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#Büroarbeit ist für Siemens nicht zeitgemäß

Büroarbeit ist für Siemens nicht zeitgemäß

Morgens einfach aufstehen, anziehen und dann ins Büro fahren, das war einmal. Denn Arbeiten wird flexibler – und will geplant sein. Morgens steht erst einmal die Entscheidung an, ob man überhaupt ins Büro fährt. Wenn ja, dann ist eine App zu starten, Comfy heißt sie, um einen Schreibtischplatz für die nächsten Stunden zu reservieren, auch der Parkplatz oder die Ladesäule fürs Elektroauto wird darüber gebucht. Die App verrät dann, wo für diesen Tag noch ein Arbeitsplatz frei ist. Zur Not setzt man sich mit dem Laptop in die Kantine. Denn feste Schreibtische gibt es nicht mehr, Dokumente und Unterlagen werden im Spind verstaut oder in der Cloud gespeichert.

So in etwa stellt sich Siemens den Arbeitsalltag in der neuen Frankfurter Niederlassung vor, für die am Montagvormittag der Grundstein nahe der S-Bahn-Station Gateway Gardens gelegt wurde. Keine Großraumbüros fürs Fußvolk und Einzelzimmer für die Chefs mehr wie jetzt noch im alten Gebäude in Niederrad, sondern Co-Working-Flächen, variable Büros, Rückzugsbuchten und Kantinentische mit Netzanschlüssen. Alles wird flexibel, und jeder soll in Bewegung bleiben. „The Move“ nennt der Konzern folgerichtig seinen Neubau. Die Bauherren sprechen von „agilem Arbeiten“, von „New Work“ oder auch von „Shared Economy“.

„Das erfordert ein Umdenken“

Er selbst, erzählt der Frankfurter Niederlassungsleiter Detlev Hieber, habe inzwischen gar kein festes Büro mehr, er nutze die jeweils freien Räume am bisherigen Standort an der Lyoner Straße. „Das erfordert ein Umdenken, aber dann klappt es besser als man denkt.“ Schon jetzt treffe man nur wenige Mitarbeiter in der Niederlassung an, und das liege nur zum Teil an Corona-Regeln. Bei Siemens, sagt er, gibt es längst ein Recht auf Homeoffice, für zwei bis drei Tage in der Woche. Dienstlaptops seien ebenso Standard wie virtuelle Konferenzen per Internet. Corona habe diese Entwicklung nur beschleunigt, sagt Hieber. Der Deutschland-Chef von Siemens, Uwe Bartmann, spricht von einer „neuen Normalität“ der Arbeitswelt, sie ermögliche den Beschäftigten mehr Flexibilität und Selbstbestimmung, übertrage an sie aber auch mehr Verantwortung.

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Dass Siemens eine neue Zentrale für seinen regionalen Vertrieb sowie das Ausbildungszentrum planen konnte, liegt auch daran, dass das Unternehmen den bisherigen Sitz in Niederrad in den nächsten drei Jahren räumen muss. Das dortige Gebäude hatte Siemens vor einigen Jahren verkauft, nun will dort die mehrheitlich landeseigene Wohnungsgesellschaft Nassauische Heimstätte mehrere hundert Wohnungen errichten. Entsprechend schnell soll der Bau im Stadtteil Gateway Gardens, in den der Konzern einen „niedrigen dreistelligen Millionenbetrag“ investiert, fertiggestellt sein, für das Frühjahr 2023 ist der Umzug geplant.

„Kein verkapptes Einsparprogramm“

Auf der Fläche in der neuen Bürostadt am Flughafen sollen 35.000 Quadratmeter an Bürofläche errichtet werden, rund 20.000 Quadratmeter davon werden an andere Unternehmen untervermietet. Zudem sind ein Erlebnis-Restaurant, eine Tagesbar, grüne Innenhöfe und Fahrradstellplätze mit Duschen und Umkleidekabinen geplant.

Bei der Belegschaft scheint das Konzept bisher anzukommen. In einer Umfrage, berichtet der Frankfurter Betriebsrat Thoran Neeb, hätten sich 77 Prozent der Beschäftigten für Desk Sharing ausgesprochen. In Workshops mit dem Management seien jedoch zusätzliche Rückzugsflächen für ruhiges Arbeiten und mehr Räume für Kollaboration gefordert worden. „New Work wird angenommen“, sagt Neeb. Was allerdings auch daran liegen könnte, dass viele Beschäftigte ohnehin derzeit in Großraumbüros sitzen müssen. Und es soll auch weiterhin in dem neuen Gebäude so viele Arbeitsplätze geben wie Mitarbeiter, verspricht der Konzern. Ein verkapptes Einsparprogramm sei „New Work“ nicht.

Der Neubau, sagt Deutschland-Chef Bartmann, sei „ausdrücklich ein Bekenntnis zum Standort“. Routiniert verweist er darauf, dass Siemens seit mehr als 170 Jahren mit Frankfurt verbunden ist: 1848 hatte das damals noch junge Unternehmen eine Telegrafenleitung von Berlin nach Frankfurt errichtet, 1879 erhielt der Zoo eine Beleuchtungsanlage, und 1892 wurde die erste Niederlassung an der Frankfurter Gutleutstraße eröffnet. Mittlerweile hat Siemens in ganz Hessen rund 4900 Beschäftigte.

Dass an allen anderen vier Siemens-Standorten in Frankfurt „New Work“ eingeführt wird, ist aber nicht zu erwarten. Flexible Arbeitsplätze und Recht auf Homeoffice dürften in einer Vertriebszentrale leichter umzusetzen sein als etwa im Werk in Fechenheim, in dem Schaltanlagen entwickelt und produziert werden.

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