#„Distanz ist Gift für das seelische Gleichgewicht“
„„Distanz ist Gift für das seelische Gleichgewicht““
Mit Abstand: Seine Angehörigen zu besuchen, zum Beispiel im Pflegeheim, ist in Corona-Zeiten nur eingeschränkt möglich.
Bild: dpa
Das Wahren sozialer Distanz ist das Credo, um die Corona-Pandemie zu bewältigen. Doch der Wegfall von sozialen Kontakten geht nicht unbeschadet am Menschen vorbei. Die Corona-Pandemie verändert die Gesellschaft grundlegend, meint der Psychoanalytiker Serge Croes.
Es ist paradox: Als soziale Wesen rücken Menschen bei Bedrohungen normalerweise näher zusammen. Das ist ein Grundbedürfnis. Aber jetzt wird Distanz als Rezept zur Bewältigung der Corona-Krise verschrieben. „Daran, dass diese Strategie zurzeit die einzig erfolgversprechende ist, gibt es keinen Zweifel. Aber sie widerspricht allen Erfahrungen und ist manchen Menschen kaum zu vermitteln“, sagt der Gießener Psychiater und Psychoanalytiker Serge Croes. Der Rückgriff auf früher erfolgreiche Bewältigungsmechanismen funktioniere nicht. Erschwerend komme hinzu, dass das Virus nicht sichtbar, die Bedrohung somit abstrakt sei.
Soziale Distanz bezeichnet der promovierte Mediziner als „Gift fürs seelische Gleichgewicht“. Keine Umarmung, kein Küsschen auf Wange, kein Händeschütteln – das verändere die Gesellschaft. Wie nachhaltig das geschehe, ob man in absehbarer Zeit zu den gewohnten Verhaltensmustern zurückkehren könne, sei im Augenblick nicht absehbar, meint Croes.
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