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#Berliner Schloss und Humboldt Forum: Geschichte, Wissenswertes und Besucherinfos

Berliner Schloss und Humboldt Forum: Geschichte, Wissenswertes und Besucherinfos

Mit dem Wiederaufbau des Berliner Schlosses erhält Berlin ein neues, altes Wahrzeichen. In das teils rekonstruierten, teils zeitgenössisch gestalteten Gebäude zieht das Humboldt Forum ein. Die Stadt erhält somit einen neuen Museumskomplex für außereuropäische Kulturen und Kunst sowie eine Ausstellung zur Geschichte Berlins. Eröffnung ist im Dezember 2020, allerdings noch nicht fürs ganze Haus.

Hier findet ihr Wissenswertes und Besucherinfos sowie mehr über die spannende Geschichte des Berliner Schlosses – von Preußen über den Palast der Republik bis zum Humboldt Forum heute.

Ein neues, altes Wahrzeichen für Berlin: Am Schloßplatz befindet sich das (fälschlicherweise oft Stadtschloss genannte) Berliner Schloss, teils historisch rekonstruiert, teils zeitgenössisch neu konzipiert. Hier sind die Museen des Humboldt Forums. Foto: imago images/imagebroker
Ein neues, altes Wahrzeichen für Berlin: Am Schloßplatz befindet sich das (oft schlicht Stadtschloss genannte) Berliner Schloss, teils historisch rekonstruiert, teils zeitgenössisch neu konzipiert. Foto: imago images/imagebroker

Jahrhunderte vor Plänen für das Humboldt Forum lebten im Berliner Schloss Preußenfürsten

Geschichte Eine der feinsten Adressen der Stadt war die längste Zeit Sitz der preußischen Monarchen. Auf der Spreeinsel legte im 15. Jahrhundert Friedrich II. den Grundstein für eine mittelalterliche Burg. Der Kurfürst sah sich mit einer Charaktereigenschaft der Stadtbevölkerung konfrontiert, die auch heute noch als typisch gilt. Die damalige Doppelstadt Berlin-Cölln wehrte sich vehement gegen den Neubau und den Verlust städtischer Autonomie. Im Zuge dessen wurde gar die Baugrube der Burg geflutet, doch trotzdem blieb der Widerstand weitestgehend folgenlos – und ging als „Berliner Unwille“ in die Geschichtsbücher ein.

Im 16. Jahrhundert wurde die Burg geschleift und im Stil der Renaissance neu aufgebaut. Nach den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges verfiel die Anlage zusehends.

Doch ab 1701 schmückten die preußischen Kurfürsten sich mit der Königswürde. Und zwei Jahre zuvor wurde Andreas Schlüter an den Hof berufen.

Schlüter schuf mit dem Berliner Schloss ein Meisterwerk des Barock

Der Architektur-Star brachte neuen Glanz nach Berlin. Er steht nicht umsonst an erster Stelle in unserer Liste der berühmten Architekten des alten Preußen. Obwohl sich Andreas Schlüters Bauplan noch recht konservativ am alten Schloss orientierte, war das Ergebnis spektakulär. Vor allem wegen der aufwendigen Fassadengestaltung galt Schlüters Schloss als Meisterwerk des Barock im Norden Europas. Vorbilder waren der Pariser Louvre und der Palazzo Madama in Rom.

Nach Schlüters Zeit als Schlossbaumeister übernahm Johann Friedrich Eosander den Posten. Zwar konnten beide Architekten ihre Pläne mit zahlreichen weiteren Flügeln nicht vollständig verwirklichen. Zentrum des höfisch-kulturellen Lebens der Stadt wurde das Schloss dennoch.

Berliner Stadtschloss: "Ansicht des Schlüterhofs des Berliner Schlosses", Gemälde von Eduard Gaertner, 1830.
„Ansicht des Schlüterhofs des Berliner Schlosses“, Gemälde von Eduard Gaertner, 1830.

Im 19. Jahrhundert wurde die Berliner Stadtplanung dann ganz der Hohenzollern-Residenz untergeordnet. Das Schloss war nicht nur Abschlusspunkt der Prachtstraße Unter den Linden, sondern mit Neptunbrunnen, Dom-Neubau, Schinkels Schlossbrücke und weiteren klassizistischen Bauwerken in direkter Umgebung ein Ensemble mit Strahlkraft.

Das Berliner Schloss überdauerte die Monarchie

1914 hielt Kaiser Wilhelm II. vom Balkon des Schlosses eine Rede, um die Deutschen auf den Weltkrieg einzuschwören, den sie verloren. Vier Jahre später rief Karl Liebknecht vor ebendiesem Schloss die sozialistische Räterepublik aus. Die konnte sich nicht durchsetzen gegen die von Philipp Scheidemann proklamierte bürgerliche Republik, aber so oder so: Mit der Monarchie war es vorbei. Entsprechend wandelte sich auch die Nutzung der Immobilie: Das Stadtschloss wurde in den 1920er-Jahren von der kaiserlichen Residenz zum Kunstgewerbemuseum.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude zerstört. Die DDR-Führung ließ die Ruine sprengen. Die Umgestaltung Ost-Berlins sollte auch vor dem Symbol preußischer Königsherrschaft nicht Halt machen. Obwohl zahlreiche Vertreter*innen aus Kunst und Kultur protestierten, ließ sich Walter Ulbricht vom Abriss nicht abbringen. Für Berlin-Mitte hatte der SED-Politiker andere Pläne.

Der Palast der Republik im Jahr 1990. Foto: imago images/Herb Hardt
Der Palast der Republik im Jahr 1990. Foto: imago images/Herb Hardt

Auf dem Gelände entstand ein großer Platz für Kundgebungen sowie ein Neubau, der mit seiner modernistischen Glasfassade den größtmöglichen Kontrast zum Stadtschloss bildete: der Palast der Republik. Das Gebäude war eines vieler wegweisender Werke von DDR-Architekten in Berlin.

Große Pläne: Wiederaufbau des Berliner Schlosses nach Plänen von Franco Stella

Nach der Wende war die Zukunft des heutigen Schloßplatzes (damals noch Marx-Engels-Platz) ungewiss. Der Umgang mit dem Palast der Republik war von kontroversen Debatten begleitet. Am Ende setzten sich die Kritiker*innen des DDR-Erbes durch: Ab 2006 wurde der zu diesem Zeitpunkt bereits entkernte Bau abgerissen. Der Palast der Republik ist somit eines von vielen Gebäuden, die aus dem Stadtbild verschwunden sind. Der Wiederaufbau des Berliner Schlosses, schon 1992 im Bundestag beschlossen, begann 2013.

Südfront des rekonstruierten Berliner Schlosses. Auf dem Bild ist zu sehen, wie das historische Kreuz auf die Kuppel verfrachtet wird. Foto: David von Becker
Südfassade des rekonstruierten Berliner Schlosses. Auf dem Bild ist zu sehen, wie das historische Kreuz auf die Kuppel verfrachtet wird. Foto: David von Becker

Dabei ist das heutige Berliner Schloss zu großen Teilen eine Neuschöpfung: Der italienische Architekt Franco Stella konnte sich 2008 in einem internationalen Wettbewerb mit seinem Entwurf durchsetzen – ein Mix aus Rekonstruktion und Formsprache der Gegenwart.

Stilbruch: Die Fassade des Gebäudes ist eine Rekonstruktion der barocken Architektur des Berliner Schlosses. Dahinter verbirgt sich zeitgenössische Architektur für das Humboldt Forum. Foto: imago images/Jürgen Ritter
Stilbruch: Die Fassade des Gebäudes ist eine Rekonstruktion der barocken Architektur des Berliner Schlosses. Dahinter verbirgt sich zeitgenössische Architektur für das Humboldt Forum. Foto: imago images/Jürgen Ritter

Vom preußischen Schloss bleibt neben der Kuppel die Fassade, doch nicht ganz. Die Süd-, West- und Ostfassade des Hauses orientieren sich am barocken Original, während die Nordseite zur Spree hin schlicht, grau und mit großen Fenstern zeitgenössisch gestaltet ist.

Stellas Baukonzept lebt nicht nur von diesen architektonischen Kontrasten, sondern vor allem von der Idee der Piazza. Sein Berliner Schloss soll ein Begegnungsraum werden – und mitten durch den Bau zieht sich eine Passage für Fußgänger*innen. Wenn im Dezember das Humboldt Forum eröffnet, sind der Innenhof, die Passage und die Flächen direkt an der Spree rund um die Uhr für Besucher*innen zugänglich.

Im Dezember eröffnet das Humboldt Forum im Berliner Schloss

Das Berliner Schloss wird das Humboldt Forum beherbergen: Ein neues Haus für die Museumsinsel, die somit um neue Ausstellungsräume erweitert wird. Namenspaten sind Wilhelm und Alexander von Humboldt. Die ungleichen Brüder prägten das wissenschaftliche Leben Deutschlands nachhaltig: Wilhelm von Humboldt als bahnbrechender Philologe. Sein Bruder Alexander als Naturforscher und Universalgelehrter, dessen Reisen ihn nach Südamerika und Asien führten.

Ab Dezember 2020 sollen die Ausstellungen schrittweise eröffnet werden. Nach und nach werden so die Sammlungen für Besucher*innen zugänglich: Das Humboldt Forum vereint dann unter einem Dach das Ethnologische Museum Berlin, das Museum für Asiatische Kunst, Teile der bislang in Dahlem untergebrachten Sammlungen der außereuropäischen Kunst und eine Ausstellung zur Geschichte Berlins.

Berliner Schloss Zeitgenössische Architektur mit Blick auf die Spree: So sieht das Humboldt Forum aus. Foto: imago images/Christian Thiel
Zeitgenössische Architektur mit Blick auf die Spree: So sieht das Humboldt Forum aus. Foto: imago images/Christian Thiel

Neben der Debatte um die Bedeutung preußischer Wahrzeichen im 21. Jahrhundert ist das neue Museum somit ein Ort für weitere wichtige Diskussionen: Wie funktioniert postkoloniales Kuratieren? Und wie umgehen mit der Restitutionsdebatte? Wem gehört also die Kunst, die in Europa gezeigt wird, aber nicht aus Europa stammt?

Der Abriss des Berliner Schlosses als Teil seiner Geschichte

Fun Fact: Die Berliner Filmemacherin und Autorin Marion Pfaus alias Rigoletti M sieht nicht das Berliner Schloss selbst als schützenswertes Kulturgut, sondern hat etwas ganz anderes als deutsche Tradition ausgemacht: Abriss, Wiederaufbau, Wiederabriss. Sie sammelt seit Jahren Spenden für die Beseitigung des mehrfach um-, ab- und aufgebauten Gebäudes. Unter dem Motto „Rückbau21“ lädt sie zur feierlichen Stadtschloss-Sprengung ein – zum Jubiläum im Jahr 2050.

Wichtige Infos für den Besuch des Berliner Schlosses

Öffnungszeiten Das Berliner Schloss ist fertig und kann, zumindest von außen, jederzeit besichtigt werden. Das Humboldt Forum ist noch nicht eröffnet, die Öffnungszeiten des Museums stehen noch nicht fest.

Anfahrt Das Berliner Schloss erreicht man in Mitte am besten zu Fuß oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Entweder mit den S-Bahnen (Station Alexanderplatz) der Linien S3, S5, S7 und S9, den U-Bahnen der Linien U2, U5 und U8 (Station Alexanderplatz), den Tramlinien M1, M4, M5, M6 (Station S+U Alexanderplatz Bhf/Gontardstraße) sowie der Tramlinie M2 (S+U Alexanderplatz Bhf/Dircksenstraße). Vom Alexanderplatz muss man allerdings noch einen Fußweg in Kauf nehmen. Direkt ans Berliner Schloss fahren die Buslinien 100, 245 und 300 (Station Lustgarten). Geplant ist auch die Verlängerung der U-Bahn-Linie U5: Mitte 2021 soll direkt am Berliner Schloss der neue U-Bahnhof Museumsinsel öffnen.

In der Nähe Rund um das Berliner Schloss finden sich viele weitere Sehenswürdigkeiten. Direkt gegenüber steht der Berliner Dom. Und alle wichtigen Infos über die Museumsinsel haben wir auch. Zudem natürlich der Fernsehturm und das wunderschöne Nikolaiviertel.

  • Humboldt Forum im Berliner Schloss, Schloßplatz, Mitte, Eröffnung: Dezember 2020. Weitere Informationen online; Tel. 030/265 95 00


Mehr erleben in Berlin

Jährlich strömen tausende Besucher*innen zu den Sehenswürdigkeiten in Berlin. Das sind die zwölf wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt. Macht mehr aus eurer Freizeit mit unseren Ausflugstipps für Berlin.Wenn euch das Humboldt Forum zu modern ist, dann besucht doch das anmutige Schloss Charlottenburg. Oder den Gendarmenmarkt, der wohl schönste Platz Berlins. Alles Wissenswerte über die Bauwerke der Stadt findet ihr in unserem Architektur-Guide für Berlin.

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