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#Banken achten bei Kreditvergabe kaum auf das Klimarisiko

„Banken achten bei Kreditvergabe kaum auf das Klimarisiko“

Nach dem ersten, selbst von vielen Banken als milde eingestuften Klimastresstest der Europäischen Bankenaufsicht haben die Aufseher harte Töne angeschlagen. „Banken im Euroraum müssen ihre Bemühungen zur Messung und Steuerung des Klimarisikos dringend verstärken, die aktuellen Datenlücken schließen und gute Praktiken übernehmen, die bereits in der Branche vorhanden sind“, erklärte EZB-Chefbankenaufseher Andrea Enria. An dem Klimastresstest nahmen 104 Banken teil. Wer die 41 Großbanken waren, die den kompletten Test durchlaufen mussten, legte die EZB auch auf Nachfrage nicht offen. Es ist davon auszugehen, dass Deutsche Bank, DZ Bank und Commerzbank sowie die Landesbanken LBBW, Bayern LB, Helaba und Nord LB vollumfänglich geprüft wurden.

Die am Freitag nur in Summe für alle getesteten Banken vorgelegten Ergebnisse zeigen, dass Europas Banken noch kaum berücksichtigen, welchen Einfluss ihre Kredite und Anlagen auf das Klima haben. Die meisten Institute haben Klimarisiken noch gar nicht in ihre Kreditrisikomodelle einbezogen. Für lediglich 20 Prozent sind Klimarisiken ein Faktor bei der Vergabe von Krediten. Der Stresstest ergab zudem, dass fast zwei Drittel der Bankerträge mit Firmenkunden aus Geschäften mit treibhausgasintensiven Branchen stammen. Dazu sagte ein Bankenvorstand der F.A.Z., klimafreundliche Dienstleister oder auch Softwarehersteller hätten eben oft einen geringeren Finanzierungsbedarf als die Industrie.

Unterschätztes Risiko

Der dritte Teil des Tests, den nur Großbanken durchlaufen mussten, lieferte Aufschlüsse darüber, welche Verluste Banken nach Eintritt extremer Wetterereignisse wie Hitzewellen und Überflutungen erleiden könnten. Bei den an dieser Übung teilnehmenden 41 Banken summierten sich die Kredit- und Marktverluste im schärfsten Szenario auf 70 Milliarden Euro – eine eher kleine Zahl, wie der zuständige EZB-Direktor Frank Elderson in einem Pressegespräch sagte. Er gab zu, dass die Zahl die wahren Risiken unterschätze, denn die EZB habe darauf verzichtet, die Klimaschocks mit wirtschaftlichen Folgen wie einer Rezession zu kombinieren. Vielmehr blieb deren Einfluss auf einzelne Kredite beschränkt.

Elderson kündigte indes an, dass dieser erste Stresstest der Auftakt zu einer Serie von Klimastresstests gewesen sei. Auf die Frage, ob die EZB nun die Banken unter ihrer Aufsicht jährlich auf Klimarisiken testen wolle, sagte er: „Es wird sicher nicht der letzte Test dieser Art gewesen sein.“ Elderson forderte die Banken auf, ihre Kunden direkter darauf zu prüfen, welche Folgen ein Kredit auf das Klima habe. Bisher verwendeten zu viele Banken nur Näherungswerte. 60 Prozent hätten nicht einmal einen Rahmen geschaffen, wie sie Klimastresstests künftig absolvieren wollten.

Kritik von Greenpeace

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace nannte die Ergebnisse des Stresstests „erschreckend“ und warf den Banken vor, sich auf unübersehbare Klimarisiken nicht vorzubereiten, damit die Finanzstabilität zu gefährden und aktiv die Klimaziele zu unterlaufen. Greenpeace verlangte zudem, dass die Ergebnisse für jede Bank veröffentlicht werden und Folgen haben sollten. „Banken mit schwachen Ergebnissen müssen zu besserer Risikovorsorge verpflichtet werden.“

Aufseher Elderson sagte den Banken dagegen zu, dass die Ergebnisse des Stresstests in diesem Jahr noch keinen Niederschlag in den von der EZB verhängten individuellen Eigenkapitalaufschlägen fänden. „Aber klar ist auch: Klimabezogene Risiken gehören zu unseren Top-Prioritäten.“ Mit diesen Worten deutete Elderson an, dass sich das ändern könnte. Bis Jahresende werde die EZB neue Richtlinien für die Berücksichtigung von Klimarisiken im Kreditvergabeprozess veröffentlichen. Jede Bank erhalte zudem eine Rückmeldung über ihr Abschneiden im Stresstest, die wiederum „qualitativ“ in die Festlegung ihres Eigenkapitalpuffers einfließe.

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