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#Die Magie des Marketings

Die Magie des Marketings

Der Künstler Takashi Murakami ist für seine schrille Ästhetik bekannt. Mit Bildern von bunten Smiley-Blumen und surreal explodierten Manga-Figuren hat er sich den Ruf eines „japanischen Andy Warhol“ erarbeitet, auch weil er die unsterbliche Frage, ob es sich bei seinen Werken um „high“ oder um „low culture“ handelt, auskontert, indem er seinem Stil gleich selbst das Label „Superflat“ verleiht. Murakamis größte künstlerische Leistung aber scheint zu sein, dass er die Grenzen zwischen Kunst und Kommerz verwischt, womit nicht nur gemeint ist, dass er Taschen für Louis Vuitton oder Albumcover für Kanye West designt; sondern dass sein größtes Talent darin besteht, seine Arbeiten skrupellos zu vermarkten. Er selbst bezeichnet sich am liebsten als „Marketingkünstler“.

Harald Staun

Redakteur im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.

Insofern war es nur Frage der Zeit, bis Murakami in den heißen Markt der Kryptokunst einsteigt. Schon im März hatte er eine Reihe sogenannter Non-Fungible Tokens (NFTs) angekündigt, jene Digitalbilder mit Echtheitszertifikat, die in diesem Jahr ihren Siegeszug in der Kunstwelt antraten, zog sie aber dann überraschend zurück, weil er, wie er erklärte, noch besser verstehen wolle, wie die Technologie funktioniert. Nun hat Murakami offensichtlich genug dazugelernt, um im großen Stil loszulegen: Unter dem Namen „Clone X“ veröffentlichte er Mitte November 20.000 Avatare, 3D-Modelle im Manga-Stil, die auf Grundlage seiner Entwürfe einzelner Elemente wie Haare oder Kleidung von Computern zufällig zusammengewürfelt werden. Dabei besteht Murakamis Marketingkunst sicher auch darin, auf übertriebene Originalität zu verzichten und stattdessen das beliebteste Erfolgsrezept des NFT-Marktes zu kopieren: Kaum etwas lässt sich derzeit so gut verkaufen wie solche Armeen von Cartoon-Figuren, deren Preis sich oft ähnlich wie der von Sammelkarten aus ihrem Seltenheitswert ergibt.

Cryptopunk #7523 wurde im Juni für 11,8 Millionen Dollar verkauft,


Cryptopunk #7523 wurde im Juni für 11,8 Millionen Dollar verkauft,
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Bild: via REUTERS

Murakami versteht seine Bilder ausdrücklich als „Hommage“ an die Crypto-Punk-Serie, jene 24 mal 24 Pixel kleinen Bildchen aus der ersten Generation von NFTs aus dem Jahr 2017, von denen im vergangenen Juni einer für 11,8 Millionen US-Dollar verkauft wurde. Seine Klone sind noch nicht ganz so teuer, aber immerhin haben sie sich schnell an die Spitze der aktuellen Verkaufscharts der NFT-Börse OpenSea gesetzt. Inzwischen sind sie dort nicht mehr unter 50.000 US-Dollar zu haben, die beiden wertvollsten kosten schon über eine Million. Dass Murakami mit seinem Projekt eine Kooperation mit der dem Studio RTFKT eingegangen ist, hat dem Marktwert der Bilder dabei vermutlich nicht geschadet. Das Start-up RTFKT (ausgesprochen „artifact“) wurde als Designer virtueller Sneaker und Accessoires bekannt und war 2020 angetreten, das „Nike des Meta­verse“ zu werden. Vor einer Woche wurde RTFKT vom großen Vorbild übernommen. So firmiert nun auch Murakamis Kryptokunst unter dem Label des berühmten Sportartikelkonzerns – und macht sie, jedenfalls gemäß des Selbstverständnisses der digitalen Kunst, erst richtig zum Gesamtkunstwerk.

Vor etwa einer Woche wurden Murakamis Figuren allerdings von der Spitze der aktuellen NFT-Charts verdrängt. Nun stehen dort ein paar Affen im Trainingsanzug – und zwar einem von Adidas. Nikes Konkurrent war in Partnerschaft mit dem Bored Ape Yacht Club, einem Start-up, das mit dem Verkauf einer Sammlung von zehntausend Affenbildchen spektakulär erfolgreich wurde, ebenfalls ins NFT-Geschäft eingestiegen. Immerhin: Wer eines der 30.000 Adidas-NFTs ergattern konnte, bekam einen echten analogen Trainingsanzug, einen Hoodie und eine Mütze dazu. Aber für die meisten Käufer ist das vermutlich nicht viel mehr wert als ein alter Schuhkarton.

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