Nachrichten

#EU-Kommission verzichtet vorerst auf Provisionsverbote für Finanzberater

Die EU-Kommission lässt vorerst ihre Absicht fallen, für die Finanzberatung ein Provisionsverbot vorzuschlagen. Finanzmarktkommissarin Mairead McGuinness sagte vergangene Woche auf einer Konferenz in Stockholm, im bevorstehenden Gesetzesvorschlag zur Förderung der Investitionen von Kleinanlegern („Retail Investment Strategy“) werde kein Provisionsverbot enthalten sein. Die Kommission habe denen zugehört, „die uns sagen, ein vollständiges Verbot könnte zu disruptiv sein“. Damit spielte die Kommissarin auf den massiven Widerstand an, dem sie nicht zuletzt aus Deutschland – aus der Branche wie aus der Bundesregierung – ausgesetzt war.

Ursprünglich galt die Irin als klare Verfechterin eines Provisionsverbots. Sie machte in Stockholm klar, dass für sie das Thema nur vorläufig vom Tisch sei. Der Vorschlag, der schon mehrfach verschoben wurde und nun in der zweiten Maihälfte vorgelegt werden soll, werde sicher kein Freifahrschein für die Finanzberater werden. „Wir haben auch von vielen gehört, dass die Verbraucher im Status quo nicht das bekommen, was sie bräuchten, und dass sie zu viel zahlen müssen.“ Die Argumente für ein Provisionsverbot seien nicht verschwunden.

Das Problem der Interessenkonflikte bestehe fort

Ein Finanzberater, der auf Provisionsbasis arbeite, empfehle seinen Klienten in der Regel nicht die für diesen günstigsten Produkte, sondern jene, für die er am meisten Provision kassiere. Auch wüssten die Kunden häufig nicht, wie viel sie für Finanzprodukte bezahlten oder wie sie die Produkte vergleichen könnten. McGuinness hat mehrfach klargemacht, dass sie eine Honorarberatung bevorzugt, bei der die Berater die Privatanleger gegen fixe Honorare informieren, an den Produkten aber nichts verdienen.

Das Problem dauernder Interessenkonflikte bestehe fort, lasse sich aber offenbar nicht über Nacht lösen, sagte die Kommissarin. Ihre Behörde werde auf jeden Fall neue Regeln vorschlagen, die über zusätzliche Transparenzerfordernisse hinausgingen. „Die Privatkunden, die nun einmal keine Fachleute sein können, müssen auf Finanzexperten vertrauen können, wenn sie ihre Investitionsentscheidungen treffen.“ Prüfen wolle die EU-Behörde, inwieweit die Bedingungen, unter denen Provisionen zulässig sind, verschärft werden können. Ferner wolle sie untersuchen lassen, wie sich durch eine Neuregelung ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis sicherstellen lasse. Auf alle Fälle werde sie vorschlagen, dass die Berater die Kosten der unterschiedlichen Angebote genauer aufschlüsseln müssten, um den Verbrauchern den Vergleich zu erleichtern. Außerdem werde der Gesetzesvorschlag eine starke Überprüfungsklausel enthalten. Sie soll sicherstellen, dass ein vollständiges Provisionsverbot bei Bedarf später eingeführt werden kann.

Deutschland ist von dem Streit besonders betroffen. Etwa 80 Prozent der in Deutschland an Privatanleger verkauften Fonds werden über Banken vertrieben; die Berater kassieren dafür Provisionen. Deshalb war der Widerstand gegen die im Dezember bekannt gewordenen Kommissionspläne gerade aus Deutschland besonders groß gewesen. Die deutschen Branchenverbände hatten gewarnt, ein Verbot werde Zehntausende Arbeitsplätze kosten und Kleinanlegern eine „Beratungswüste“ bescheren. Verbraucherschützer hatten die Pläne dagegen unterstützt und für eine Honorarberaterlösung geworben.

Entsprechend unterschiedlich fielen am Freitag die Reaktionen aus. Der Verein Finanzwende, der sich für eine verbraucherorientierte Reform der Finanzmärkte einsetzt, zeigte sich enttäuscht. „Die EU-Kommission ist als Tiger gestartet und als Bettvorleger gelandet. Für Kunden im Finanzbereich bedeutet das: Provisionen und Interessenkonflikte bleiben Alltag. Es wäre an der Zeit gewesen, den Übergang zur Beratung gegen Honorar anzustoßen“, sagte Finanzwende-Verbraucherschützerin Britta Langenberg. Der Bundesverband Finanzdienstleistung (AfW) begrüßte die Entscheidung. Der geschäftsführende Vorstand Norman Wirth warnte aber davor, dass die von McGuinness angekündigte Verschärfung der Regeln nicht mit „mehr Bürokratie und Verboten“ einhergehen dürfe.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!