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#Das Auswärtige Amt bekennt sich zur Diversität

Das Auswärtige Amt bekennt sich zur Diversität

Wann haben Sie zuletzt einen Beamtenwitz gehört? Genau: Der ist so gut wie ausgestorben. Das liegt einerseits an dem generellen Phänomen, dass heute lieber Verschwörungstheorien erzählt werden. Und dann gibt es ja auch kaum noch Beamte. Rein rechtlich natürlich schon. Aber so hoheitlich wie früher im Postamt treten die meisten uns nicht mehr entgegen, sondern eher als Servicepartner, Bürgerbetreuer und Erziehungsberater in Fragen der Nachhaltigkeit und Mülltrennung.

Dieser Wandel im Selbstverständnis der Angehörigen des Staatsdienstes hat nicht nur in dessen Niederungen stattgefunden. Selbst die Elite des Berufsbeamtentums im Auswärtigen Amt möchte eins sein mit dem Staatsvolk, ja, mehr noch, der Bevölkerung. Das deutsche diplomatische Korps will nicht länger nur aus alten weißen Männern bestehen, die hüftsteif wie weiland Waldheim Empfänge abschreiten und durch ihre Monokel auf ihre bedauernswerten Gastländer herabblicken. Nein, es will so divers, bunt und multikulti sein wie die gesamte deutsche Gesellschaft.

Diversität ist kein Gedöns

Das glauben Ihre Vorurteile nicht so ganz? Dann sollten Sie ab und zu in „internAA“ schauen, die Mitarbeiterzeitschrift des Auswärtigen Amts, der die Bild-Zeitung in dieser Woche zusätzliche Leser verschaffte. Da gibt es ganze Themenausgaben, die sich unter Überschriften wie „Diversität ist kein Gedöns“, „Wie divers sind wir eigentlich“, „Diversität und gestaltende Außenpolitik“, „Mut zur Vielfalt“, „Vielfalt als Zeichen der Stärke“, „Race and Diplomacy“ mit den zentralen Fragen der deutschen Außenpolitik beschäftigen. Die muss sich zum Glück ja nur noch am Rande um die Verfolgung – horribile dictu – nationaler Interessen kümmern.

Viel wichtiger, diesen Eindruck vermittelt jedenfalls „internAA“, scheint zu sein, dass die deutschen Diplomaten im Ausland als „ein authentischeres Abbild der deutschen Gesellschaft“ erscheinen. Deshalb „bekennt sich auch das Auswärtige Amt dazu, den Anteil der Beschäftigten mit Migrationshintergrund innerhalb der Belegschaft zu steigern“. Den Befehl dazu erteilte die Regierung Merkel dem ganzen öffentlichen Dienst. Das AA aber befolgt diese Weisung so vorbildlich, als sei sie ein Naturgesetz, wie man es im Editorial der jüngsten Nummer nachlesen kann: „Die Natur lehrt uns, dass diverse Ökosysteme am Ende immer resistenter sind als Monokulturen und Leben ohne Veränderung nicht denkbar ist.“

Die Mumien bekommen Schnappatmung

Das Ökosystem AA hat sich schon so verändert, dass manche Mumien (Spott für pensionierte Botschafter) es nicht mehr wiedererkennen. Die bekommen schon beim Lesen des Mitarbeiterblatts die Schnappatmung. Denn darin wird nicht mehr berichtet, wer den schönen B6-Posten ergattert hat, sondern wie sich diverse Netzwerke („Diplomats of Color“, „Rainbow“) für Diversitätsempathie und eine diskriminierungsfreie Personalstrategie einsetzen.

Allerdings schleichen durch die Gänge am Werderschen Markt offenbar auch noch ein paar Troglodyten, die noch nicht verstanden haben, dass sie ihre „eingespielten Sprech- und Denkgewohnheiten“ infrage stellen müssen (liebe KollegInnen: bitte das nächste Mal die Schreibgewohnheiten nicht vergessen). Diese reaktionären Elemente glauben wohl, Vielfalt bedeute, dass jeder denken und sagen dürfe, was er wolle! Wo doch selbst das AA noch Nachholbedarf hat, wenn es darum geht, „rassistische Denkmuster aufzubrechen und von postkolonialen Reflexen zu befreien“, wie es in einem anderen Editorial hieß. Nach dem ersten Themenheft zu den zahlreichen Dimensionen der Diversität wurden die AutorInnen derart aus den eigenen Reihen in den sozialen Medien attackiert, dass in der jüngsten Ausgabe ein Plädoyer für eine respektvolle Debattenkultur nötig war – unter Diplomaten!

Ganz geschlossen „an der Spitze der Bewegung“ marschiert das AA also noch nicht, wie sein Chef Heiko Maas es sich wünschte, als er danach gefragt wurde, wie „woke“, also wachsam, sein Haus im Kampf gegen die überall lauernde Diskriminierung sei. Aber das Diverse Amt ist schon auf einem guten Weg, „die Folgen von Überresten elitär-bildungsbürgerlicher Inhalte“ zu überwinden, die ein „internAA“-Autor im amerikanischen Außenministerium als Problem ausgemacht hat. Das im State Departement zu erkennende „pale & male-Phänomen (blass & männlich)“ sei „ein Alarmsignal auch für uns!“

Damit hier am Ende nicht noch ein Missverständnis entsteht: Auch das war kein Beamtenwitz.

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