Nachrichten

#Planung für die Rente: Wir brauchen mehr Geld fürs Alter

Die Inflation hat viele Planungen für den Ruhestand durcheinandergebracht. Und die Menschen leben länger als gedacht. Zeit für eine neue Rechnung.

Es ist etwas ganz schön durcheinandergeraten. „So viele Gesprächsanfragen hatten wir noch nie“, sagt Michael Huber, Finanzberater und Deutschland-Chef des VZ Vermögenszentrums. „Die Menschen machen sich Sorgen, dass wegen der hohen Inflation Rente und Ersparnisse im Ruhestand nicht mehr ausreichen werden.“ Ihre ursprüngliche Finanzplanung für die Zeit nach dem Berufsleben gerät ins Wanken.

Dyrk Scherff

Redakteur im Ressort „Wert“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Schließlich waren die Menschen seit vielen Jahren gewohnt, dass die Preise kaum zulegten. Doch das änderte sich seit dem vergangenen Jahr, als die Inflationsraten teilweise zehn Prozent erreichten. In diesem Jahr werden es im Jahresmittel auch noch rund 6 Prozent sein. Im kommenden Jahr wird die Rate wohl noch tiefer sinken, aber selbst bei niedrigen Werten zwischen ein und zwei Prozent ist die Inflation eine der größten Gefahren für die Ruhestandsplanung. Wer sie nicht oder zu wenig berücksichtigt, riskiert, im Ruhestand zu wenig Geld zu haben.

Wer also jetzt für einen Rentenbeginn in zehn Jahren plant, sollte deswegen seinen Finanzbedarf in heutigen Preisen mindestens um ein Drittel höher ansetzen. „Ich würde mit zwei bis drei Prozent Inflation rechnen“, empfiehlt Berater Michael Huber. „Das Wirtschaftswachstum und damit die Preissteigerungen schwächen sich zwar langfristig in Deutschland ab, aber der Arbeitskräftemangel sorgt für höhere Löhne und damit wieder für eine steigende Inflation.“

Wie hoch der Finanzbedarf ist, sollte sich nicht an der beliebten Faustformel „70 bis 80 Prozent vom letzten Nettoeinkommen“ orientieren. Denn erstens kennt niemand sein letztes Nettogehalt vor dem Ruhestand im Vorhinein, und zweitens ist der Bedarf individuell sehr verschieden. Wer im Ruhestand sein Haus abbezahlt hat, dem reichen vermutlich weniger als 70 Prozent, wer noch Kinder zu versorgen hat und ständig große Reisen plant, braucht mehr.

Die meisten haben keinen Überblick über ihre Finanzen

Die meisten Menschen machen sich nicht die Mühe zu errechnen, wie viel Geld sie fürs Alter benötigen. „Höchstens zehn bis 15 Prozent ermitteln das systematisch. Die meisten haben keinen Überblick über ihre Finanzen, kennen ihr Gehalt, wissen aber nicht, wie viel sie ausgeben“, weiß Michael Huber. Sie sparten ein bisschen, um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen, wüssten aber nicht, ob das reicht. „Der Bedarf wird stark unterschätzt, weil er noch nie detailliert ermittelt wurde.“

Es lohnt sich daher, ab und zu die Ausgaben zu analysieren, zumindest dann, wenn sich die Lebensumstände ändern, zum Beispiel bei Berufsbeginn, Familiengründung, Hauskauf und bedeutenden Jobwechseln oder beim Übergang in Teilzeit. Die Ausgaben sollte man einzelnen Budgets zuordnen, etwa für Wohnen, Essen, Freizeit, Kinder, Reisen und Transport, und dabei auch festlegen, welche Pflicht sind und welche Vergnügen und damit zur Not kürzbar. Überlegt werden muss, wie sich diese Budgets im Ruhestand ändern. Zu klären ist auch, ob man den Angehörigen ein Erbe vermachen möchte oder nicht.

Wie lange muss das Geld reichen?

Bei der Berechnung helfen die Kontoauszüge und Hilfsmittel auf den Websites der Banken oder eine der vielen Apps für die Haushaltsführung. Zu beachten ist, dass sich in der zweiten Hälfte des Ruhestandes der Bedarf meist verändert. Kosten für Reisen und Freizeit sinken altersbedingt, die Ausgaben für Gesundheit steigen. Je näher der Ruhestand rückt, desto wertvoller ist eine detailliertere Finanzplanung. Bei Berufsanfängern reicht es hingegen schon, wenn sie überhaupt mal mit dem Sparen beginnen. Zehn Prozent vom Nettoeinkommen gilt dabei als gute Faustformel.

Hat man nun den Bedarf einmal grob berechnet und mit der Inflation abgeglichen, stellt sich noch eine weitere Frage: Für wie viele Jahre benötige ich das Geld, sprich, wie lange werde ich wohl noch leben? Die Antwort wüssten alle gerne, aber keiner hat sie.

Aber man kann sich ihr annähern. Zum Beispiel über die Lebenserwartung, die das Statistische Bundesamt veröffentlicht. Für Männer beträgt sie derzeit rund 78 Jahre, für Frauen 83 Jahre. Damit zu rechnen ist aber riskant. Denn zum einen steigt die Lebenserwartung stetig an, weil die medizinische Forschung erfreulicherweise Fortschritte macht und immer mehr tödliche Krankheiten heilen oder hinauszögern kann. Die Folge: Die Lebenserwartung ist seit 1991 bei Männern um sechs und bei Frauen um vier Jahre gestiegen. Man sollte also auf die aktuelle Lebenserwartung fünf bis zehn Jahre aufschlagen, um sicher fürs Alter kalkulieren zu können.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!