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#„Die Untätigkeit führt uns ins Verderben“

„„Die Untätigkeit führt uns ins Verderben““

Herr Mc Kenna, früher britischer Schatzkanzler und jetzt Leiter des ersten englischen Bankinstituts, heute wohl der autoritativste englische Finanzmann, hat in New York vor dem Verband der amerikanischen Bankiers eine Rede über Reparationen und internationale Schulden gehalten, die der Welt wieder einmal einen Schimmer von Hoffnung geben kann. Er hat nichts Neues gesagt, nichts, was in den zahllosen Debatten dieser Jahre nicht schon oft gefragt worden wäre.

Denn Neues ist zu diesen Dingen überhaupt nicht mehr zu sagen: die Wahrheit steht fest, die Fachkenner wissen sie, und das einzige, worauf es ankommt, ist, dass die Völker sich mit dieser Wahrheit durchdringen, dass Politiker den Mut und die Kraft finden, die Konsequenzen aus ihr ziehen, bevor Europa völlig dem Ruin verfallen ist.

Dieser Ruin droht, wenn die aus dem Kriege stammende internationale Verschuldung, von der die Deutschland aufgelegte Kriegsentschädigungslast ja nur ein Teil ist, nicht auf ein Maß herabgemindert wird, das getragen und – bezahlt werden kann. Bezahlen können heute wieder Deutschland, noch Frankreich, noch Italien, noch alle die Kleineren. Denn Zahlen können sie nur entweder durch Übertragung von international verwertbaren Kapitalien, und davon haben sie nicht genug, oder durch Ausfuhr von Waren, und dafür haben sie in dem jetzt noch verlangten Ausmaße weder die genügende Möglichkeit der Produktion, noch, was mindestens ebenso ins Gewicht fällt, die genügenden Möglichkeiten des Absatzes. Also muss man streichen, mindern, muss man Fristen zur inneren Gesundung gewähren, muss man den Schuldnern selbst erst einmal zu solcher Gesundung helfen.

Ob Europa vollends zu Grunde geht?

Das ist alte Wahrheit. Aber es ist in Wahrheit. Und dass ein Mann von der Autorität M. Kennas sie jetzt mit solcher Eindringlichkeit ausspricht, ist ein Gewinn und eine Hoffnung. Die Konferenz von Brüssel, auf der das gesamte Problem der internationalen Verschuldung einschließlich der deutschen Reparation zur Debatte gestellt werden soll, steht bevor. Macht die Politik nicht wieder einen Strich durch die Rechnung, so soll sie noch in diesem Jahre abgehalten werden. Und trotz allem, was wir erlebt haben, dürfen wir den Mut nicht sinken lassen, dass diese Brüsseler Konferenz, anders als die erste, die Wende bringen, dass sie eine Lösung, wenn nicht vollenden, so doch einleiten werde.

Schließlich, irgendwann einmal muss es sich ja entscheiden, ob Europa vollends zu Grunde gehen oder ob es doch noch den Weg der Rettung finden soll. Und sehr viel Zeit für solche Entscheidung ist nicht mehr zu verlieren. Für Deutschland aber handelt es sich heute noch um etwas anderes als um die Brüsseler Konferenz, nämlich darum, was Deutschland selbst bis zur Brüsseler Konferenz tun kann, um sich zu retten. Die Gefahr, die uns in diesen Monaten bedroht, ist riesengroß. Vielleicht unsere größte Gefahr aber ist der Fatalismus, der immer größere Schichten bei uns und gerade die zur Führung Berufenen gefangen nimmt, der verzweifelte – und dabei so bequeme und jede Untätigkeit entschuldigende! – Glaube, dass wir von uns aus nichts tun können, dass unser Schicksal ganz in der Hand der Sieger sei, dass wir überhaupt erst nach einer Lösung der Reparationsfrage anfangen können, uns wieder zu regen.

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