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#„Es gibt bei uns einen Nährboden für einen politisierten Islam“

„Es gibt bei uns einen Nährboden für einen politisierten Islam“

Gibt es jenseits von Corona noch ein Thema, für das Sie derzeit den Kopf frei haben, Herr Minister?

Christian Geinitz

Eckart Lohse

Corona dominiert alles. Aber das gilt ja nicht nur für mich, sondern für unser aller Alltag. Allerdings klärt dieses Jahrhundertereignis auch den Blick auf manche gesellschaftliche Entwicklung.

Zum Beispiel?

Nach den islamistischen Anschlägen in Österreich und in Frankreich sehen wir einmal mehr, wie wichtig der Zusammenhalt in einer vielfältigen Gesellschaft wie unserer ist. Das gilt in der Pandemie wie im Kampf gegen den Terror. Und eine durch die Pandemie verunsicherte Gesellschaft wird durch Terroranschläge zusätzlich verunsichert.

Was ist denn zu tun, um dem Islamismus beizukommen?

Ich werbe schon lange dafür, Moscheegemeinden in unserem Land staatlich zu fördern, wenn sie sich als deutsche Gemeinden verstehen und eben nicht als arabische oder türkische. So wie Österreich müssen wir darauf bestehen, dass Moscheegemeinden nicht dauerhaft aus dem Ausland finanziert werden dürfen. Wir müssen die Ausbildung von Imamen und Seelsorgern in Deutschland fördern, mehr Lehrstühle schaffen und sicherstellen, dass nicht die Radikalen Einfluss auf Lehrinhalte haben. Wir müssen klar sagen, dass wir die Benachteiligung von Frauen, Hetze gegen Schwule oder die Verächtlichmachung Andersgläubiger keinesfalls akzeptieren. Gleichzeitig sollte es mehr Rechte für Muslime geben, etwa beim Beerdigen ihrer Angehörigen auf deutschen Friedhöfen oder durch mehr muslimische Seelsorger in Krankenhäusern, Schulen oder Gefängnissen. Es gibt auch in unserem Land einen Nährboden für einen politisierten Islam und daraus hervorgehenden islamistischen Terror. Daran muss sich etwas ändern, durch politisches Handeln. Auch wenn die Bundesländer primär für die Religionsausübung zuständig sind, sollten wir da eine einheitliche Strategie entwickeln.

Wie entkräften Sie den Föderalismuseinwand?

Die Pandemie zeigt doch: Wenn Bund und Länder etwas zusammen wollen, können sie es zusammen schaffen. Im Fall der Bekämpfung des radikalisierten Islams könnten das seitens des Bundes beispielsweise Förderprogramme für liberale Gemeinden sein.

Warum mischt sich der Gesundheitsminister in ein Thema ein, für das vor allem der Innenminister zuständig ist?

Die Frage, was uns als Gemeinschaft, als Nation zusammenhält, hat doch nichts mit dem Ressort zu tun.

Was hält uns denn zusammen?

Ein weltoffener Patriotismus. Ein Patriotismus, der einlädt und nicht ausschließt. Ein Patriotismus, der sich seiner Werte bewusst ist. Und der sich nicht übers Stammbuch definiert. Auch in der Pandemie können wir stolz auf das sein, was wir bisher zusammen geschafft haben. Ein liberal-säkularer Islam, der sich als Teil der deutschen Gesellschaft sieht, ist auch Teil davon.

In Miniatur: Jens Spahn, der Kleine Prinz und Ehemann Daniel Funke


In Miniatur: Jens Spahn, der Kleine Prinz und Ehemann Daniel Funke
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Bild: Julia Zimmermann

Muslime leben in Deutschland oft in größeren Familien zusammen. Dort, wo zahlreiche Großfamilien leben, ist häufig auch das Infektionsgeschehen in der Pandemie hoch.

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