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#Medikament verlangsamt Fortschreiten von Alzheimer

Ein weiteres Medikament gegen Alzheimer hat sich in einer großen klinischen Studie als erfolgreich erwiesen. Der monoklonale Antikörper Donanemab kann demnach in einem frühen Krankheitsstadium schädliche Plaques im Gehirn auflösen und das Fortschreiten des kognitiven Abbaus verlangsamen. Fast jeder vierte Behandelte entwickelte allerdings Nebenwirkungen wie Hirnödeme. Fachleuten zufolge gehört Donanemab zur ersten Generation einer neuen Ära von Alzheimer-Medikamenten. Obwohl der Wirkstoff das Fortschreiten der Krankheit bisher nur in bescheidenem Maße verlangsamen kann, belegt er, dass der Ansatz grundsätzlich erfolgsversprechend ist, und ebnet damit den Weg für weitere neue Medikamente.

Bei der neurodegenerativen Krankheit Alzheimer sterben die Nervenzellen im Gehirn der Betroffenen nach und nach ab. Untersuchungen zeigen, dass sich Plaques aus fehlgefalteten Beta-Amyloid-Proteinen zwischen den Nervenzellen ablagern. Zudem sind bei Alzheimer die Tau-Proteine im Inneren der Nervenzellen krankhaft verändert und lagern sich zu sogenannten Tau-Fibrillen zusammen. Beide Prozesse tragen zur Zerstörung der Nervenzellen bei. Erste Therapieansätze versuchen daher, die schädlichen Amyloid-Plaques im Gehirn abzubauen. In den USA sind bereits die beiden Wirkstoffe Aducanumab und Lecanemab zugelassen, die diesen Ansatz verfolgen. Eine Zulassung in Europa steht noch aus, unter anderem weil bislang nur eine geringfügige Wirksamkeit nachgewiesen werden konnte.

Langsamere Verschlechterung

Nun hat sich ein drittes potenzielles Alzheimer-Medikament in einer klinischen Phase-3-Studie als erfolgreich erwiesen. Ebenso wie bei Aducanumab und Lecanemab handelt es sich bei dem neuen Wirkstoff Donanemab um monoklonale Antikörper, die sich gezielt gegen Strukturen der fehlgefalteten Beta-Amyloid-Proteine richten und die Plaques auflösen sollen. Für die Studie hat der Hersteller Eli Lilly das Medikament 18 Monate lang an insgesamt 1736 Alzheimer-Patienten aus acht Ländern getestet. Dabei erhielt die Hälfte der Probanden den Wirkstoff, die andere Hälfte ein Scheinmedikament. Weder die Patienten noch ihre Ärzte wussten, wer das echte Medikament und wer ein Placebo bekam.

Während der Studie überprüften die Forschenden regelmäßig die kognitiven Leistungen und Alltagsfähigkeiten der Probanden mit Hilfe etablierter Alzheimer-Tests. Im Laufe der 18 Monate verzeichneten sie bei allen Teilnehmern eine Verschlechterung. Bei denen, die Donanemab erhalten hatten, schritt der kognitive Abbau jedoch langsamer voran. Auf einer Skala von 0 bis 144 Punkten verschlechterten sich die Personen aus der Donanemab-Gruppe während der Studienlaufzeit um durchschnittlich 10,2 Punkte, die Personen aus der Placebo-Gruppe um 13,1 Punkte. Betrachteten die Forschenden nur Probanden, die zu Beginn der Studie in einem sehr frühen Krankheitsstadium mit nur wenigen Tau-Fibrillen im Gehirn waren, betrug die Verschlechterung in der Donanemab-Gruppe nur 6,02 Punkte, in der Placebo-Gruppe waren es dagegen 9,26 Punkte. „Die Behandlung mit Donanemab verlangsamte also signifikant das Fortschreiten der Krankheit“, fassen die Studienautoren zusammen.

Abwägung zwischen Nutzen und Risiko

Allerdings verzeichnete das Forschungsteam auch zahlreiche, teils schwerwiegende Nebenwirkungen bei den Behandelten. „Bei 205 Personen aus der Donanemab-Gruppe zeigten sich in Hirnscans Anomalien wie Ödeme“, berichtet das Team. Das entspricht 24 Prozent der Behandelten. Bei 52 dieser Personen gingen die in der Bildgebung entdeckten Auffälligkeiten mit merklichen Symptomen einher, bei den anderen klangen sie symptomlos wieder ab. In der Placebo-Gruppe dagegen traten solche Anomalien nur bei 18 Patienten auf, von denen keiner merkliche Symptome entwickelte. Drei Todesfälle in der Donanemab-Gruppe und einen Todesfall in der Placebo-Gruppe brachten die Gutachter, die nicht wussten, welcher Patient in welcher Gruppe war, mit der Behandlung in Verbindung.

„Für einige Patienten scheint das Medikament einen bedeutenden Nutzen zu haben“, sagt die Demenzneurologin Liz Coulthard von der Universität Bristol, die nicht an der Studie beteiligt war. „Aufgrund der erheblichen Nebenwirkungen ist es wichtig, dass Patienten genau über die Risiken der Behandlung aufgeklärt werden, damit sie entscheiden können, ob sie das Medikament einnehmen wollen oder nicht.“ Bislang ist Donanemab noch nicht zugelassen, doch die erfolgreiche Phase-3-Studie liefert eine Grundlage, um eine Zulassung zu beantragen.

Schritt in die richtige Richtung

Der Demenzforscher Marc Aurel Busche vom University College London, der ebenfalls nicht an der Studie beteiligt war, betont, dass der Studie zufolge vor allem Patienten in einem frühen Krankheitsstadium von der Behandlung profitieren, die wenige Tau-Fibrillen im Gehirn haben. „Aus einer breiteren klinischen Perspektive unterstreichen die Daten die Notwendigkeit, in Diagnoseinstrumente zu investieren, mit denen Alzheimer in einem Stadium erkannt werden kann, in dem noch keine offensichtlichen klinischen Symptome vorliegen, das heißt zu einem Zeitpunkt, an dem sich zwar bereits Amyloid-Plaques angesammelt haben, die Tau-Fibrillen sich aber noch nicht signifikant im Gehirn ausgebreitet haben“, sagt er.

Zudem geht aus den Daten hervor, dass Patienten, die eine genetische Veranlagung für Alzheimer haben, besonders stark von Nebenwirkungen betroffen waren. Vor einer Behandlung könnte sich also zusätzlich zu bildgebender Diagnostik auch eine genetische Untersuchung anbieten, um abzuschätzen, wie das Nutzen-Risiko-Verhältnis für den individuellen Patienten ist. „Diese Medikamente der ersten Generation sind nicht perfekt, aber sie sind ein großer Schritt in die richtige Richtung“, sagt Susan Kohlhaas von der Forschungsförderungsorganisation Alzheimer’s Research UK. „Diese Ergebnisse bestätigen erneut, dass die Entfernung von Amyloid aus dem Gehirn den Verlauf der Alzheimer-Demenz verändern kann und den von dieser verheerenden Krankheit betroffenen Menschen helfen könnte, wenn sie zum richtigen Zeitpunkt behandelt werden.“

Quelle: John Sims (Eli Lilly and Company, Indianapolis, Indiana) et al., JAMA, doi: 10.1001/jama.2023.13239

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