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#Die U1 – Über die Oberbaumbrücke bis nach Charlottenburg

Die U1 – Über die Oberbaumbrücke bis nach Charlottenburg

Die U1 ist die älteste U-Bahnlinie in Berlin – zumindest teil- und zeitweise. Denn die Streckenbezeichnung hat sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts mehrmals geändert, die Linie 1 war mal kürzer, mal länger, mal als U12 oder U15 mit anderen Strecken fusioniert, mal wieder ganz allein. Mit der Strecke, die im berühmten Musical „Linie 1“ besungen wird, ist die heutige U1 nicht mehr deckungsgleich – und ohnehin viel kürzer als früher. Aber wir fahren mit, blicken aus dem Fenster auf Berliner Geschichte und erzählen mehr über die 13 Stationen. Hier ist die U1.


Warschauer Straße: Die U1 beginnt in Ost-Berlin

Blick auf den Bahnhof Warschauer Straße. Hier in Friedrichshain startet die U1. Foto: Imago/Joko
Blick auf den Bahnhof Warschauer Straße. Hier in Friedrichshain startet die U1. Foto: Imago/Joko

1902 wurde der Endbahnhof von Berlins erster Untergrund- und Hochbahnlinie hier errichtet. Die Station hieß damals noch Warschauer Brücke. Mit dem Mauerbau war der einzige Bahnhof der Linie auf Friedrichshainer Seite vom Netz abgeschnitten. Nach der Wende wurde die schöne Haltestelle reaktiviert und mit der Linie wiedervereinigt. Über ein komplexes Geflecht aus Brücken gelangt man hier zur S-Bahn, kann aber auch zum RAW-Gelände schlendern und in gewöhnlichen Nächten den Nachteulen zum Berghain folgen.

Um die Ecke findet ihr die East Side Gallery, mit Graffiti verzierte Reste der Berliner Mauer. In der gesamten Umgebung finden sich Monumente des Wandels der Stadt: An der Warschauer Brücke thront die East Side Mall, die zur Eröffnung nicht gerade gut ankam. Und an den Güterbahnhof erinnert nichts mehr, stattdessen ist ein eigentümlich ödes Vergnügungsviertel entstanden: Die Geschichte des Mercedes-Platz vom Ostgut bis East-Side-Grauen findet ihr hier.


Übers Wasser zum Schlesischen Tor

Sechs Meter über der Straße fährt die U1. Foto: Imago/imagebroker
Sechs Meter über der Straße fährt die U1. Foto: Imago/imagebroker

Die U1 überquert die Spree auf der Oberbaumbrücke, ein Symbol der wieder zusammengewachsenen Stadt. Mit dem Osthafen, bis 1924 Stralauer Tor, befand sich ein Bahnhof direkt an der Überquerung. Im Zweiten Weltkrieg wurde er zerstört und wegen der Nähe zur Endstation als einziger Vorkriegsbahnhof nicht wieder aufgebaut.

Heute ist die nächste Station der U1 also das Schlesische Tor. Seit 1902 steigen hier Fahrgäste ein und aus in die Hochbahn, die etwa sechs Meter über den Köpfen der Menschen durch den Kiez fährt.

Im historischen Bahnhofsgebäude befindet sich eine Konzertlocation. Der Kiez ist bei Nachteulen beliebt. Und tagsüber bietet sich hier ein ungewöhnlicher Street-Art-Spaziergang entlang der Murals an.


Görlitzer Bahnhof am berühmten Görli

Von den Altbauten an der Skalitzer Straße blickt man direkt auf den Görlitzer Bahnhof. Foto: Imago/Schöning
Von den Altbauten an der Skalitzer Straße blickt man direkt auf den Görlitzer Bahnhof. Foto: Imago/Schöning

Die U1 rollt weiter an den Fenstern der Kreuzberger Altbauten vorbei. Der Halt am Görlitzer Bahnhof ist auch ein Ausflug in die Stadtgeschichte: Hier stand die berüchtige Filiale von Bolle, wo 1987 Krawalle ihren Ursprung nahmen. Mehr über den 1. Mai in Berlin zeigen wir euch hier. Demos und Revolutionsstimmung gehörten lange Zeit zu Kreuzbergs Selbstbild, auch wenn die Weltrevolution mittlerweile abgesagt ist und der Tag der Arbeit ein Partyfeiertag geworden ist.

Zwischen Emmauskirche und Landwehrkanal findet ihr hier auch einen der Orte, mit dem Berlin häufig Negativschlagzeilen macht. Den 14 Hektar große Görlitzer Park sehen die einen als weitläufige Wiese, andere riechen hier vor allem Gras.


Kottbusser Tor: Mitten in Kreuzberg

Das Kottbusser Tor bei Nacht. Foto: Imago/Hoch Zwei Stock /Angerer
Das Kottbusser Tor bei Nacht. Foto: Imago/Hoch Zwei Stock /Angerer

Besonders schön ist es, wenn die Sonne durch die großen Fenster der Hochbahnhalle scheint. Dieser Bahnhof der Linie U1 ist eines der gelungensten Bauwerke des Nahverkehrs-Architektur-Altmeisters Alfred Grenander. Hier steigt ihr in die U8 um oder lasst euch treiben in einer der widersprüchlichsten Gegenden Berlins. Zwischen Nachkriegsneubauten und übriggeblieben Altbauten, zwischen Moscheen und Tanzbars ist das Leben am Kottbusser Tor unbedingt aufregend.


Prinzenstraße: Mit der U1 ins Freibad

Märchenstoff, berlinerisch interpretiert: Graffiti am U-Bahnhof Prinzenstraße. Foto: Imago Images/STPP
Märchenstoff, berlinerisch interpretiert: Graffiti am U-Bahnhof Prinzenstraße. Foto: Imago Images/STPP

Wenn ihr an der Prinzenstraße aus der U1 aussteigt, seid ihr zwar nicht direkt am Meer, dennoch kommen hier Urlaubsgefühle auf. Der 1902 eröffnete Bahnhof liegt nah am Prinzenbad, wo sich im Sommer gefühlt der halbe Bezirk mit Handtuch und Badehose versammelt. Was sonst noch los ist in Kreuzberg? Sagen wir euch immer aktuell hier.


Hallesches Tor: Am Kanal

Die U1 verläuft auch am Halleschen Tor noch oberirdisch. Foto: Imago Images/Hoch Zwei Stock/Angerer
Die U1 verläuft auch am Halleschen Tor noch oberirdisch. Foto: Imago/Hoch Zwei Stock/Angerer

Am Halleschen Tor könnt ihr aus den Fenstern der Waggons wieder die freie Sicht auf den Landwehrkanal genießen – oder aussteigen, um ein etwas ruhigeres Kreuzberg zu erkunden. Von hier strömen die Wissbegierigen zur Amerika-Gedenkbibliothek – einer unserer liebsten Orte, um Bücher zu entdecken. Auf der anderen Seite der Gleise liegt der architektonisch spannende Mehringplatz, dem Werner Düttmann seine heutige Form gab.


Möckernbrücke: Museum, Theater, Tempodrom

Zug der U1 an der Möckernbrücke, direkt am Deutschen Technikmuseum. Foto: Imago/Marius Schwarz
Zug der U1 an der Möckernbrücke, direkt am Deutschen Technikmuseum. Foto: Imago/Marius Schwarz

An der U1-Station Möckernbrücke ist es grün – und eigentlich für jede Altersklasse aufregend. Bei unseren Tipps für Berlin mit Kindern rangiert ein Besuch im Deutschen Technikmuseum weit oben. Mit Spielstätten des Theaters HAU Hebbel am Ufer hat die Schauspielszene der Stadt hier eine Heimat gefunden. Und das zeltartige Gebäude in der Nähe war einst Provisorium, längst ist es eine der wichtigsten Konzertbühnen Berlins. Tempodrom-Gründerin Irene Moessinger hat ein Buch darüber geschrieben: „Berlin liegt am Meer“.


Am Gleisdreieck in den Park

Wer am U-Bahnhof Gleisdreieck aus der U1 aussteigt, hat es nicht weit: Der Gleisdreieck-Park liegt ganz nah. Foto: Imago Images/CHROMORANGE
Wer am U-Bahnhof Gleisdreieck aus der U1 aussteigt, hat es nicht weit: Der Gleisdreieck-Park liegt ganz nah. Foto: Imago Images/CHROMORANGE

Wer nicht schon an der Möckernbrücke den Eingang gefunden hat, steigt eben hier aus der U1 aus und schlendert durch eine der beliebsten Grünanlagen Berlins, den Park am Gleisdreieck. Zwischen Kreuzberg und Schöneberg ist das Gebiet auf ehemaligen Güterbahnhöfen heute richtig grün – und mit Blick auf die Hochhäuser am Potsdamer Platz hat man dennoch nicht das Gefühl, fernab der Stadt zu sein.


Kurfürstenstraße: Rotlicht und Renaissance

"Leave no one behind": Graffiti am Bahnhof Kurfürstenstraße. Foto: Imago Images/Spicker
„Leave no one behind“: Graffiti am Bahnhof Kurfürstenstraße. Foto: Imago Images/Spicker

Die Gegend ist in Verruf geraten, seit Ende der 1950er-Jahre ist die Kurfürstenstraße als Strich bekannt – nicht der einzige in der Stadt. Mehr über die Geschichte der Prostitution erzählen wir hier – von Nazi-Bordell bis Stasi-Spitzel. Wenige Gehminuten vom U-Bahnhof wandelt sich der Rotlicht-Kiez jedoch: Man kommt von der Kurfürsten- auf die Potsdamer Straße, die sich ziemlich gewandelt hat. Galerien, Designerläden, hippe Restaurants und schicke Bars ziehen die Menschen wieder an, die Straße erlebt eine Renaissance.


Das queere Berlin am Nollendorfplatz entdecken

Das Viertel rund um den U-Bahnhof Nollendorfplatz ist bei queeren Berliner*innen beliebt. Foto: Imago/STPP
Das Viertel rund um den U-Bahnhof Nollendorfplatz ist bei queeren Berliner*innen beliebt. Foto: Imago/STPP

Am Nollendorfplatz kreuzen sich die Linien, man gelangt hier direkt zur Schöneberger Kurzstrecke U4. Hier ist die Stadt fest in schwuler Hand, das Viertel rund um den Bahnhof ist als Regenbogenkiez bekannt. Wenn ihr euch zum Stand der Dinge einlesen wollt, findet ihr hier zahlreiche queere Buchläden. Im Sommer findet hier das Lesbisch-Schwule Stadtfest als Auftakt der Veranstaltungen zum Christopher Street Day statt. Und an jeder Ecke gibt es Wissenswertes über Geschichte und Gegenwart der queeren Stadt. Wir haben uns das auf einer queeren Tour durch den Regenbogenkiez genauer angesehen.


Mit der U1 zum KaDeWe: Wittenbergplatz

Ein architektonisches Kleinod: der U-Bahnhof Wittenbergplatz. Foto: Imago/Joko
Ein architektonisches Kleinod: der U-Bahnhof Wittenbergplatz. Foto: Imago/Joko

Die U1 hält am Bahnhof Wittenbergplatz, dessen oberirdisches Empfangsgebäude als Meisterwerk von Alfred Grenander gilt. Außen protzt der Bau mit Muschelkalkfassaden, innen trumpft er mit neoklassizistischen Formen und geschickter Lichtkomposition auf. Man wähnt sich hier bereits in Charlottenburg, doch die Gegend gehört noch zu Schöneberg, für das wir hier immer aktuelle Tipps haben.

Direkt vor einem der Ausgänge steht dann das KaDeWe, das größte Luxus-Kaufhaus Berlins. Hier an der Tauentzienstraße seid ihr angekommen im Herzen der City West. Und hier trennen sich auch die Linien. Die U3, die bis hierhin dieselbe Strecke wie die U1 fährt, fährt weiter Richtung Wilmersdorf nach Südwesten. Die U1 hat noch zwei Stationen in Charlottenburg vor sich.


Glanz der City West am Kurfürstendamm

Steigt man am Ku’damm aus der U1 aus, erblickt man sogleich die Wahrzeichen: Kranzler-Eck und Hochhäuser. Foto: Imago/F. Berger
Steigt man am Ku’damm aus der U1 aus, erblickt man sogleich die Wahrzeichen: Kranzler-Eck und Hochhäuser. Foto: Imago/F. Berger

Die Eingangsschilder des Bahnhofs sind Ikonen der Mauerstadt. Und der ganze Bahnhof mit seinen zahlreichen Treppen und Gleisen ist darauf ausgerichtet, der gewachsenen Bedeutung der Straße im Westen gerecht zu werden. Am Kurfürstendamm steigt ihr aus, wenn ihr Sehenswürdigkeiten wie die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche besuchen möchtet. Oder wenn ihr euch von oben bis unten neu einkleiden möchtet. Shopping-Tipps am Kurfürstendamm haben wir hier für euch gesammelt.


Uhlandstraße: Endstation der U1

Die Station ist Endhaltestelle der U1, die Uhlandstraße kreuzt den Kurfürstendamm.  Foto: Imago/Schöning
Die Station ist Endhaltestelle der U1, die Uhlandstraße kreuzt den Kurfürstendamm. Foto: Imago/Schöning

In ihrer Geschichte haben U1 und U2 die Streckenäste im Westen getauscht, die U1 fuhr zeitweise auch als U12 oder U15 noch größere Abschnitte des Bahnnetzes ab. Heute ist die alte Linie allerdings viel kürzer – an der Uhlandstraße ist Schluss. Ob früher alles besser war, wissen wir nicht. Aber wenn ihr an der Endstation der U1 aussteigt, seid ihr immer noch am Kurfürstendamm – dessen Geschichte in 12 Bildern zeigen wir euch hier.


Weitere Berliner U-Bahn-Linien

  • Die U2 – Von Pankow über den Regenbogen-Kiez bis fast nach Spandau
  • Die U3 – Berlin auf ganzer Linie: Vom Villenviertel ins Szene-Zentrum
  • Die U4 – Nollendorfplatz bis Innsbrucker Platz: Berlins kürzeste Linie
  • Die U5 – Hönow bis Hauptbahnhof: Aus der Platte ins politische Zentrum
  • Die U6 – Alt-Tegel bis Alt-Mariendorf: Von Nord nach Süd durch Berlin
  • Die U8 – Hauptschlagader zwischen Wittenau und Hermannstraße
  • Die U9 – Pfeilschnell durch das Herz des Westens

Mehr Berlin

Beeindruckende Bauten: Diese 12 Berliner-U-Bahnhöfe sind auch ohne ein Ticket einen Besuch wert. Manche Stationen schneiden im Internet nicht gut ab: Die lustigsten Google-Bewertungen von Bahnhöfen zeigen wir euch hier. Mehr zu Bus und Bahn findet ihr in unserer Rubrik „Nahverkehr“.

Ihr interessiert euch für Themen aus dem Bereich Architektur? Dann findet ihr hier 12 zeitgenössisch, zeitlos schöne Architekturprojekte, die ihr sehen solltet. Werft mit uns einen Blick in die Zukunft: Diese 12 Bauprojekte werden Berlin verändern. Oder schwelgt in Erinnerungen: Diese Bahnhöfe und Strecken sind längst verschwunden.

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