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#Gute Luft, böse Luft

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„Gute Luft, böse Luft“

Auch wenn die Bilder es nicht nahelegen, die vom Kanzler und vom Vizekanzler aus dem Regierungsflieger über Kanada und Neufundland übermittelt worden waren, die Maskenpflicht auf Flugreisen steht. Mehr noch: Die Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken (unter anderem) in Flugzeugen ist fix, auch auf Regierungsflügen. Und der nachträgliche Hinweis von Olaf Scholz, dass es nicht so aussehen sollte, wonach es ausgesehen hat, dass es also fürderhin nur noch „klare Regeln“ und keine Corona-Extrawürste oder Privilegien gebe, dies lässt doch zumindest eines erkennen: ein gewisses Restverständnis für den Ärger, den solche Liederlichkeit im Umgang von Politikern mit den Coronamaßnahmen immer noch auslösen kann (Boris Johnsons Corona-Ausraster sind nicht vergessen).

Joachim Müller-Jung

Redakteur im Feuilleton, zuständig für das Ressort „Natur und Wissenschaft“.

Darüber zu spekulieren, ob die beiden sich in Wahrheit aus Eitelkeit, Müdigkeit oder schon aus Gewohnheit – und damit gegen die pandemiealerte Regierungslinie – das Maskentragen gespart haben, führt jedenfalls kaum weiter. Denn was zählt sind die Regeln, und die liegen mit der Fortschreibung des Infektionsschutzgesetzes für den Herbst nun auf dem Tisch. Maskentragen ist da, sofern das Parlament zustimmt, als prioritäre Maßnahme fest etabliert. Das ist so selbstverständlich gar nicht. Wer sich nämlich an die Anfangszeit der Pandemie erinnert, oder wer noch weiter zurück geht, kann nur staunen, wie die Maske sowohl als politisches Symbol wie als medizinisches Schutzinstrument immer wieder missbraucht wurde. Schon vor Covid-19 wurde von den einflussreichsten Institutionen und mächtigsten Persönlichkeiten schlechterdings abgestritten, dass krankmachenden Keime sich in großer Zahl durch winzige, unsichtbare Aerosole in der Luft ausbreiten können.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO und die US-Seuchenbehörde CDC etwa haben erst im April und Mai 2021, also anderthalb Jahre nach Beginn der Pandemie, die extrem leichte und andauernde Übertragbarkeit der Sars-CoV-2-Viren durch die Luft auf ihrer Webseite akzeptiert. Im Frühjahr 2020, Wochen nach den ersten klaren Belegen für die Luftübertragung, beharrte die WHO noch darauf, dass die Viren allenfalls tröpfchenweise durch Niesen, Husten oder durch Kontaktinfektion erworben werden könne. Die Belege für Ansteckungen durch schwebende und sich aufkonzentrierende Virenpartikel in der Luft bezeichnet sie damals als „Desinformation“. Tatsächlich unterlief ihr ein historischer Fehler, den ein internationales Forscherteam um den Historiker Jose Jiminez nun bis in die Zeit von Hippokrates zurückverfolgt hat.

Dessen allgemeine Vorstellung von „böser Luft“ oder Miasma – eine Art krankheitsverursachender Dunst – war demnach irgendwann im frühen zwanzigsten Jahrhundert so weit dekonstruiert, dass man die diffuse Krankheitsübertragung durch die Luft schlichtweg nicht mehr akzeptieren wollte. Manche der Autoritäten trieben die innere Überzeugung gegen jede wissenschaftliche Evidenz so weit (Masern wurde so 70 Jahre lang faktisch falsch eingestuft), dass sie am Ende alles versuchten, um ihr Gesicht zu wahren – in der Hoffnung, die Infektion möge schnell vorbei sein und vergessen werden. Eine trügerische Hoffnung, so viel ist heute klar.

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