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Jugend, ein Spiel

Man wird dem Regisseur Whit Stillman, der ein überzeugter Ostküstenbewohner ist, wohl unterstellen dürfen, dass er, außer den Werken von Jane Austen, auf die er immer wieder zurückkommt, auch das „Official Preppy Handbook“ genau studiert hat, jenen unentbehrlichen und absolut verbindlichen Ratgeber in allen Fragen des Stils („no socks with loafers“ heißt eine der wichtigsten Antworten darin), dessen Vorwort auf diesen Satz hinausläuft: „In einer wahren Demokratie hat jeder das Recht, Upper Class zu sein und in Connecticut zu wohnen.“

Wie eine Verfilmung dieses Satzes sieht nämlich der Anfang von Stillmans erstem und vielleicht schönstem Film aus: In „Metropolitan“ wird der Student Tom Townsend, der einen Leih-Smoking trägt und sich kaum den Bus nach Hause leisten kann, von ein paar reichen jungen New Yorkern für einen der ihren gehalten und mitgenommen, erst zu einer Party, dann zur nächsten, die ganzen Weihnachtsferien lang. Und als offensichtlich wird, dass er kaum Geld hat, ist man sich einig, dass Tom nur einen Frack braucht und einen Smoking; alles andere werde sich schon finden.

Er musste seine Freunde anbetteln

Vermutlich hatten damals, in den späten Achtzigern, all die Produzenten und Verleiher recht, die keinen Dollar in dieses Drehbuch investieren wollten – weshalb Whitman, der damals eine Designagentur leitete, das Vorkaufsrecht für seine Wohnung verpfändete und um den Rest des Budgets seine wohlhabenden Freunde anbetteln musste. Es war ein extravagantes und blasiertes Drehbuch, es wurde ein Film daraus, in dem so viel geredet wurde wie sonst nur bei Eric Rohmer. Und wenngleich der Vorspann suggerierte, dieser Film spiele „vor nicht allzu langer Zeit“, war es unmöglich, die Handlung historisch einzuordnen.

Die Garderoben waren zeitgemäß, aber die Sprache, in ihrer Geschliffenheit und frei von allem Jargon, war es nicht; und so ernst und keusch wie über die Liebe, die Moral und über Jane Austen gesprochen wurde, schienen die Figuren des Films ganz aus ihrer Zeit gefallen zu sein. Was Stillman hier geradezu als das Wesen der Jugend inszenierte: noch nicht ganz teilzuhaben an Gegenwart und Wirklichkeit, noch zu spielen, in aller Unschuld, mit den eigenen Gedanken. Und mit den Gefühlen der anderen, weshalb es dann doch ziemlich ernst wird.

Eleganz und Extravaganz: Szene aus der Jane-Austen-Verfilmung „Love & Friendship“


Eleganz und Extravaganz: Szene aus der Jane-Austen-Verfilmung „Love & Friendship“
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Bild: Churchill Productions Limited

Zum Wesen von Stillmans Inszenierungen gehört, dass ihre Eleganz nur Ausdruck des Respekts vor dem Geschmack der Zuschauer ist: Man sitzt, bezaubert und dauerlächelnd, vor der Leinwand. Dass „Metropolitan“ ein Erfolg war, könnte einen mit der ganzen Branche versöhnen; dass „The Last Days of Disco“ keiner war, spricht nur für diesen Film. 2016 hat er endlich Jane Austen verfilmt: „Love & Friendship“, noch so ein Stillman-Film mit sehr viel Geist und sehr wenig Budget. An diesem Dienstag wird John Whitney Stillman siebzig Jahre alt.

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