailey als neue Arielle ist beispielsweise ein guter Schritt für mehr Repräsentation in Rollen von Disney-Figuren. Sicherlich bringen auch die neuen Lieder frischen Wind in die Neuverfilmung des weltbekannten Disney-Klassikers. Die Änderungen in den Songtexten von „Nur ein Kuss“ und „Die armen Seelen in Not“ mögen vielleicht gut gemeint sein, sie schießen aber unserer Meinung nach komplett übers Ziel hinaus: In den neuen Textzeilen geht nicht nur etwas Wichtiges aus dem Original verloren, die Anpassungen implizieren auch Probleme, die eigentlich gar keine sind beziehungsweise schwächen sogar die eigentlich beabsichtigte Aussage ab.

– Dieser Artikel spiegelt die Meinungen der Autorinnen wider und nicht zwangsweise die aller kino.de-Redakteur*innen. –

Celina: Früher war nicht alles besser, „Nur ein Kuss“ allerdings schon

Der berühmte Ohrwurm „Nur ein Kuss“, mit dem Krabbe Sebastian Eric dazu bewegen will, Arielle doch endlich zu küssen, ist ein echter Disney-Song-Klassiker. Der Kuss würde Ursulas Zauber brechen und der stummen Ex-Meerjungfrau endlich ihre Stimme zurückgeben. Aus Sicht von Alan Menken, der gemeinsam mit Howard Ashman für den Arielle-Soundtrack verantwortlich zeichnet, war eine zeitgemäße Aktualisierung des Songtextes angebracht (via Deadline):

„Es gibt einige Textänderungen in ‚Nur ein Kuss‘, weil die Leute sehr sensibel gegenüber der Vorstellung geworden sind, dass sich Eric in irgendeiner Weise Arielle aufdrängen könnte.“

Um es gleich vorwegzunehmen: Ich mag die Originalverfilmung von Arielle sehr, freue mich auch auf die Adaption und will weder diese noch die Komponisten oder Produzenten für ihr Werk angreifen. Dennoch gibt es zu den Änderungen ein paar Dinge, die ich gerne loswerden möchte, weil sie mich wirklich stören.

Natürlich ist mir bewusst, dass sich besonders in den letzten Jahrzehnten viel geändert hat in der Wahrnehmung bezüglich dessen, was möglicherweise als diskriminierend, nicht politisch korrekt, sexistisch, unangemessen, anstößig oder einfach nicht mehr zeitgemäß empfunden wird. Änderungen sind an vielen Stellen richtig und wichtig, doch auf die Lyrics von „Nur ein Kuss“ und „Die armen Seelen in Not“ (hier im deutschen Original bei Spotify) trifft das für mich zumindest mit der vorgelegten Begründung nicht zu.

Wer findet, dass die originale Filmszene mit dem Songtext von „Nur ein Kuss“ mit Prinz Eric und Arielle im Ruderboot und der musikalischen Untermalung von Sebastian der Krabbe übergriffig wirkt, weil Prinz Eric ermutigt wird, sich Arielle aufzudrängen, hat sie meiner Meinung nach nicht verstanden.

Denn der Punkt im Original ist ja gerade, dass Arielle durch ihre fehlende Stimme gar nicht ausdrücken kann, dass sie ihn küssen möchte (was sie auch muss, um den Fluch zu brechen). In der romantischen Szene wird jedoch deutlich, dass beide es gerne möchten, jedoch anfangs zu schüchtern sind, wie das zu Beginn einer Romanze oft so ist. Da sich keiner richtig traut, den ersten Schritt zu machen (Eric drängt sich hier absolut nicht auf, sondern ist sogar noch zögerlicher als Arielle selbst), ermutigt Sebastian die beiden, weil er einerseits Arielle, aber auch dem Paar helfen möchte.

Natürlich ist das Thema Einvernehmen wichtig, doch dieses muss nicht zwangsläufig ausgesprochen, sondern kann auch gezeigt werden, wie es im Film der Fall ist. Auch wenn man im Erwachsenenalter vermutlich vieles anders betrachtet und bemerkt als als Kind – wie die nachfolgende Galerie zeigt – ist für mich die Bootsszene trotz Fluch nach wie vor romantisch. Auch im alten Songtext macht Sebastian lediglich auf das aufmerksam, was ohne Worte offensichtlich ist: Arielle und Eric sind verliebt, auch wenn sie es in diesem Moment nicht aussprechen. Für mich ändert der angepasste Text weder die Wahrnehmung des Songs noch der Situation und wirkt daher unnötig.

Als Kind habe ich mich nicht an diesen Songzeilen aufgehängt und jetzt tue ich es leider doch, eben weil sie geändert wurden. Die Frage, warum ich mich denn überhaupt über so kleine Anpassungen aufrege, ist da sicherlich berechtigt. Ich finde einfach, man sollte nicht versuchen, ein Problem zu eliminieren, das gar nicht da ist.

Zugegebenermaßen habe ich den neuen Film vorab noch nicht gesehen, sondern bisher nur die Szene zu „Nur ein Kuss“ (hier auf YouTube zu sehen), daher kann ich nicht hundertprozentig sagen, wie mir der Song im Kontext des gesamten Films aufgefallen wäre (zumal die Songs in der deutschen Übersetzung passend zur Melodielänge ja sowieso abgewandelt werden). Vielleicht wäre es mir sogar kaum oder gar nicht aufgefallen und hätte mich nicht direkt gestört, wenn es nicht vorher schon so als fortschrittliche Änderung angepriesen worden wäre. Doch nur weil es vielleicht nicht stört, ist es noch lange keine Verbesserung. Letztendlich finde ich, die Macher*innen hätten sich in puncto Text die Arbeit sparen und die Zeit lieber investieren sollen, um zu verhindern, dass die neue Aufnahme von „Nur ein Kuss“ mehr an einen Klingelton als an die schöne, melodische Originalversion erinnert…

Désirée: Die Änderung von Ursulas Lied erreicht genau das Gegenteil von dem, was sie möchte

Auch die Lyrics zum Lied „Die armen Seelen in Not“ der bösen Meerhexe Ursula (Darstellerin in der Live-Action-Version: Melissa McCarthy) wurden angepasst, um eine aus Sicht von Disney negative Message für junge Mädchen zu entfernen: Ursula verlangt im Tausch für die Verwandlung von Arielles Meerjungfrauen-Flosse in menschliche Beine Arielles Stimme. Um sie zur Einwilligung in diesen dubiosen Tauschhandel zu bewegen, erklärt sie ihr, dass Mädchen und Frauen sowieso nur hübsch auszusehen hätten und ohnehin niemand auf ihre Stimme und somit ihre Meinungen achten würde:

„Die Menschenmänner lieben kein Geplapper
Ne Quasselstrippe halten die für fad‘
Ja, an Land nicht ohne Grund, da hält als Dame man den Mund
Und sag doch selbst, hat das Gequatsche denn Format?
Komm schon!
Die wenigsten erwärmen sich fürs Reden
Der wahre Herr von Welt, der denkt nicht dran
Doch sie rasten förmlich aus, bleibt sie stumm, kriegt sie Applaus
Nur die, die schweigt – die kriegt auch einen Mann.“

Hier könnt ihr das Lied aus dem Originalfilm von 1988 auf Englisch hören:

Im Interview mit Deadline erklärte der Soundtrack-Verantwortliche Alan Menken die Textänderung so:

„Wir haben in ‚Die armen Seelen in Not‘ einige Zeilen geändert, bei denen junge Mädchen denken könnten, dass sie nicht ihre Meinung sagen sollen, obwohl Ursula ganz klar Arielle manipuliert, um ihre Stimme aufzugeben“.

Und damit hat Menken sogar selbst das große Problem angesprochen, das ich mit dieser Änderung habe: Ursula ist die Bösewichtin in diesem Film und als solche ist ihr natürlich jedes Mittel recht, um Arielle in ihrem Interesse zu beeinflussen – und damit auch gerade solche frauenfeindlichen Lügenkonstrukte, die so langsam endlich überwunden sein sollten, es aber leider nach wie vor noch lange nicht sind. Gerade bei Disney nehmen wir uns doch nicht die Bösen zum Vorbild, sondern die Held*innen der Filme. Bösewichte und Schurkinnen dürfen auch und gerade in Kinderfilmen rückständige und ungerechte Gedanken und Meinungen haben und dementsprechend lügen und verwerflich handeln.

Und gerade in einer emanzipatorisch bestrebten Neuauflage würde die Beibehaltung dieser Aussagen doch nur umso stärker zeigen, dass es sich dabei um böswillige Argumente handelt, die junge Mädchen davon abbringen sollen, zu sich und ihren Ansichten zu stehen. Umso stärker wäre in der Konsequenz die gewünschte selbstermächtigende Aussage für junge Mädchen, wenn Arielle die Möglichkeit erhält, sich genau diesen schädlichen Stereotypen zu widersetzen und letztlich darüber zu triumphieren.

Die gut gemeinte Änderung des Songtexts schwächt also im Endeffekt genau die Aussage ab, die sie eigentlich verbreiten wollte. Arielle wird ihre Stimme finden – und eine manipulative und misogyne Ursula hätte sie gerade noch mehr dazu motiviert.

Ab dem 25. Mai 2023 könnt ihr euch in den Kinos selbst ein Bild von „Arielle, die Meerjungfrau“ machen und herausfinden, wie die neuen Songtexte auf euch wirken. Zur Vorbereitung auf die Neuverfilmung könnt ihr bei Disney+ nicht nur den alten Zeichentrickfilm streamen, sondern auch die „Arielle“-Serie und die Fortsetzung des Animationsfilms. Solltet ihr noch kein Abo haben, könnt ihr euch hier eure Mitgliedschaft sichern.

Im Interview von unseren Kolleg*innen von familie.de erfahrt ihr von Alan Menken selbst weitere Details zur „Arielle“-Neuverfilmung:

In der ausführlichen Kritik zu „Arielle“ unserer Kolleg*innen erfahrt ihr, warum die Neuverfilmung sehenswert ist:

Erkennt ihr alle Disney-Prinzen und -Prinzessinnen anhand der Bilder? Macht den Test:

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