Streaming

#Einer der größten Horror-Kultfilme entstand als Reaktion auf einen Spielberg-Klassiker – seine tiefere Bedeutung entgeht vielen

Wer den japanischen Horror-Kultfilm Hausu gesehen hat, wird sich an fliegende Köpfe, tanzende Skelette und menschenfressende Klaviere erinnern. Es versteckt sich aber eine tiefere Bedeutung im Spukhaus.

Als die Toho Studios in den 1970er Jahren auf Filmemacher Nobuhiko Obayashi zukamen, wünschte man sich von ihm einen japanischen Blockbuster vom Kaliber des US-Kassenschlagers Der weiße Hai von Steven Spielberg. Einen Horrorfilm, der die Jugend im Zeitalter des Fernsehens in die Lichtspielhäuser zurückholt und das Kino Japans rettet.

Obayashi, der für experimentelle Kurzfilme und unzählige Werbespots bekannt war, die den abgedrehten Reklamestil seines Landes erheblich mitprägten, machte sich ans Werk. Mithilfe seiner kleinen Tochter Chigumi entwarf er eine surreale Horror-Fantasie über ein Spukhaus auf dem Land. Das Ergebnis ist ein klamaukiger, extrem kreativer Kultfilm, der sogar beim amerikanischen Prestige-Label Criterion Collection herauskam und eigentlich die perfekte Halloween-Unterhaltung ist: Hausu.

Halloween-Horror mit Sinn für Humor: Vorhang auf für 7 Mädchen und ein hungriges Haus

In Hausu stattet Oshare aka Gorgeous (Kimiko Ikegami) ihrer mysteriösen Tante (Yoko Minamida) einen Besuch auf dem Land ab. Sie will ihrem Vater aus dem Weg gehen, der überraschend eine neue Frau geheiratet hat. Der scheint ständig eine Brise zu folgen, die ihren Schal dramatisch im Wind tanzen lässt. Die elegante Teenagerin nimmt sechs Freundinnen mit: Die schlaue Prof (Ai Matsubara), die musikalische Melody (Eriko Tanaka), die sportliche Kung Fu (Miki Jinbo), die nimmersatte Mac (Mieko Sato), die liebenswerte Sweet (Masayo Miyako) und die tagträumende Fantasy (Kumiko Oba).

Nach und nach werden die Mädchen vom Spukhaus der Tante verschlungen – und zwar auf aberwitzige Arten, die sich die kleine Tochter des Regisseurs ausgedacht hat. Melody etwa wird von einem Klavier gefressen, was ihre Finger jedoch nicht vom Weiterklimpern abhält. Und Macs abgetrennter Kopf beißt seine Opfer auch noch nach der Enthauptung in den Po, nachdem er anstatt der erfrischenden Wassermelone im Brunnen gelandet ist.

Tantchen und ihre weiße Katze entpuppen sich als Hexe oder Vampir samt tierischem Diener, die junges Fleisch an ihr Haus verfüttern müssen. Für Oshare hat die räudige Residenz allerdings andere Pläne: Wird sie zur nächsten Hausu-Herrin, die den Zyklus des domestizierten Verschlingens fortführen muss?

  • Dieser Artikel gehört zum Horror-Monat bei Moviepilot

Der wahre Horror von Hausu: Viel mehr als nur eine alberne Geisterbahnfahrt durch das Spukhaus

Wer von Hausu gehört oder es gesehen hat, der weiß wohl, dass man sich hier auf einen der abgedrehtesten Horrorfilme aller Zeiten einlässt. Alles ist erlaubt, vom verspielten Editing mit Leuten, die sich via Jumpcut in Obst verwandeln, über alberne Kills bis hin zu Tanzeinlagen mit Skeletten. Kein Map-Painting ist zu offensichtlich, kein Spezialeffekt zu künstlich. Alles, was zählt, ist unbändige Kreativität und Freude am Filmemachen, die mit jedem verschrobenen Frame auf der Leinwand landet.

Doch neben all dem hat Hausu auch eine versteckte Aussage, die man bei all dem Klamauk leicht übersehen kann. Zum einen wird es kurz ernst, wenn der Film auf die tragische Hintergrundgeschichte der Tante eingeht, die nach dem Krieg vergeblich auf die Rückkehr ihres Geliebten gewartet hat. Obayashi selbst stammt aus Hiroshima, wo er all seine Freunde beim Abwurf der Atombombe verloren hatte. Deshalb ist er neben seinen fantastischen Jugendfilmen auch als Regisseur von Anti-Kriegsfilmen wie seinem Abschlusswerk Hanagatami bekannt.

Zum anderen versteckt sich ein zentrales Thema des Films im Titel: House. Mädchen, die nach ihren individuellen Interessen und Fähigkeiten benannt sind, werden nach und nach vom Haus (und was es repräsentiert) verschlungen. Die Häuslichkeit selbst ist der Schrecken, der jegliche Individualität und Selbstverwirklichung zunichtemacht. Ebenso die soziokulturellen Zwänge, die wie eine übernatürliche, unsichtbare Kraft wirken, und ihre Opfer ins symbolträchtige Gebäude hineinziehen.

Und wen der ganze Subtext überhaupt nicht interessiert, kann sich trotzdem an der manischen Fantasy-Farce ergötzen, an die nicht mal moderne Manga- und Anime-Adaptionen herankommen.

Schaut hier den japanischen Trailer zu Hausu:

Hausu – Trailer (Englisch)

Abspielen

Wie kann ich mir Hausu zu Halloween auf den Bildschirm holen?

Der wahre Horror dieses Halloweens besteht darin, dass man den japanischen Horror-Klassiker Hausu nirgendwo streamen kann. Und auch die deutsche Blu-ray und DVD von Rapid Eye Movies scheint derzeit vergriffen zu sein. So bleibt erst einmal nichts anderes, als die UK-Scheibe von Eureka Entertainment oder die US-Edition der Criterion Collection für das Heimkino (Hausu-Kino?) zu importieren.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Streaming kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!