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#Hinter dem Horizont liegt die Welt von morgen

Hinter dem Horizont liegt die Welt von morgen

Zarte Linien, die ineinanderlaufen. Dünne, fast durchsichtige Farbaufträge und ein Hellblau, das über den Ölbildern wie ein Schleier liegt – Marc Desgrandchamps, der 1960 in Südostfrankreich geboren wurde und in Lyon arbeitet, inszeniert obskur-surreale Szenerien unter freiem Himmel und gehört zu den wichtigsten Vertretern der zeitgenössischen französischen Kunstszene. Sein Medium war immer die Malerei, sein Sujet sind Landschaften Frankreichs, die er mal mit altmeisterlichen Techniken, mal pastellartig auf die Leinwand bringt. In der Ausstellung „Moment“ zeigt die Galerie Eigen + Art in Berlin nun eine Werkserie, bestehend aus großformatigen Ölgemälden und kleinformatigen Gouachen, die während des Corona-Lockdowns entstand und eine für ihn untypische leere Welt illustriert.

In den kleinen Galerieräumen deuten die Hauptwerke der Ausstellung die Wegrichtung an, in die der Künstler dabei gegangen ist: Im Gemälde „les Lettres“ zeichnet sich der Umriss eines Menschen hinter einem Pult ab. Der Blick der Person scheint vom Betrachter abgewandt. Im Hintergrund erheben sich Berge. Die sich davor erstreckende Vorgebirgslandschaft ist karg. Das erinnert an die Geburtsregion von Desgrandchamps, der aus der kleinen Gemeinde Sallanches stammt, die fünfzig Kilometer von Genf entfernt im Alpenvorland liegt. Es scheint, als würde sich die Stille des Berglebens mit dem „Leben im Wartestand“, wie der Maler den Lockdown bezeichnete, in seinen Bildern verbinden. So auch in „Paysage aux statues absentes“, in dem kopflose menschliche Figuren und Umrisse von antiken Statuen in der Natur stehen. Ähnlichkeit hat diese Szenerie mit der Malerei „ohne Titel“ von 2020, die eine auf den Horizont schauende Frau darstellt (alle drei Bilder je 42.000 Euro).

Weggetriebenes Boot: Marc Desgrandchamps, „La Dérive“, 2021, Öl auf Leinwand, 130 mal 162 Zentimeter, 28.000 Euro


Weggetriebenes Boot: Marc Desgrandchamps, „La Dérive“, 2021, Öl auf Leinwand, 130 mal 162 Zentimeter, 28.000 Euro

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Bild: Studio Julien Bouvier

Ganz anders das Diptychon „l’Ile de Wrangel“ von 2021, das an Dalís „Beständigkeit der Erinnerung“ denken lässt (Preis auf Anfrage). Bunte Tücher im Geäst von Bäumen wehen im Wind. Darunter grasen Büffel, Mammuts und Kühe. Auch das ist eine Reminiszenz an seine Heimat. Nach dem Abitur studierte Desgrandchamps in Aix-en-Provence und in Paris, an der École nationale supérieure des beaux-arts. Seine erste große Ausstellung fand 1987 im Centre Pompidou statt, in einer Phase, in der die französische Kunstkritik die Konzeptkunst hoch lobte und die Malerei als Medium eigentlich als beendet ansah. 2012 hatte Desgrandchamps im Eigen + Art Lab seine erste Galerieschau in Deutschland. In Frankreich vertritt ihn die Galerie Lelong aus Paris.

Desgrandchamps’ Bilder zeichnen sich durch kinematographische Kompositionen aus. Viele Motive basieren auf Filmsequenzen. So zeigen die Gouachen von 2021, szenische Schattenspiele: Gruppen von Menschen mit traurigen Blicken. Tiere, die aus dem Bild drängen, aber auch Schatten, die in Bäumen klettern (je 3500 Euro). Daneben strahlt ein weiteres Werk heraus. Es deutet eine offene Autotür an und eine Frau, die über ein Feld ins Wasser läuft. Das Triptychon „ohne Titel“ zeigt einen Menschen, der aus seinem alten Leben zu flüchten scheint. Der blaue Horizont scheint nah (Preis auf Anfrage).

Marc Desgrandchamps` „Moment“: Ausstellungsansicht der Galerie Eigen + Art Berlin


Marc Desgrandchamps` „Moment“: Ausstellungsansicht der Galerie Eigen + Art Berlin


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Bild: Uwe Walter, Berlin

Seit seinen Anfängen als Maler haben sich Desgrandchamps’ Technik und Motivwahl stark gewandelt. Seine neusten Werke zeichnet eine ätherische Strichführung aus, die mit dem Konzept der Durchsichtigkeit spielt. Bei diesen Bildern hätten ihn besonders landschaftliche „Transitorte und Übergangsräume“ interessiert, sagt er in einem Interview. Auch Strände am Atlantik und der Nordsee zählen zu seinen Inspirationsquellen. Desgrandchamps’ realistische und traumgleiche Motive erinnern an das Frühwerk Neo Rauchs, den Surrealismus, aber auch Max Beckmann oder Kasimir Malewitsch. Seine Malerein drückten den Wunsch nach Nähe aus, sagt er. „Seit dem Beginn der Pandemie leben wir in einer merkwürdigen Zeit. In Frankreich sprachen wir von der ,Welt von morgen‘. Wir wissen jetzt, dass wir sterblich sind.“

Marc Desgrandschamps, „Moment , Galerie Eigen + Art, Berlin, bis 12. Februar

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