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#Corona-Pandemie: Das ist der absurde Alltag in der Quarantäne-Stadt Shanghai

„Corona-Pandemie: Das ist der absurde Alltag in der Quarantäne-Stadt Shanghai“




Die Metropole Shanghai ist im Lockdown. Ein Italiener lässt die Welt an seinem Leben in einem Isolationszentrum teilhaben. Manches klingt komisch, ist aber vor allem tragisch.

Bis vor wenigen Wochen war Alessandro Pavanello noch einer von jenen Abenteurern, die Shanghai bereits seit Jahrzehnten magisch anzieht. Ein Italiener mit Dreitagebart, geboren um das Jahr 2000 herum, der tagsüber in einer Musikagentur arbeitet und nachts als DJ durch die Clubs der Stadt tingelt. Jemand, dessen Alltag keine größeren Probleme enthält als die Entscheidung, in welcher der vielen hippen Bars man ins Wochenende starten soll. Doch spätestens seit dem 26. März ist das privilegierte Leben von Pavanello vorüber.

In China positiv auf das Virus getestet zu werden, ist eine Hiobsbotschaft, der nach wie vor ein ungeheurer Schrecken innewohnt. Denn normalerweise dauert es nur wenige Minuten, bis die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gesundheitsbehörde in ihren Seuchenschutzanzügen vor der Haustür stehen, um den Infizierten abzuholen. Bei Alessandro hingegen passierte erst mal gar nichts. Nur ein einzelner Mann kam in seine Wohnung, um wie ein Kammerjäger sämtliche Zimmer mit Desinfektionsspray einzunebeln.

Eine Corona-Odyssee durch chinesische Einrichtungen beginnt

Noch mal Glück gehabt? Offensichtlich hatten die überforderten Behörden keine Kapazitäten mehr, jeden der mittlerweile mehr als 150.000 Covid-Fälle in die Isolationszentren zu karren. Doch Alessandro Pavanellos Vorfreude sollte sich als trügerisch herausstellen: Knapp zwei Wochen später, als der junge Mann längst wieder negativ war, stand plötzlich ein Bus der Seuchenbehörde vor der Haustür.

In einer kafkaesken Odyssee wurde Pavanello nun knapp 14 Stunden lang zwischen verschiedenen Einrichtungen hin- und hergekarrt. Keine wollte den Europäer aufnehmen; offensichtlich, weil der Italiener kein Chinesisch spricht. In einem Quarantänezentrum sagte ihm ein Arzt: „Als Ausländer ist es kein guter Ort, die Zustände hier drinnen sind sehr schlecht.“ Worauf Pavanello antwortete: „Was ist mit Chinesen? Denken Sie, die Zustände sind gut für sie?“

Die Angst der Menschen in China vor einer Corona-Infektion ist groß

Doch nach Hause kann der Italiener auch nicht mehr. Sein Vermieter schickte ihm nämlich eine unverblümte Chat-Nachricht aufs Handy: „Ich akzeptiere dich hier nicht mehr, alle Bewohner sind dagegen. Nur dass du Bescheid weißt: Wir werden die Tür nicht öffnen.“ Zu groß ist die Angst der Menschen, dass der „Aussätzige“ das Virus in sich tragen könnte.

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Es war bereits zwei Uhr nachts, ehe Alessandro schlussendlich eine Bleibe fand – in einer riesigen Messehalle, wo der DJ und Musikproduzent nun dicht an dicht neben tausend anderen Infizierten schläft. „Ich kann euch mein Zimmer zeigen“, sagt Pavanello mit einem schelmischen Lachen, das sich durch seine rote Gesichtsmaske abzeichnet.

Mit Humor und Zynismus kämpft Pavanello gegen den chinesischen Pandemie-Alltag

Auf Instagram hat er es sich zur Aufgabe gemacht, die Öffentlichkeit über seinen Alltag im Quarantänezentrum zu informieren – mit Humor, aber auch einer Menge Zynismus. Er filmt mit seiner Smartphone-Kamera das karge Camping-Bett, das schon beim bloßen Anblick Rückenschmerzen bereitet. Viele Bettnachbarn haben Planen aus Pappe über ihre Liege montiert, damit sie wenigstens nachts ein wenig Dunkelheit und Privatsphäre haben.

Dann zeigt Pavanello die sanitären Einrichtungen des Quarantänezentrums. Diese sind ebenfalls alles andere als einladend. Mit einem Waschlappen von der Größe eines klassischen Dudens müssen die Patientinnen und Patienten ihren Körper waschen, Duschen gibt es keine. Die Toiletten sind Plumpsklos. Man möchte sich gar nicht ausmalen, wie jene Einrichtungen aussehen, von denen der Italiener wegen „schlechter Zustände“ abgewiesen wurde.

Pavanello berichtet: „Wir werden wie Nutzvieh behandelt.“

Pavanello versucht nun, das Beste daraus zu machen. Doch er möchte die Situation auch nicht schönreden: „Wir werden hier wie Nutzvieh behandelt“, sagt der Italiener in einem Online-Chat. „Als Ausländer bin ich zwar nur Gast in China und muss mich an die Regeln des Landes halten. Aber ich fühle mich nicht mehr sicher hier und denke darüber nach, China zu verlassen.“

Doch seine ukrainische Freundin, sagt Alessandro, habe es noch viel schlimmer erwischt. Sie sei bereits seit zwei Wochen in einem anderen Isolationszentrum untergebracht. Zweimal hintereinander sei sie negativ getestet worden und dürfte eigentlich wieder in ihre Wohnung zurück. Warum ihr das nicht gestattet wird, weiß niemand so recht. „Es ist der Wahnsinn“, sagt Pavanello in seine Handy-Kamera und verabschiedet sich. Jetzt wolle er mal nachschauen, ob er in einen abgesperrten Bereich an die frische Luft kann. Wenn er Glück hat, sieht er noch die Abendsonne.

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