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#Neue Studie belegt, dass Scheitern dazu gehört

Dass das Einwerben von Forschungsgeldern mitunter kompliziert sein kann, daran hat sich Heino Stöver, Professor für sozialwissenschaftliche Suchtforschung an der Frankfurt University of Applied Science (UAS) schon lange gewöhnt. Dass es aber keinerlei Interesse seitens der Gesundheitsbehörden gibt, herauszufinden, wie es Menschen gelingen kann, mit dem Rauchen aufzuhören und was die Gründe für das individuelle Scheitern sind, das hat ihn dann doch irritiert.

Marie Lisa Kehler

Stellvertretende Ressortleiterin des Regionalteils der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Denn das Rauchen, so sagt er, stelle in Deutschland das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko dar. Jährlich entstehen laut Stöver Kosten in Milliardenhöhe durch rauchbedingte Krankheiten wie COPD oder Lungenkrebs, die wiederum zu einem vorzeitigen Ausscheiden aus dem Arbeitsleben führen können.

Also haben sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der UAS, des Centre for Drug Research der Goethe-Universität Frankfurt (CDR) und des Zentrums für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg (ZIS) zusammengetan, und die Rauchstopp-Studie (RauS) auf den Weg zu bringen. Untersucht wurde, welche Mittel und Methoden zur Rauchentwöhnung verbreitet und inwiefern sie wirklich hilfreich sind. Durch eine Online-Befragung konnten insgesamt 6192 Stichproben von aktuellen und ehemaligen Raucherinnen und Rauchern erhoben werden.

Im Schnitt knapp vier ernsthafte Versuche

Das Ergebnis dürfte eigentlich nur jene überraschen, die selbst noch nie geraucht haben: 93 Prozent der Studien-Teilnehmenden gaben an, mindestens einen Versuch unternommen zu haben, mit dem Rauchen aufzuhören. Im Schnitt benötigten die Befragten knapp vier ernsthafte Rauchstopp-Versuche bis zum Erfolg.

Wer sich vorgenommen hat, künftig nicht komplett aufzuhören, sondern den Konsum einzuschränken und etwa nur auf besondere Anlässe zu begrenzen, sollte ebenfalls das Scheitern gleich mit einkalkulieren, erklärt Bernd Werse, Leiter des CDR. Denn auch hier gaben die Befragten an, meist mehrere Anläufe benötigt zu haben, bevor sich nennenswerte Erfolge eingestellt hätten. „Die Wucht der Abhängigkeitsdynamik wird unterschätzt“, sagt Stöver, der darin auch einen Ansatz sieht, um jene zu beraten, die an ihrem Zigarettenkonsum etwas verändern wollen, sich jedoch noch nicht zutrauen, komplett auf klassische Zigaretten zu verzichten.

Präventionskampagnen grundlegend überarbeiten

Zwischen den extremen „Abstinenz“ und „Abhängigkeit“ gebe es noch einen Zwischenraum, der bisher kaum beachtet werde, sagt er. Es handele sich um eine beachtliche Zahl von Rauchern, die durchaus um ihre Gesundheit fürchten und deshalb ihren Konsum deutlich einschränken wollen, aber nicht so recht wissen, wie das gelingen kann. „Wir müssen diesen Menschen Strategien anbieten“, sagt Stöver und fordert gleichzeitig, Präventionskampagnen grundlegend zu überarbeiten. Männer benötigen seiner Auffassung nach eine andere Ansprache als Frauen, Gelegenheitsraucher eine andere als solche, für die die Zigarette im Tagesablauf fest verankert ist.

Mittelchen und Taktiken, die dabei helfen sollen, mit dem Rauchen aufzuhören, gibt es viele. 61 Prozent der Teilnehmenden nannten jedoch die eigene Willenskraft als die wohl erfolgreichste Rauchstopp-Maßnahme. Nikotinersatzprodukte wie Pflaster wurden zwar laut Aussage der Studienteilnehmer am häufigsten ausprobiert, aber auch mit am schlechtesten bewertet. Erfolg hingegen konnten einige mit engen Begleitangeboten, etwa durch spezielle Apps oder eine verbindliche Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt vermelden. Im Vergleich wurden diese Maßnahmen jedoch nur selten genutzt. „Viele Menschen wollen vielleicht nicht ganz aufhören, aber zumindest Schadensminimierung betreiben. Das wird aber nicht gefördert“, sagt Stöver.

Dabei könne das eine Alternative sein, um den Ausstiegsprozess einzuleiten. So gaben 3690 der Befragten an, schon einmal E-Zigaretten als Alternative ausprobiert zu haben, um mit den klassischen Verbrennungszigaretten aufzuhören – viele sind ganz umgestiegen. Auch Werse fordert, dass der Fokus auf „Nikotinabhängigkeit“ bei der Rauchentwöhnung dringend überdacht und der Fokus stärker auf die Schadensminimierung gelegt werden muss. „Mit dem Rauchen aufzuhören ist ein Prozess mit vielen Versuchen. Aber Alternativen anzubieten, kann vielen beim Ausstiegsprozess helfen.“

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