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#COVID 19 – Mehr Gefühl für Zahlen – Kritisch gedacht

COVID 19 – Mehr Gefühl für Zahlen – Kritisch gedacht

Ein Gastbeitrag von GkD-Mitglied Karl Payer

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Dieser Tage, in den Zeiten der COVID 19-Pandemie, ist zwar viel davon die Rede, dass die Wissenschaft von den Regierungen wieder mehr gebraucht wird. Der Rat von Wissenschaftern wird dringend gesucht und ihr Wort findet Gehör, wie schon lange nicht. Doch leider hat dies nur wenig bewirkt, was den Umgang der Medien mit den Zahlen betrifft.

Da konnte man beispielsweise lesen (orf.at, 2020-04-26):

Johns Hopkins: Mehr als 200.000 Tote weltweit

Weltweit sind bereits mehr als 200.000 Menschen infolge einer Coronavirus-Infektion gestorben. Das teilte die US-Universität Johns Hopkins gestern auf ihrer Coronavirus-Infoseite mit. Demnach lag die Zahl der Toten bei 200.698, die Zahl der bestätigten Infektionen bei 2.865.938.

Mehr als ein Viertel aller Todesopfer gab es in den USA (52.782), gefolgt von den europäischen Hotspots Italien (26.384), Spanien (22.902), Frankreich (22.279) und Großbritannien (20.380). … Das Ausbruchsland China lag mit 83.901 Fällen und 4.636 Toten auf dem neunten Platz der Rangliste.

Also, halten wir mal kurz inne und fragen uns, was sagen uns diese Zahlen? Bei mir erwecken solche Meldungen eher den Eindruck von Sensationslüsternheit.

Oder ein weiter zurückliegendes Beispiel vom 02.04.2020:

Mehr als 6000 Tote in Italien, die an den Folgen des Coronavirus gestorben sind. Mindestens 3277 Todesopfer in China, wo die Verbreitung des Virus im Dezember ihren Ausgang nahm. Etwa 2800 Coronavirus-Tote in Spanien, 1900 im Iran, 133 in Deutschland, 122 in der Schweiz – und 28 Tote in Österreich (Stand Dienstag, 15 Uhr, laut Gesundheitsministerium und dem Corona-Zähler der Website Worldometer).

Und wieder tut sich eine Reihe von Fragen auf.  “28 Tote in Österreich”, ist das nun wenig oder viel? Keine Ahnung. Und was sind denn schon 3000 Tote für ein Milliarden-Volk wie China? Und rechtfertigen 28 Tote die Maßnahmen der österreichischen Bundesregierung? Ist das nicht alles nur Panikmache?

Bitte mich nicht falsch zu verstehen. Jeder einzelne Verstorbene ist natürlich tragisch. Aber für eine Einschätzung der aktuellen Situation sind solche Zahlen doch völlig nutzlos. Und ich glaube auch, dass kein Bürger aus solchen Summen-Angaben die Dramatik und Gefährlichkeit von COVID 19 für sich ableiten kann.

Trotzdem ist die Berichterstattung immer von dieser Art.  Ob nun ORF, CNN, BBC, RAI oder TV5. An allererster Stelle stehen bei den meisten Meldungen immer die Summen. Die Gesamtzahl der Infizierten, die Gesamtzahl der Genesenen oder die der Toten. Und wenn solches von unserer Regierung praktiziert wird, dann erweckt das bei mir auch ein wenig den Eindruck eines paternalistischen Gehabes gegenüber “den Untertanen”. “Ihr müsst jetzt brav, das tun, was wir Euch sagen. Weil wir und unsere Experten, wir wissen schon, was gut ist für Euch.”

Da stellt sich doch die Frage, warum macht man es den Menschen so schwer, selbst ein Gefühl für die Zahlen zu entwickeln? Und warum macht man es andererseits den Verharmlosern und Leugnern so leicht mit ihrer Behauptung, dass das COVID 19 doch nicht schlimmer ist als eine Grippe?

Wenn es, wie doch immer wieder gebetsmühlenartig betont wird, auf das disziplinierte Verhalten eines jeden Einzelnen ankommt, wäre es da nicht besonders wichtig, darauf zu achten, dass auch wirklich Jeder die in den Nachrichten gehörten Zahlen verstehen kann? Es sollte doch möglich sein, dass auch Menschen, die nur über eine Volksschulbildung verfügen, aus den Zahlen einen Nutzen ziehen können.  Auch Menschen, für die ein “exponentielles Wachstum” oder ein “asymptotisches Abflachen” bedeutungslose Fremdwörter sind und folglich völlig nichtssagend.

Es ginge doch auch anders. Jeder Mensch versteht, dass das schlimmste, das einem bei einer Krankheit passieren kann, ist, daran zu sterben.  Man braucht sich also nur die dafür relevanten Zahlen anzusehen.

Statistik Austria; 8.837.707 Bevölkerung, 2018; 83.975 Sterbefälle, 2018;

Istat Italien; “Demographic indicators in 2019”; 60,3 Mill. Bevölkerung; 647000 Tote.

Gemittelt entspricht das einem Tages-Durchschnitt der Sterbefälle von: 230 Österreich; 1773 Italien. Im Fall von Italien ist auch noch zu berücksichtigen, dass die hauptbetroffene Lombardei etwa ein Sechstel der Gesamtbevölkerung stellt und somit etwa 300 Sterbefälle zum Tages-Durchschnitt beiträgt.

Wenn ich nun also die täglichen Sterbefälle betrachte, und sehe, dass die Zahl 919 (2020-03-27) in Italien bereits der Hälfte eines normalen Tages-Durchschnitts entspricht und – wenn nur der Lombardei zugerechnet – dem Dreifachen, dann kann ich förmlich spüren, wie mir der kalte Schauer über den Rücken läuft!

Und wenn ich auch noch weiß, dass New York City zufälligerweise etwa gleich viele Einwohner wie Österreich hat, dann sagt mir die Zahl 552 vom 2020-04-07, dass dort wahrscheinlich mehr als das Doppelte eines normalen Tages-Durchschnitts nur COVID 19 zum Opfer gefallen ist. Da braucht man auch gar kein Virologe oder sonst ein Experte zu sein, um zu begreifen, dass in einer solchen Situation die Spitäler und das gesamte Gesundheitssystem vor dem Zusammenbruch stehen müssen.

Im Unterschied dazu können wir uns in Österreich mit einem Tagesmaximum von 30 COVID 19-Opfern am 2020-04-08 zu den Glücklichen zählen. Und auch Schweden kann uns kein Vorbild sein; die haben nur wenig mehr Einwohner, aber schon einen unverhältnismäßig größeren Maximalwert (185 am 2020-04-21).

Worauf ich also hinaus will: Das fortdauernde Aufsummieren von Zahlen ist völlig sinnlos. Eine Nachricht, wie “200.000 Tote weltweit” ist zu nichts nütze. 200.000 ist halt eine runde Zahl, na und? Und außderdem: Die COVID-19-Todesfälle treten weder regional noch zeitlich gleichverteilt auf. Zahlenangaben haben nur dann einen Nutzen, wenn wir sie ins Verhältnis zu anderen, bekannten Zahlen setzen können. Bei der jährlichen Teuerungsrate oder der Zahl der Arbeitslosen setzen wir diese ja auch immer ins Verhältnis zum Vergleichszeitraum des Vorjahres.

In diesem Sinne appelliere ich an unsere Bundesregierung und alle Journalisten: Bitte gebt den Bürgern endlich die Chance, selbst ein Gefühl für die Corona-Zahlen zu entwickeln!

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Quelle

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