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#„Das Corona-Virus spaziert nicht allein über die Straße“

„Das Corona-Virus spaziert nicht allein über die Straße“

Die Politik stützt sich für ihre Corona-Vorgaben auch und gerade auf den Inzidenzwert. Für viele Bürger wirkt das aber wie reine Statistik. Bleibt der Inzidenzwert aus Ihrer Sicht richtungsweisend?

Marie Lisa Kehler

Marie Lisa Kehler

Stellvertretende Ressortleiterin des Regionalteils der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Thorsten Winter

Thorsten Winter

Wirtschaftsredakteur und Internetkoordinator in der Rhein-Main-Zeitung.

Die Pandemie ist komplex, daher gibt es auch nicht einen einzigen Wert, der die gesamte Dynamik in einem Moment widergeben kann. Die Inzidenz, also die Anzahl an neu aufgetretenen Fällen pro 100.000 Einwohner, ist ein ganz wichtiger Wert, hat aber Einschränkungen. Kommt es etwa zu einem großen Ausbruch, der jedoch nicht auf die Allgemeinbevölkerung „übergeht“, so hat ein möglicherweise hoher Inzidenzwert kaum Bedeutung für die Menschen im täglichen Leben. Kommt es aber zu einer breitflächigen Ausbreitung, so kann der gleiche Wert eine sehr hohe Bedeutung für das Risiko haben, sich im Alltag mit dem Virus zu infizieren. Ein ganz entscheidender Wert ist auch die Altersverteilung der Bevölkerung, da diese maßgeblich das Risiko mit beeinflusst, ob bei einer bestimmten Inzidenz mit vielen schweren Verläufen zu rechnen ist. Es müssen also immer verschiedene Aspekte analysiert werden. Die Inzidenz hat aber eine berechtigte Bedeutung, da eine zu hohe Inzidenz dazu führt, dass die Nachverfolgung der Kontaktpersonen durch die Gesundheitsämter nicht mehr zeitnah erfolgen kann.

Wäre der Prozentsatz der positiven Tests der bessere Indikator oder gar die Zahl der Todesfälle?

Nein, denn jeder dieser Werte wiederum spiegelt nur einen unterschiedlichen Aspekt der Pandemie wieder, und hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Der Anteil positiver Tests ist auch ein wichtiger Parameter, hängt aber entscheidend von der Teststrategie und der Gesamtzahl an Tests ab. Die Anzahl der Todesfälle ist ein sehr später Parameter, der dem tatsächlichen Infektionsgeschehen in der Bevölkerung um einige Wochen hinterher hängt.

In vielen Fällen dauert es viele Stunden, bis das Ergebnis eines üblichen Tests vorliegt. In der Zwischenzeit drohen weitere Infektionen. Könnte einer der verfügbaren Schnelltests Abhilfe schaffen im Sinne der Prävention?

Tatsächlich kann eine lange Übermittlungszeit zwischen Test und Infektion zu Problemen führen. Dauert die Übermittlung einige Tage, so kann das Ergebnis für die Bekämpfung der Pandemie fast wertlos sein. Deshalb ist es so wichtig, dass sich jemand mit entsprechenden Symptomen oder konkretem Verdacht direkt isoliert und nicht erst nach Vorliegen eines positiven Ergebnisses. Mit den „Schnelltests“ beziehen Sie sich vermutlich auf Antigentests. Diese Tests, die vom Prinzip her ein bisschen wie ein Schwangerschaftstest funktionieren, liefern ein Ergebnis in wenigen Minuten. Allerdings sind sie bei weitem nicht so sensitiv wie die PCR, sie detektieren also nur hohe Viruslasten. Daher sind sie nur für eingeschränkte Anwendungen zu empfehlen. Sie sind aber insgesamt eine sehr willkommene Ergänzung für die Instrumente, die wir zur Pandemiebekämpfung einsetzen.

„Die Anzahl der Todesfälle ist ein sehr später Parameter“: Virologin Sandra Ciesek


„Die Anzahl der Todesfälle ist ein sehr später Parameter“: Virologin Sandra Ciesek
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Bild: Wonge Bergmann

Ein anderes Thema ist das Containment, also die Eindämmung des Virus. Dabei spielt die Nachverfolgung der Kontakte von Infizierten eine wichtige Rolle. Bleibt sie angesichts der hohen Zahlen leistbar und sinnvoll?

Covid-19 ist eine sehr gefährliche Krankheit, die weltweit schon mehr als eine Million Menschen das Leben gekostet hat. Es muss unser Ziel sein, die Pandemie in Deutschland bestmöglich einzugrenzen, dass wir nicht ähnliche Zustände erreichen, wie wir sie etwa in Norditalien beobachten mussten. Derzeit betreiben wir Containment, aber parallel dazu wird auch versucht, die Risikogruppen zu schützen. Ob die Strategie Containment leistbar und in einer bestimmten Situation noch effektiv ist, liegt in der Einschätzung der Gesundheitsämter.

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