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#Vom Aufstieg und Fall der Los Angeles Lakers

„Vom Aufstieg und Fall der Los Angeles Lakers“

Von all den Bronzestatuen ehemaliger Basketballer vor der großen Halle im Stadtzentrum von L.A. zeigt nur eine einen Mann mit einem ganzen Koffer voller Meriten. Jerry West war nämlich nicht nur Spieler in der Meistermannschaft der Los Angeles Lakers von 1972 und nicht nur Trainer des Teams, das es 1977 bis ins Semifinale schaffte. Er ist die Figur jenes dribbelnden Basketballers, den die NBA seit 1969 in ihrem Logo benutzt. Und als Chefmanager der Lakers, der zwischen 1982 und 2000 alle wichtigen Personalentscheidungen traf, war er für die Verpflichtung gleich zweier Profis verantwortlich, denen man gleich neben ihm ebenfalls ein Denkmal gesetzt hat: Magic Johnson und Shaquille O’Neal. Dazu verpflichtete er einst den jungen Kobe Bryant, dessen Statue vor der Arena nur noch eine Frage der Zeit sein dürfte.

Von all seinen Verdiensten dürfte die Phase in den Achtzigerjahren die bemerkenswerteste sein. Da brachte er einen Kader zusammen, dessen Qualitäten mit dem gängigen Spitznamen „Showtime“ nur unzulänglich beschrieben werden. Denn die Lakers kombinierten damals nicht nur zirzensische Unterhaltungsware mit hohem Angriffstempo und schnellen Ballstafetten.

Als West 1981 mit Pat Riley einen bis dahin völlig unerprobten Trainer installierte, wurden sie nicht nur zu einem Ma­gneten für ein amerikaweites Millionenpublikum, sondern auch für die Hollywood-Prominenz. Die „Washington Post“ witzelte damals, die Heimspiele der Lakers seien vermutlich „der einzige Ort, an dem die Fans mehr Geld verdienen als die Spieler“.

Geschichte des Teams nacherzählt

So wie der Pay-TV-Fernsehsender HBO diese Ära seit zwei Wochen mithilfe einer Reihe erstklassiger Schauspieler in einem Episodenstrang unter dem Titel „Winning Time – The Rise of the Lakers Dynasty“ nacherzählt, wirkt West allerdings ganz und gar nicht wie eine strahlende Figur. Stattdessen wie ein cholerischer Typ, der aufgrund seiner sportlichen Begabung einer herben Kindheit im hinterwäldlerischen West Virginia entkam, zeit seines Lebens depressiv war und selbst in den Erfolgsmomenten nie wirklich zufrieden.

Ein Perfektionist, der dem populären Ballzauberer Magic Johnson nur deshalb nicht viel zutraute, weil der „zu viel lächelt“. Die Serie, die auf dem 2014 erschienenen Buch „Showtime“ des namhaften Sportjournalisten Jeff Pearlman beruht, geht so weit, eine Szene zu erfinden, in der West den Pokal, den er als wertvollster Spieler der Finalserie von 1969 gewonnen hatte, wütend aus dem Fenster wirft. Eine Darstellung, die in amerikanischen Medien zu heftiger Kritik führte. Das sei „eine total falsche Charakterisierung“, schrieb das weitreichenstarke Online-Sportmagazin „The Athletic“.

Nicht mehr so strahlend

Immerhin wirken auch andere in der Serie reichlich überzeichnet. Die Inszenierung erinnert an den Stil von Mockumentarys, die sich als Parodie auf traditionelle Dokumentarfilme verstehen und sowohl den behandelten Stoff als auch das Publikum mit subtilem, wissendem Spott eindecken. Die Sichtweise passt irgendwie in die Zeit. Denn die Los Angeles Lakers von heute, ein Unternehmen mit mehr als fünf Milliarden Dollar Marktwert, wirken bei genauem Hinsehen nicht halb so strahlend wie das Image, das ihnen seit den Achtzigerjahren angeheftet wird.

Gewiss, sie beschäftigen seit vier Jahren mit LeBron James den besten Basketballer seiner Generation, mit dem das Team 2020 nach einem längeren Durchhänger den siebzehnten NBA-Titel gewann. Aber die Versuche, mit dem Superstar im Zentrum so etwas wie eine Dynastie aufzubauen, dürfen als gescheitert betrachtet werden. Auch wenn man James auf den ersten Blick nicht verantwortlich machen möchte. Denn der führt mit 30,0 Punkten pro Begegnung die aktuelle Scorer-Liste der Liga an.

Dennoch war in der vergangenen Saison für das Team bereits nach der ersten Play-off-Runde Schluss. Derzeit wäre man froh, sich überhaupt für die entscheidende Phase der Meisterschaft zu qualifizieren. Die Lakers führen nur in einer Tabelle der zahllosen Statistiken, die die Liga führt: Sie stellen mit einem Schnitt von 30 Jahren die älteste Mannschaft von allen.

Obendrein ist die sportliche Zukunft mehr als ungewiss. Der Vertrag von James, der 2020 verlängert wurde, läuft in einem Jahr aus. Und niemand weiß, was der 37-Jährige als Nächstes tun wird. Wird er bleiben? Liebäugelt er mit einer Rückkehr in seine Heimatregion in Cleveland? Sicher ist nur, dass die Lakers noch nie so abhängig vom karrieretaktischen Kalkül eines einzelnen Spielers waren.

Anders als in der „Showtime“-Ära, als Chefmanager und Trainer über Personalplanung und spieltaktische Konzepte entschieden und nicht die Führungsspieler mit Jahresgehältern von inzwischen über 40 Millionen Dollar. Die richten laut einer Analyse von „Sports Illustrated“ jede Menge Unheil an: „Sie haben mehr Macht und setzen sie häufiger ein als jemals zuvor. Das mag für die Spieler gut sein. Aber es hilft nicht beim Aufbau von Mannschaften.“

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