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#Urwald mitten in Deutschland: Der Wandertipp

Urwald mitten in Deutschland: Der Wandertipp

Über 540 Meter schlängelt der Pfad an Buchen- und Eichenkronen vorbei. Bild: Thomas Klein
Über 540 Meter schlängelt der Pfad an Buchen- und Eichenkronen vorbei. Bild: Thomas Klein

Als Mitgift zur Wiedervereinigung brachte die DDR großräumig geschützte Natur ein, allen voran den später als Unesco-Weltnaturerbe anerkannten Buchenwald im Nationalpark Hainich.

Der 30. Jahrestag der Wiedervereinigung erinnert daran, dass dies auch ein großer Tag für die Natur ist – brachte doch die DDR als Mitgift in die Einheitsehe nicht weniger als knapp fünf Prozent ostdeutschen Bodens mit Sonderstatus ein. Zu fünf Nationalparks, sechs Biosphären und drei Naturparks kamen noch den neuen Bundesländern vorbehaltene „Reserveflächen“. So wurde der „Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal“ eine der landschaftlichen Perlen Thüringens, in dem wiederum ein grüner Hochkaräter liegt – der Ende 1997 auf 7600 Hektar als Nationalpark ausgewiesene Buchenwald im Hainich.

Seit 2011 adelt ihn als Verbund von fünf Reservaten das Siegel eines Unesco-Weltnaturerbes. Gemeinsam ist den Buchenwäldern zwischen Edersee und Jasmund auf Rügen ihre jahrzehntelange Unberührtheit frei von Bewirtschaftung. Im nördlich Eisenachs gelegenen Hainich verdankt sich ausgerechnet militärischer Zweckentfremdung von Wehrmacht, NVA und Bundeswehr, dass er verschont wurde und die Vegetation nun auch auf vormaligen Übungsflächen ihren natürlichen Lauf nehmen darf.

Ein unentwirrbarer Dschungel

Wo nicht schon Strauchwerk, Birken oder Ebereschen verdichtete Zonen bilden, wird die robuste Rotbuche mit ihren lichtundurchlässigen Kronen später alle Pionierpflanzen verdrängt und einen unentwirrbaren Dschungel aus Jung-, Alt- und Totholz gebildet haben. Man ahnt schon jetzt, warum Märchen in finsteren Wäldern spielten und Tacitus die germanischen Haine als schaurig beschrieb. Schon das fahle Dämmerlicht und eine fast unwirkliche Stille – keine Geräusche, nicht einmal Vögel sind zu hören – machen das Wandern im Hainich zu einer außergewöhnlichen Erfahrung.

Hierfür wurde der Nationalpark vorbildlich erschlossen. Hauptanziehungspunkt ist die Thiemsburg im Südosten mit dem Informationszentrum sowie einem 540 Meter langen Baumkronenpfad, dessen Turm über das grüne Meer hinaus Blicke bis zum Thüringer Wald ermöglicht. Vom Hainich kann er auch direkt erreicht werden – sofern man eine Wildkatze ist. Beispielhaft wurden im Rahmen des Projektes „grüner Korridore“ den Tieren Übergänge in andere Reviere ermöglicht.

Wegbeschreibung

Durch Baumkronenpfad und das Nationalparkzentrum erfährt das ehemalige Forstgebiet Thiemsburg viel Zuspruch. Möchte man diesem und dem Parkplatz ausweichen, lässt sich auch am Craulaer Kreuz starten. Dann heißt es gegen Ende den Hainichlandweg weiterlaufen, dessen roter Punkt auf Holzschildern zuverlässig die gesamte Runde begleitet. Nicht am Wegesrand liegt das Wildkatzendorf Hütscheroda. Dort wie bei den anderen Außenstellen gibt es auch kürzere Lehr- und Rundpfade. Den Reiz einer ausgedehnten Schleife macht das Mitverfolgen unterschiedlicher Wachstumsstufen aus.

Gleich nach Passieren von Infozentrum und Baumkronenpfad stellt sich eine urige Szenerie entwurzelter und abgestorbener, durch tellergroße Pilze drapierte Stämme ein, nur um eine Viertelstunde später von einer großen Verbuschungszone abgelöst zu werden. Vor zwei Jahrzehnten sah es dort noch ähnlich aus wie anschließend beim Gang über eine Wiesenflur nahe Craula, nämlich weitgehend leer. Da sind Holzpflöcke hilfreich, wenn der Weg halbrechts auf den Wald zusteuert, aber noch davor links gen Craulaer Kreuz abknickt.

So nicht der dortige Imbiss lockt, biegen wir gleich rechts in den Forst. Am Rand steht linksseitig das namengebende Sühnekreuz aus dem 16. Jahrhundert oder dem, was nach Diebstählen übrig ist. Als Wandersymbol kann man sich ihm für eine acht Kilometer lange Runde anvertrauen. Die beeindruckendste Passage, angezeigt als „Urwaldpfad“, berührt ebenfalls der rote Punkt.

Das ist nicht zu viel versprochen. Noch dichter und wilder gebärdet sich die Vegetation über zwei Kilometer vorerst bis zur Einmündung in den „Rennstieg“. Damit rechts abwärts auf breitem Forstweg zum nächsten Querweg und auch hier rechts. Zwischen extrem eng stehendem Jungwald – selbst das ein ungewohnter Anblick – kommen wir über eine leichte Anhöhe links in freieres Gelände, vor dem sich das Thüringer Becken weitet; im Hintergrund Niederdorla, der geographische Mittelpunkt Deutschlands.

Darüber sollten wir nicht den Rechtsabzweig im Unterholz mit dem roten Punkt sowie umgedrehtem T für „Waagebalkenweg“ verpassen. Sie begleiten durch den spektakulärsten Bereich im Hainich. Zunächst noch ein Stück Niederwald, dann führt ein Schlängelpfad in die Kernzone kreuz und quer liegender Stämme. Davon ist er schon jetzt kaum frei zu halten oder muss über Stufen und Stege geleitet werden.

Zurück auf den Schlängelpfad

So wird auch das Brunstal überbrückt. Mehr oder weniger nah geht es an der Senke entlang, wobei weiter unten lediglich ein niedriger Holzpflock den Rechtsschwenk davon weg markiert (geradeaus eine provisorische Astsperre). Ansonsten gibt es keine Probleme, bis man an einem breiteren Weg im unteren Brunstal herauskommt. Das dort links abbiegende T ignorieren wir; es taucht nach 300 Metern wieder auf, wenn es mit dem roten Punkt rechts wieder in einen Schlängelpfad wechselt. Nun dürfen wir uns abermals auf dicht gewirkten Jungwald einstellen, am sogenannten Gänsekropf gleichsam von bizarr gewachsenen Stämmen aufgelockert. Fast bis zuletzt unterhielt dort die NVA eine Schießbahn.

Der Pfad findet einige hundert Meter später kurz vor die Bäume, allein um nochmals in eine andere Landschaftsform vorzudringen, flächig ausgelegten Weißdorn. Seine roten Früchte stehen gerade in vollem Wuchs und lassen sich ausgangs von einem kleinen Holzturm überblicken. Voraus sichtet man den Pfad, der, nach Rechtsknick, zur Abwechslung zwischen Pappeln entlangführt, dabei einen Campingplatz nahe Weberstedt berührend. Nicht fern, und wir sind erneut von märchenhaftem Wald umfangen. Das ist ganz wörtlich zu nehmen, da nun bis und hinter dem (hölzernen) „Tor zum Hainich“ Märchen und erbauliche Texte vor ausgesucht schönen Bäumen stehen. Auch nachdem die Tafeln zurückblieben, werden die letzten Kilometer unter respektheischenden Eichen- und Buchenveteranen nicht lang. Fast übergangslos betritt man dann das Areal der Thiemsburg.

Daten

Länge: 20 km (ohne Baumkronenpfad und „Hütscheroda“) Höhenmeter: 530 Karte: Hainichlandweg, Maßstab 1:35 000, kk-Verlag (im Infozentrum erhältlich)

Anfahrt

Über die A 4, Ausfahrt Eisenach-Ost; ab dort punktuell ausgeschildert; Zufahrt nach Hütscheroda von der B 84; diese in Reichenbach gen Craula und Thiemsburg verlassen.

Sehenswert

Urwald, Dschungel oder Märchenwald – an Assoziationen fehlt es nicht, den Hainich in der Mitte Deutschlands zu umschreiben. Im Rahmen des Naturparks Eichsfeld-Hainich-Werratal ist das 7600 Hektar große Kerngebiet seit Ende 1997 als Nationalpark und im Verbund mit vier weiteren Reservaten als Unesco-Weltnaturerbe ausgewiesen.

In dem seit den dreißiger Jahren militärisch genutzten Gelände konnten Buchen ohne forstwirtschaftliche Eingriffe auswachsen und nach dem Absterben liegen bleiben – Nährboden für zahllose Insekten und Baumpilze. Weitgehend verbuscht sind schon die früheren Schießbahnen. Das Areal ist naturkundlich und zum Wandern sehr gut erschlossen. Das Nationalparkzentrum und der Baumkronenpfad an der Thiemsburg bilden den Hauptzugang.

Einkehren

Wandern macht hungrig und durstig. An der Thiemsburg gibt es ein Restaurant, „Forsthaus“ (täglich geöffnet); den Imbiss am Craulaer Kreuz am Wochenende.

Urwald, Dschungel oder Märchenwald – an Assoziationen fehlt es nicht, den Hainich in der Mitte Deutschlands zu umschreiben. Im Rahmen des Naturparks Eichsfeld-Hainich-Werratal ist das 7600 Hektar große Kerngebiet seit Ende 1997 als Nationalpark und im Verbund mit vier weiteren Reservaten als Unesco-Weltnaturerbe ausgewiesen. In dem seit den dreißiger Jahren militärisch genutzten Gelände konnten Buchen ohne forstwirtschaftliche Eingriffe auswachsen und nach dem Absterben liegen bleiben – Nährboden für zahllose Insekten und Baumpilze. Weitgehend verbuscht sind schon die früheren Schießbahnen. Das Areal ist naturkundlich und zum Wandern sehr gut erschlossen. Das Nationalparkzentrum und der Baumkronenpfad an der Thiemsburg bilden den Hauptzugang. An der Thiemsburg gibt es ein Restaurant, „Forsthaus“ (täglich geöffnet); den Imbiss am Craulaer Kreuz am Wochenende.

 

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