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#Die Gier, der Neid und die Impfung: Privilegien müssen schneller kommen

Die Gier, der Neid und die Impfung: Privilegien müssen schneller kommen

Es gibt ein berühmtes Experiment mit zwei Kapuzineräffchen. Sie sitzen neben­ein­ander, und abwechselnd be­kommt jeder von einem Menschen ein Stück Gurke. Alles ist gut. Aber nur so lange, bis der Mensch dem ersten Affen eine Traube gibt. Danach will der zweite Affe seine Gurke nicht mehr nehmen. Ein Video zeigt, wie er sein nächstes Stück wütend auf den Menschen schmeißt. Diese Reaktion ist verständlich. Dass sie auch schlau ist, steht nicht so fest. Denn sicher ist: Zu essen hat der zweite Affe jetzt gar nichts mehr. Er kann nur darauf hoffen, dass der Mensch ihm jetzt auch eine Traube gibt. Doch was, wenn es nicht für jeden Affen eine Traube gibt?

Es sind Überlegungen wie diese, die jetzt verhindern, dass geimpfte Menschen in nennenswertem Maßstab ihre Freiheit zurückbekommen. Selbst kleine Erleichterungen kommen nur langsam. Einzelne Bundesländer gehen voran – aber nur eine Zehenbreite. Geimpfte sollen künftig keine Tests mehr brauchen, bevor sie zum Friseur gehen. Aber Restaurants öffnen für geimpfte Leute? Das ist nicht geplant. Dabei würden selbst Ungeimpfte von den Café-Besuchen der anderen profitieren, immerhin spart das dem Staat Hilfsgeld.

Um im Bild zu bleiben: Die Traube des ersten Affen macht die Gurke des zweiten keinen Deut schlechter. Sie wird sogar etwas saftiger. Der zweite Affen wird trotzdem zornig, weil der erste etwas Besseres bekommt. Sprechen wir es ruhig aus: Es geht um Neid.

Der Neid hat seine Berechtigung: Er reguliert die Gier

Nun hat Neid durchaus seine Berechtigung. Richtig genutzt, kann er die Welt verbessern. Neid kann erstens Menschen inspirieren – er kann sie dazu anspornen, sich anzustrengen und es den anderen gleichzutun. Er weckt die Gier, wo sie zu tief schläft.

Den zweiten Nutzen des Neides macht ein anderes Experiment deutlich, mit Menschen geht es etwas komplizierter als mit Kapuzineraffen: Zwei Menschen müssen 100 Euro aufteilen. Einer macht einen Vorschlag. Stimmt der andere zu, bekommen beide ihren Anteil. Lehnt der andere ab, gehen beide leer aus. Das Ergebnis ist immer wieder beeindruckend: Selbst eine Aufteilung von 60 und 40 Euro lehnen so viele Menschen ab, dass der gewinnbringendste Vorschlag der einfachste ist, das Geld halb-halb zu teilen. Hier sorgt der Neid für Fairness. In diesem Fall bremst der Neid die überschießende Gier der anderen.

Im Fall der Impfung ist Neid unnötig

Weil der Neid so gute Gründe hat, muss man ihn ernst nehmen. Solidarität heißt das, wenn die einen den Neid der anderen anerkennen und darauf Rücksicht nehmen. Doch im Fall der Impfungen gibt es eben keine guten Gründe. Der Neid soll nicht die Gier der anderen auf den Impfstoff bremsen. Im Gegenteil: Wer berechtigt ist, sollte sich schnell impfen lassen, und zwar mit dem erstbesten Impfstoff. Der Stoff muss in die Arme, Impfscham ist fehl am Platz. Auch der produktive Neid hilft wenig, mangelnde Gier nach Impfungen ist in Deutschland noch nicht das größte Problem. Jeder ist dann dran, wenn er an der Reihe ist – zu beeinflussen gibt es wenig. Sorgfältig durchdacht, gibt es für den Neid auf Lockerungen also keinen guten Grund.

Doch hier ist das Problem der menschlichen Gesellschaft: Manch­mal schießen die Gefühle über. Sie bleiben nicht einfach weg, wenn es für sie keinen guten Grund gibt. Und die Angst vor überschießendem Neid ist groß. Was würden die Ungeimpften nur tun, wenn sie ihre geimpften Mitbürger im Café sitzen sähen? Würden sie sich selbst auch nicht mehr an die Regeln halten? Würde sich der Zorn gar, wie bei den Kapuzineraffen, gegen den Geber richten – also gegen die Politik?

So wird der Neid zu mächtig. Die einen nehmen ihn zu ernst und tun so, als habe er auch in diesem Fall eine Berechtigung. Die anderen fürchten sich zu sehr und lassen ihm die Hoheit über unsere Freiheit. In so einem Klima kann der unnötige Neid gedeihen. Doch in einer aufgeklärten Gesellschaft darf das nicht passieren.

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