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#Corona-Pandemie: Mehr Impfgelegenheiten für Kinder geplant – Streit um Stiko

Corona-Pandemie: Mehr Impfgelegenheiten für Kinder geplant – Streit um Stiko



Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen sollen Impfungen mehr Schwung bekommen – auch bei bisher nicht geschützten Kindern. Pläne für zusätzliche freiwillige Angebote bleiben aber stark umstritten.

Für Kinder und Jugendliche soll es mit Blick auf den Schulbeginn nach den Ferien mehr Corona-Impfmöglichkeiten geben.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn verteidigte Pläne von Bund und Ländern, nun auch in Impfzentren flächendeckend Impfungen für 12- bis 17-Jährige anzubieten, wie es in Arztpraxen schon möglich ist. Es gehe um ein leichter verfügbares Angebot, weil genügend Impfstoff da sei, sich zu schützen, sagte der CDU-Politiker am Dienstag im rbb-Inforadio. „Wer will, kann sich impfen lassen – keiner muss.“ Die Pläne stoßen aber weiter auch auf scharfe Kritik.

Mehrere Ärztevertreter protestierten gegen die Beschlüsse, ohne dass die Ständige Impfkommission (Stiko) bisher allgemein zu Impfungen von Kindern rät. Der Vorsitzende des Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, warnte vor Verunsicherung. „Warum eine Empfehlung der Stiko dazu zunächst nicht abgewartet werden kann, die sich auf Basis von fundierten Studien zeitnah äußern will, ist mir schleierhaft“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Dienstag). Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank-Ulrich Montgomery, sagte bei RTL/ntv: „Was die Politik jetzt macht, ist Wahlkampfgetöse.“ So sei eine unabhängige, herausragend arbeitende Kommission in Nöte gebracht worden.

Die Stiko empfiehlt Impfungen bei Kindern vorerst nur bei höherem Risiko für schwere Corona-Verläufe etwa wegen Erkrankungen wie Diabetes – Impfungen sind laut Stiko aber mit ärztlicher Aufklärung und als individuelle Entscheidung von Kindern und Eltern möglich. Die Impfstoffe von Biontech und Moderna sind ab 12 Jahren zugelassen.

Spahn verteidigte die geplanten zusätzlichen Impfgelegenheiten. „Es geht ausdrücklich nicht darum, Druck zu machen, den machen wir auch nicht.“ Wenn Eltern und Kinder sagten, dass sie noch auf mehr Daten warten wollten, sei das auch okay und kein Problem. Er wandte sich dagegen, einen Gegensatz zu konstruieren – der Beschluss von Bund und Länder sei „durchaus im Einklang mit der Stiko“. Es seien auch schon mehr als 900 000 Kinder zwischen 12 und 17 mindestens einmal geimpft worden, dies entspreche etwa 20 Prozent in der Altersgruppe.

Spahn sagte, er könne sich nur wünschen, dass möglichst viele Familien sich dies nun überlegten. Angesichts der ansteckenderen Delta-Virusvariante gelte generell: „Entweder man wird infiziert ohne Impfschutz, oder man hat den Impfschutz.“ Der Vorsitzende der Sächsischen Impfkommission, Thomas Grünewald, befürwortete eine Corona-Impfung für Kinder ab 12 Jahren. „Der individuelle Nutzen für ein Kind ist deutlich größer als der Schaden oder die Probleme, die eine Impfung anrichten kann“, sagte er der Leipziger Volkszeitung (Dienstag). Grundlage seien neue Daten aus Ländern wie den USA oder Israel, wo seit langem auch ab 12 Jahren geimpft wird.

Mehrere Bundesländer bereiten nach eigenen Angaben Impfangebote für Kinder vor, teils laufen sie auch schon. In Nordrhein-Westfalen gebe es Angebote für Kinder ab 12 Jahren bereits seit rund zwei Wochen in Praxen und Impfzentren, sagte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Dienstag im WDR. Dabei gebe es die „strenge Vorgabe“, dass vor Impfungen individuell beraten werden müsse. In den Impfzentren würden bestimmte Zeiten angeboten, in denen Eltern mit Kindern kommen könnten und Kinder- und Jugendärzte die Impfungen vornehmen.

Hessen will künftig in allen Impfzentren Impfungen für 12- bis 17-Jährige anbieten. In einigen können sich Kinder und Jugendliche dieser Altersgruppe bereits kostenlos impfen lassen. „Das soll bald in allen möglich sein“, erklärte die Landesregierung. Nötig seien ein besonderes ärztliches Aufklärungsgespräch und eine Begleitung oder mindestens Zustimmung der Sorgeberechtigten. Kinder-, Jugend- und Hausärzte böten ebenfalls bereits Impfungen an. In Thüringen gab es in Impfzentren bereits so genannte Familienimpftage. „Das wollen wir wiederholen“, sagte eine Ministeriumssprecherin.

SPD-Fraktionsvize Bärbel Bas unterstützte den Beschluss der Minister. Der Deutschen Presse-Agentur sagte sie: „Die Impfung schützt Jugendliche vor einer Erkrankung und ist ein wichtiger Baustein dafür, ihnen wieder mehr Normalität zu ermöglichen.“ Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Helmut Dedy, sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag), die Städte stünden bereit, Kindern und Jugendlichen ab 12 Jahren Impfungen zu ermöglichen. Sowohl Impfzentren als auch mobile Teams könnten das.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz begrüßte derweil die ab September vorgesehenen Auffrischungs-Impfungen für Risikogruppen. „Insbesondere bei den 900.000 Pflegeheimbewohnern liegt die zweite Impfung bereits ein halbes Jahr zurück“, sagte Vorstand Eugen Brysch der dpa. Es sei gut, dort erneut auf aufsuchende Impfungen zu setzen, es fehle aber noch ein verbindlicher Zeitplan. Anders als zu Jahresbeginn dürften die mobilen Impfteams auch die fast 200.000 Menschen im betreuten Wohnen von Anfang an nicht vergessen.

© dpa-infocom, dpa:210803-99-675004/7 (dpa)

Impf-Dashboard des Bundesgesundheitsministeriums

Impfdashboard

Tweet Jens Spahn

Beschluss Gesundheitsministerkonferenz zu Kindern und Jugendlichen

Beschluss Gesundheitsministerkonferenz Auffrischungs-Impfungen

Interview Spahn im rbb-Inforadio

PM Gesundheitsministerium NRW

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