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#Was fleischfressende Pflanzen alles fressen

Was fleischfressende Pflanzen alles fressen

Super Mario würde vor Lachen ins Schleudern kommen: Schnappt die fleischfressende Pflanze auch bei meinem Finger zu, wenn ich ihn hinhalte? Fleisch ist schließlich Fleisch, oder? Doch tatsächlich ist da einiges dran. Von den etwa tausend fleischfressenden Pflanzenarten, die weltweit bekannt sind, gibt es durchaus einige, die Nagetiere oder Frösche verspeisen. Warum sollten sie keinen Appetit auf Menschenfleisch haben? Der einzige Grund, denkt man, warum der Mensch wahrscheinlich wirklich nicht ins Beuteschema von fleischfressenden Pflanzen passt, ist seine Größe und Kraft. 

Joachim Müller-Jung

Joachim Müller-Jung

Redakteur im Feuilleton, zuständig für das Ressort „Natur und Wissenschaft“.

Das stimmt natürlich. Denn sicher würden wir uns wehren. So schnell, wie die Pflanze mit ihrer Falle zuschnappt, so schnell wäre der Finger auch wieder herausgezogen – und das zarte Pflänzchen gleich danach plattgetrampelt. Ja, fleischfressende Pflanzen sind aus dem Blickwinkel einer Ameise oder einer Fliege gnadenlose Ansitzjäger, aber eben auch zarte, sensible Geschöpfe: Sie wachsen fast ohne Ausnahme nur mit viel Licht, mit viel Wasser, und sie mögen es gar nicht, wenn der Boden unter ihnen so fett und nährstoffreich ist, wie es Karotten oder unsere Obstbäume gerne haben. So sitzen sie also geduldig in ihrer Nische im Grünen und warten, bis ein Beutetier in ihre Fänge gerät.  


Bild: F.A.Z.

Die Venusfliegenfalle ist ein Paradebeispiel für eine erfolgreiche Fleischliebhaberin. In Gärtnereien und sogar in Baumärkten ist sie eine der kleinsten, aber sicher auch eine der spektakulärsten Pflanzen. Eine echte Karnivore, so nennen die Spezialisten Fleischfresser. Das Fangblatt ist ihre Visitenkarte: Innen knallrot gefärbt und an den Außenrändern wie ein offenes Maul mit langen, spitzen Borsten. Mit diesem Fangblatt, das zuschnappen kann, spüren und fangen die Pflanzen ihre Beute. Natürlich sieht die Pflanze ihr Opfer nicht, also auch den Finger nicht, wenn wir ihn in die Falle stecken. Aber sie spürt sie. Dazu hat sie Fühlborsten in der Mitte jeder der Blatthälften. Erst, wenn diese empfindlichen Borsten zweimal kurz hintereinander berührt werden und ein elektrisches Signal an die anderen Teile der Blattfalle senden, bewegen sich die Gelenke, und die Falle schnappt zu. In Sekundenschnelle.  

Sobald die Falle geschlossen ist, verwandeln sich die Blätter in einen brodelnden grünen Magen. Dazu muss aber noch mehr passieren: Das lebende Fleisch muss quasi in Panik geraten. Indem die Beute immer wieder, fünfzig Mal oder noch häufiger, die Fühlborsten verbiegt und damit aktiviert, produziert die Falle im Innern Hormone und schließlich die Enzyme für die Verdauung. Im Innern der Blätter sitzen die Drüsen, die den sauren Saft mit vielen aggressiven Verdauungsenzymen produzieren. Langsam, aber unerbittlich verflüssigen sie die Beute, und die Pflanze kann sich die Nährstoffe – insbesondere den lebenswichtigen Stickstoff – einverleiben.

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Andere fleischfressende Pflanzen nutzen dafür andere Fallen – manche so etwas wie hängende Kannen, die ihre Beute anlocken und mit klebrigen oder rutschigen Röhrenblättern ins Innere gleiten lassen. Wieder andere besitzen Saugfallen und nutzen den Unterdruck unter Wasser. Einige bilden komplizierte Fanggruben, und wieder andere besitzen sogar eine Art Tentakeln, um die Beute festzuhalten. Doch all das wäre für unseren unvorsichtigen, aber großen Finger keine echte Gefahr.  

Und doch gibt es eben mindestens zwei weitere Gründe, warum die karnivore Pflanze den Finger verschmähen müsste: Erstens könnte die Venusfliegenfalle ihre Blattfalle nicht schließen und zweitens würde das bisschen Verdauungssaft unser Fleisch nicht so einfach verflüssigen. Es sei denn wir wären noch kleiner als Däumlinge. Dann wären die Pflanzen wirklich tückische Monster. 

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