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Das echte Spanien

Die erste Ausgabe war gratis, zur zweiten gab es eine Stofftasche, bald wird eine Aluminiumflasche als Werbegeschenk folgen. Seit dem spanischen Nationalfeiertag am 12. Oktober kämpft in Madrid jetzt auch El Periódico de España auf dem Zeitungsmarkt um Leser, die immer weniger werden. Die Provinz unternimmt mit der mutigen Neugründung einen Vorstoß in die umkämpfte Hauptstadt.

Die Verlagsgruppe Prensa Ibérica besitzt bisher zwei Dutzend Regional- und Lokalzeitungen in den spanischen Regionen. Dazu gehören angesehene Blätter wie die traditionsreiche La Nueva España in Asturien, Levante in Valencia und mit El Periódico auch die zweitgrößte Zeitung in Katalonien. Jetzt zeigt das Verlegerehepaar Javier Moll und Arantza Sarasola, das seit der Transición, dem Übergang zur Demokratie, im Zeitungsgeschäft aktiv ist, auch in der Hauptstadt Flagge. Zunächst geschieht das auf Papier wochentags nur in Madrid mit einer Startauflage von 15.000 Exemplaren, die der Nachfrage angepasst werden soll.

Den eigenen Zeitungen draußen im Land soll das Projekt keine Konkurrenz machen. „Es ist keine Zeitung, die in Madrid gegründet wird und dann im ganzen Land Vertretungen eröffnet, sondern es ist das Gegenteil“, sagt der Chefredakteur Fernando Garea der F.A.Z. Die Redaktionen in den Regionen beliefern die „Zeitung Spaniens“, wie sie wörtlich übersetzt heißt, mit eigenen Texten, um auf diese Weise den Menschen in Madrid statt des „offiziellen“ das „wirkliche Spanien“ nahezubringen.

Die Gründer wollen weg von der Fixierung auf die Hauptstadt. Chefredakteur Garea spricht von einem „föderalen“ Ansatz, der den Zeitungen an der Peripherie alle Freiheiten lasse: Prensa Ibérica geht damit einen anderen Weg als etwa deutsche Regionalzeitungsgruppen, die in der Hauptstadt Zentralredaktionen unterhalten und die über das Land verteilten Blätter mit überregionalen Inhalten und oft fertigen Seiten beliefern.

Bei den Klicks auf dem Spitzenplatz

Letztlich kümmern sich nur vierzig der mehr als 1200 Redakteure im Zentrum von Madrid unweit des Cibeles-Platzes um den überregionalen Auftritt. In nur gut acht Monaten haben sie die neue Zeitung aus dem Boden gestampft. Schon seit einiger Zeit wurden die mehr als zwanzig Redaktionen, zu denen auch die deutschsprachige Mallorca-Zeitung, mehrere Zeitschriften und Sender gehören, enger verzahnt und tauschen untereinander ihre Inhalte aus. Manche sehen hier Parallelen zur deutschen Ippen-Regionalzeitungsgruppe. Die Spanier kommen bei der gedruckten Gesamtauflage (einschließlich der Zeitschriften) nach eigenen Angaben auf täglich 185.000 Exemplare mit 1,7 Millionen Lesern.

Online sehen sie sich mit fast 28 Millionen „einmaligen Seitenklicks“ und 655 Millionen Klicks im Monat noch vor der Prisa-Gruppe (mit El País) auf dem Spitzenplatz. Die digitale Ausgabe ist von Anfang an als Projekt für ganz Spanien konzipiert. „Hier werden wir sehr ehrgeizig sein“, heißt es. Täglich produziert die Redaktion eine aufwendige digitale Reportage mit Videos, am Mittwoch über spanische Impfgegner und die Fahrer der Kurierdienste.

EPE, wie die Abkürzung lautet, will eine Plattform für ein „pluralistisches, vielfältiges und dezentralisiertes“ Spanien sein. Das soll auch das unaufgeregte Layout mit viel Durchschuss und Weißraum verdeutlichen. Man will weg vom medialen Lärm, den unterschiedlichen Stimmen Raum geben und vor allem raus aus den politischen „Schützengräben“, in die sich die spanische Presse seit dem Bürgerkrieg oft zurückzog, sagt Chefredakteur Garea.

Während die Konkurrenten auf Meinung setzen, soll es in der neuen Zeitung nur in Ausnahmefällen einen Leitartikel geben; man lässt lieber ausführlich Experten in Gastbeiträgen zu Wort kommen und kooperiert mit der außenpolitischen Fachzeitschrift Política Exterior. Die Herausgeber fühlen sich den Werten der „Transición“ verpflichtet, die sie geprägt hat. Chefredakteur Garea selbst war Parlamentskorrespondent bei El País und El Mundo; zuletzt hatte ihn der sozialistische Ministerpräsident Pedro Sánchez mit der Leitung der Nachrichtenagentur Efe beauftragt.

Die erste Gratisausgabe war am Dienstag schnell vergriffen. Doch mit zwei Euro ist die neue Zeitung teurer als El País, El Mundo und andere, die zudem mit großen Ausgaben am Wochenende erscheinen. „Vor zwanzig Jahren, als die Leute noch auf Papier lasen, hätte das vielleicht noch funktioniert. In zwei, drei Monaten ist die neue Zeitung wieder weg“, meint skeptisch ein Kioskbesitzer an der Madrider Goya-Straße.

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