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#Rhythmische Robben

„Rhythmische Robben“

Die Wahrnehmung von Rhythmus gehört zu den fundamentalen kognitiven Fähigkeiten des Menschen. Ob in Musik oder Sprache, rhythmische Strukturen ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Hört man ein bestimmtes Muster, ist unser motorisches System in der Lage, sich mit dieser Art von Input zu synchronisieren. So wird beispielsweise in allen Kulturen im Rhythmus der Musik getanzt. Aber auch neuronale Aktivität synchronisiert sich in bestimmten Frequenzbändern zu von außen kommenden auditorischen Reizen. Diese Fähigkeit zur rhythmischen Synchronisation gilt als universale menschliche Eigenschaft. Woher der Mensch diese allerdings hat, ist bislang nicht geklärt. Um die evolutionsbiologischen Wurzeln genauer zu erkunden, blicken Wissenschaftler deshalb ins Tierreich – und erforschen, ob andere Tiere ähnliche rhythmische Fähigkeiten besitzen. Neue Hinweise über deren Entwicklung geben nun die Ergebnisse einer Studie, welche mit Robben durchgeführt wurde. Sie ist in der Fachzeitschrift „Biology Letters“ erschienen.

Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Psycholinguistik im niederländischen Nijmegen wollten herausfinden, inwieweit junge Robben die Fähigkeit besitzen, spontan, also ohne vorhergehendesTraining, Tonsequenzen aufgrund ihrer rhythmischen Eigenschaften zu unterscheiden. Um dies zu testen, wurden Tonaufnahmen mit Ruflauten von Artgenossen bearbeitet und hinsichtlich dreier verschiedener rhythmischer Parameter manipuliert: Es wurde sowohl das Tempo (langsam versus. schnell), die Noten- oder Ruflänge (kurze versus lange Note) als auch die Regelmäßigkeit (rhythmisch versus a-rhythmische Struktur) der Ruflaute verändert.

Methoden aus der Säuglingsforschung

Um herauszufinden, ob die Robben die Unterschiede zwischen den manipulierten Sequenzen erkennen, nutzten die Wissenschaftler eine Methode, die ursprünglich aus der Entwicklungspsychologie stammt und dort zur Erforschung von auditiven Präferenzen bei Säuglingen verwendet wird. Im sogenannten „head-turning-paradigm“ wird beobachtet, wie oft und wie lange der Säugling – im vorliegenden Fall die Robbe – den Kopf in die Richtung des Reizes dreht. Dies wird als Maß dafür interpretiert, wie interessant der jeweilige Stimulus ist, und erlaubt Rückschlüsse auf die kognitive Verarbeitung. In Kooperation mit dem dänischen Robbenzentrum in Pieterburgen wurden mit dieser Methode 20 etwa ein Jahr alte Hafenrobben getestet.

Die Ergebnisse zeigten, dass die Robben tatsächlich Präferenzen für unterschiedliche rhythmische Eigenschaften besaßen. Bei schnell aufeinanderfolgenden Lauten waren die Robben aufmerksamer als bei langsamen Abfolgen. Sie präferierten außerdem die Tonsequenzen, in denen die Ruflaute länger waren. Ebenso richteten die Robben ihre Aufmerksamkeit häufiger zur Klangquelle, wenn die Ruflaute eine rhythmische Regelmäßigkeit statt einer arhythmischen Abfolge aufwiesen.

Die Autoren folgern daraus, dass junge Robben die Fähigkeit besitzen, auditive Reize auf der Basis ihrer rhythmischen Eigenschaften zu unterscheiden. Für die Wissenschaftler ist dies ein entscheidendes Indiz, welches bei der Aufklärung wichtiger Fragestellungen helfen könnte: „Das ist ein bedeutender Fortschritt in der Debatte über die evolutionären Ursprünge der menschlichen Sprache und Musikalität, die immer noch ziemlich rätselhaft sind. Ähnlich wie bei menschlichen Babys entsteht die Rhythmuswahrnehmung, die wir bei Robben finden, früh im Leben. Sie ist robust und erfordert weder Training noch Belohnung“, so Laura Verga, Leiterin der Studie. Laut der Autorin soll in einem nächsten Schritt untersucht werden, ob die Robben auch bei solchen Lautäußerungen sensibel für Rhythmen sind, die nicht von ihren Artgenossen stammen. Ebenso sollen andere Säugetierarten untersucht werden. Dies soll dazu beitragen, sowohl den evolutionären Entwicklungsverlauf rhythmischer Fähigkeiten besser zu verstehen, als auch vergleichend zu erforschen, ob die Sensibilität für Rhythmus eine Frage der gemeinsamen Abstammung ist oder ob es ein Merkmal ist, welches mehrfach unabhängig in der Entwicklungsgeschichte entstanden ist und in mehreren Arten vorkommt.

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