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#Ozean-Autobahnen: So genau haben wir noch nie gesehen, wo Menschen auf dem Meer sind

Die meisten unserer Alltagsgegenstände wie Kleidung fahren irgendwann in ihrem Produktionskreislauf über die Meere. Unsere Ozeane sind die maritimen Lebensadern unserer Gesellschaft. Deshalb ist es umso wichtiger, hier ein scharfes Auge zu besitzen. (Quelle: Adobe Stock -Sasithorn)
Die meisten unserer Alltagsgegenstände wie Kleidung fahren irgendwann in ihrem Produktionskreislauf über die Meere. Unsere Ozeane sind die maritimen Lebensadern unserer Gesellschaft. Deshalb ist es umso wichtiger, hier ein scharfes Auge zu besitzen. (Quelle: Adobe Stock -Sasithorn)

Unsere Meere bieten die Grundlage von mehr als einer Milliarde Menschen. Sie versorgen uns beispielsweise mit Essen durch Fischerei oder durch Verbindungen zwischen Häfen. Stolze 80% aller gehandelten Waren werden über den Ozean transportiert. Ohne unsere Meeres-Autobahnen und den maritimen Reichtum an Ressourcen könnte die Menschheit wahrscheinlich nicht in ihrer aktuellen Form existieren.

Doch was treiben wir Menschen eigentlich alles auf dem Meer? Eine Studie der Non-profit-Organisation (NGO) Global Fishing Watch hat es sich zur Aufgabe gemacht, mehr Licht ins Dunkel zu bringen – per Satellit und künstlicher Intelligenz. Dazu gleich mehr.

Tracking aus dem All für mehr Klarheit

In der Theorie muss eigentlich jedes Schiff eine Art Identifikation aufweisen können. Das sogenannte Schiffsidentifizierungssystem (AIS) ist Pflicht, doch in der Praxis halten sich viele Schiffe aus den verschiedensten Gründen nicht daran. Um ein genaueres Bild zu bekommen, musste also ein neuer Ansatz her.

Die Idee der Wissenschaftler: Ein Blick aus dem Weltall könnte mehr verraten.

Millionen Gigabyte an Material: Forscher von Global Fishing Watch, der University of Wisconsin-Madison, der Duke University, der UC Santa Barbara und SkyTruth analysierten dafür stolze 2 Millionen Gigabyte an Satellitenbildern aus den Jahren 2017 bis 2021.

Ein Mammutprojekt: Auf Satellitenbildern von 6 Kontinenten analysierten sie Schiffe und Offshore-Infrastruktur in Küstengewässern Das Ziel war es, zu erkennen, wo mehr als drei Viertel der industriellen Aktivitäten konzentriert sind.

Anschließend kombinierten sie die Bilder aus dem All und GPS-Daten von Schiffen und fütterten Deep-Learning-Modelle (KIs). So konnten die Forscher unsere Aktivitäten auf den Weltmeeren so genau wie nie zuvor kartierten.

Das Ergebnis der Studie bringt Licht ins Dunkel einer Schattenindustrie

Durch die Kombination von Weltraumtechnologie und modernstem maschinellem Lernen haben wir die nicht offengelegten industriellen Aktivitäten auf See in einem noch nie dagewesenen Umfang kartiert.

Das sagt Fernando Paolo, leitender Ingenieur für maschinelles Lernen bei Global Fishing Watch und einer der Hauptautoren der Studie.

Hier seht ihr eines der Bilder, welches die Forscher skizzieren konnten:

Rot bedeutet öffentlich nicht nachverfolgbare Fischerei - nur blaue Punkte sind offiziell registrierte Fischerboote. (Quelle: Global Fishing Watch)





Rot bedeutet öffentlich nicht nachverfolgbare Fischerei – nur blaue Punkte sind offiziell registrierte Fischerboote. (Quelle: Global Fishing Watch)


Wissenswert: Viele Fischerboote stellen ihre Positionslichter bewusst aus, um ihre etwaigen illegalen Fangaktivitäten zu verschleiern oder um die Konkurrenz nicht zu besonders lukrativen Fangplätzen zu lotsen. Dabei entgehen diese Boote der internationalen Überwachung, was die offiziellen Statistiken stark verfälscht.

Die öffentlich zugänglichen Daten lassen fälschlicherweise vermuten, dass Asien und Europa innerhalb ihrer Grenzen in ähnlichem Umfang fischen. Unsere Kartierung zeigt jedoch, dass Asien dominiert – von zehn Fischereifahrzeugen, die wir auf dem Wasser gefunden haben, waren sieben in Asien und nur eines in Europa.

Das sagt eine der Forscherinnen und Mitautorin Jennifer Raynor im Artikel der Global Fishing Watch.

Im Laufe der Studie stellten die Forscher fest, dass 72 bis 76 Prozent der weltweiten industriellen Fischereifahrzeuge nicht öffentlich verfolgt werden. Dabei findet ein Großteil dieser Fischerei in Südasien, Südostasien und Afrika statt.

Zusätzlich fahren wohl Transport- und Energieschiffe zu 21 bis 30 % unter dem Radar der öffentlichen Verfolgungssysteme.

Einer der Gründe dafür: Eine weitere Studie geht davon aus, dass die illegale Fischerei weltweit zwischen 9 und 17 Milliarden Dollar Bruttoeinnahmen verzeichnet. Der entstandene Schaden liegt aber deutlich höher: bis zu 50 Mrd. $ (fast 45 Milliarden Euro). Deshalb will sich diese Schattenbranche natürlich nicht in die (Meeres)Karten schauen lassen.

Kein Wunder also, dass hier vieles unter dem Radar der offiziellen Erfassungssysteme läuft. Laut dem Guardian ist die Fischerei nach Holz und Bergbau das drittlukrativste Verbrechen an natürlichen Ressourcen.

Es gibt aber auch gute Nachrichten

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Die erneuerbare Energiegewinnung aus Offshore-Windkraft wächst erstaunlich schnell. Die Anlagen sind zwar auf kleinere Meeresgebiete beschränkt, haben laut der Studie aber die Zahl der gebauten Ölanlagen im Jahr 2021 übertroffen.

In diesem Bild der Studie könnt ihr sehen, in welchen Bereichen der Erde Windkraft besonders stark verbreitet ist:

In der Grafik wird deutlich, dass sich die meisten Windkraftparks in Europa und China bzw. Asien befinden. (Quelle: Global Fishing Watch)





In der Grafik wird deutlich, dass sich die meisten Windkraftparks in Europa und China bzw. Asien befinden. (Quelle: Global Fishing Watch)


Im Untersuchungszeitraum der Studie hat die Offshore-Energie-Entwicklung also stark zugenommen. Die Zahl der Ölförderanlagen stieg zwar ebenfalls um 16 Prozent, doch das größte Wachstum verbuchten Windturbinen.

Eine positive Erkenntnis aus der Studie: Der verzeichnete Wachstum der Windkraftanlagen lässt hoffen, dass der Schwenk zu den erneuerbaren Energien durchaus als Chance wahrgenommen wird – auch wenn es bei vielen Akteuren vermutlich eher aus wirtschaftlichen Interessen passiert als aus Liebe zur Umwelt.

Was viele vielleicht überraschen wird: China ist Spitzenreiter in Sachen Windkraft-Wachstum. Das Land verneunfachte seine Windkraftanlagen innerhalb der 5 Jahre der Studie.

Was denkt ihr über die Wichtigkeit dieser Studie? Was könnte die Lehre aus dieser Studie für die maritime Zukunft sein? Sollte es so etwas wie eine globale Fischerei-Polizei geben, die von allen Staaten weltweit finanziert wird? Hättet ihr das mit den Windkrafträdern und China vermutet? Schreibt uns eure Gedanken und Ideen dazu gerne in die Kommentare.

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