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#Gravierende Folgen des Klimawandels für die arabische Welt

Gravierende Folgen des Klimawandels für die arabische Welt

Schneller als in allen anderen Teilen der Welt werden die Temperaturen im Nahen Osten und in Nordafrika steigen – mit gravierenden Folgen für die Gesundheit der Menschen, für die Versorgung mit Wasser und Lebensmitteln und somit für die Stabilität der Region. Nach Projektionen der Weltbank kann der Klimawandel im Nahen Osten und Nordafrika einen Anstieg der Temperaturen um bis zu vier Grad bis zum Jahr 2059 bedeuten.

Der Region würde damit eine Last aufgebürdet, für die sie nur zum Teil verantwortlich ist. Sie stellt sechs Prozent der Weltbevölkerung. Diese verursachen aber nur, wenn auch mit steigender Tendenz, ein Prozent der CO2-Emissionen.

Die Dürre in Syrien war eine frühe Warnung

Für die wasserärmste Region der Welt, die zu vier Fünfteln aus Wüsten besteht, bedeuten steigende Temperaturen noch weniger Niederschläge, noch längere Dürren und noch mehr Naturkatastrophen. Eine frühe Warnung war der Bürgerkrieg in Syrien. Im Jahrzehnt vor dem Beginn der Proteste im Jahr 2011 hatte eine anhaltende Dürre eine massive Landflucht ausgelöst, die Bevölkerung der großen Städte wuchs um 50 Prozent. Viele fanden dort aber keine neue Lebensgrundlage.

Folgen der steigenden Temperaturen sind längere extreme Hitzewellen und eine zunehmende Verdunstung des ohnehin knappen Wassers. Bereits heute entfällt auf die Region von Mesopotamien bis zum Atlantik lediglich ein Prozent aller Frischwasserressourcen. Klettern die Temperaturen um zwei Grad, schrumpft die Niederschlagsmenge um 20 Prozent oder mehr. Wer über große Grundwasserspeicher, Aquifers, verfügt, wird vermehrt auf sie zugreifen. Sie könnten damit in weniger als einem Jahrhundert leergepumpt sein.

Ausgetrocknet: Das Flussbett des Zayandeh Roud in Isfahan


Ausgetrocknet: Das Flussbett des Zayandeh Roud in Isfahan
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Bild: AP

Die Landwirtschaft verbraucht 85 Prozent des Wassers, also weit mehr als in Europa. Weniger Wasser bedeutet weniger Viehzucht und weniger Feldanbau. Dabei importiert die Region bereits heute ein Viertel des weltweit gehandelten Getreides. Je abhängiger sie von Nahrungsmittelimporten wird, desto verwundbarer wird sie für die Preisschwankungen auf dem Weltmarkt. Brotunruhen sind programmiert.

Steigender Meeresspiegel

Eine andere Folge der steigenden Temperaturen ist der Anstieg des Meerwasserspiegels. In Ägypten lebt ein Fünftel der 100 Millionen Einwohner auf weniger als fünf Meter über dem Meeresspiegel. Besonders betroffen wird die Küstenstadt Alexandria, wo bei einem Anstieg des Meeresspiegels um einen halben Meter bis zum Jahr 2050 mehr als 1,5 Millionen Einwohner der Stadt ihre Häuser verlassen müssen. Auch in der arabischen Welt wird der Klimawandel viele Millionen zu Flüchtlingen machen.

Das Bevölkerungswachstum verschärft die Gefahren, die der Klimawandel auslöst. Denn die arabische Welt wächst nach Angaben der Weltbank jedes Jahr um acht Millionen Menschen, von derzeit 436 Millionen auf über 650 Millionen im Jahr 2050. Auch ohne den Klimawandel würde das Wasser damit noch mehr verknappen. Mit der wachsenden Bevölkerung steigt die Nachfrage nach Lebensmitteln, durch den Klimawandel geht die eigene Lebensmittelproduktion aber zurück. Zwei Züge rasen aufeinander zu.

Bevölkerungswachstum verschärft die Wasserknappheit

In einer Studie über die Folgen des Klimawandels in der arabischen Welt, die das Institute for Security Studies der Europäischen Union veröffentlicht hat, weisen die Autorinnen Florence Gaub und Clémentine Lienard auf eine weitere Folge der wachsenden Bevölkerung hin: auf die Landflucht und die Urbanisierung. Vom Klimawandel werde die ländliche Bevölkerung am stärksten getroffen, schreiben sie. Die lebe überwiegend von der Landwirtschaft. Auf der Suche nach neuen Lebensgrundlagen werden sie in die Städte ziehen.

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Ohne Ausbildung und die Fähigkeiten, die in der Stadt gebraucht werden, auch ohne finanzielle Reserven können sie nicht in die Städte integriert werden, und sie landen in den wachsenden Armengürteln um die Städte, in denen die Gefahr von Unruhen und Kriminalität zunehme. Zudem bestehe die Gefahr, dass Gebäude und die Infrastruktur der Städte, die sich schneller als das unbesiedelte Umland aufheizten, dem Stresstest der extremen Hitze nicht gewachsen seien.

Gaub und Lienard halten die kleinen Golfstaaten am besten für den Klimawandel vorbereitet, allen voran die Vereinigten Arabischen Emirate. Am wenigsten vorbereitet seien der Irak, Libyen, Syrien und der Jemen. Diese Bürgerkriegsstaaten verfügten weder über die Ressourcen noch über die Fähigkeiten, präventive Maßnahmen zu ergreifen. Am meisten durch den Klimawandel gefährdet sehen sie jedoch Ägypten, dessen Bevölkerung jährlich um zwei Millionen Menschen wächst und dessen stark von den Streitkräften kontrolliertes Wirtschaftssystem nicht in der Lage ist, flexibel auf die Herausforderungen zu reagieren und die Wirtschaft den neuen Bedürfnissen anzupassen.

Besonders gefährdete Länder

Zudem gefährdet Äthiopiens Nil-Staudamm Ägypten, das 95 Prozent seines Wassers aus dem Nil bezieht. Bei einer Reduzierung des Wasserdurchflusses nimmt der Salzgehalt des Nilwassers zu, die Agrarproduktion geht zurück, und durch den Damm könnte Ägypten bis zu einem Drittel seines landwirtschaftlich genutzten Bodens verlieren. Verschlechtert wird die Lage zusätzlich dadurch, dass der Staat, wie in weiten Teilen der arabischen Welt, untauglich ist. So geht durch schlechtes Wassermanagement die Hälfte des verfügbaren Wassers verloren.

Solche Missstände haben eine bessere Entwicklung behindert. Nun fordert auch der Klimawandel seinen Preis. Nach Projektionen der Weltbank könnte er dazu führen, dass die Wirtschaftsleistung erheblich zurückgeht, etwa um 6 Prozent in Tunesien und um 23 Prozent im Jemen. Die Armen werden davon stärker betroffen sein als die Reichen.

Gaub und Lienard schreiben, die Folgen des Klimawandels in der arabischen Welt seien für Europa von strategischer Bedeutung. Gerieten die Risiken außer Kontrolle, werde der Klimawandel gewaltsame Konflikte und neue Migrationswellen auslösen. Überdies werden China und Russland die Verwundbarkeit des Nahen Ostens für ihre geopolitischen Ziele nutzen.

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