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#Frage am Freitag: Warum werden Privatsphäre und Personal Space in der Schwangerschaft ignoriert?

Frage am Freitag: Warum werden Privatsphäre und Personal Space in der Schwangerschaft ignoriert?

„Wieso, weshalb, warum?“ ist in der kollektiven Kindheitserinnerung unserer Redaktion der dauerhafte Lieblingsohrwurm gewesen, Karla Kolumna mit ihren tausend Fragen unser Vorbild. Denn ja: Wir sind wandelnde, redaktionelle Klischees, die es lieben, neugierige Fragezeichen an die Enden ihrer Sätze zu setzen. Jeden Freitag wollen wir ab jetzt ehrliche Antworten zu Themen wie „Sollten alle Menschen vegan werden?“ oder „Was passiert eigentlich in einer Krise?“ bekommen – und das von Menschen, die es wissen sollten. Wir fragen Expert*innen und lassen sie Zusammenhänge erklären.

Aber nicht nur! Weil wir Fragen mindestens genauso gerne beantworten wie wir sie stellen, geben wir auch selbst ehrliche Antworten – zu Fragen, die ans Eingemachte gehen. Habt ihr Fragen, die euch schon ewig im Kopf herum kreisen? Dann schreibt uns an [email protected]! 

Warum werden Privatsphäre und Private Space in der Schwangerschaft ignoriert?

Kaum hat man die Worte „Ich bin schwanger“ ausgesprochen, prasseln die – meistens nur gut gemeinten, aber eigentlich immer nervigen und überflüssigen – Ratschläge und Tipps von überall auf einen ein. Plötzlich hat jede*r im Freundes- und Bekanntenkreis eine Meinung. Mitteilungsfreudig sind aber nicht nur Familie, Freund*innen und Bekannte, auch wildfremde Menschen meinen ihren Senf zu (m)einer Schwangerschaft dazugeben zu müssen. Mal ist es die Größe des Bauches, dann das Essverhalten oder die sportliche Aktivität. Mir ist schon klar, dass es die meisten nur lieb meinen. Aber sind wir mal ehrlich: Wer von uns ist scharf darauf, sich ungefragt die Meinung von XY anzuhören? Und warum sollte das beim Thema Schwangerschaft anders sein?

Sicher, dass da keine Zwillinge drin sind?

Jede Schwangerschaft ist individuell, genau wie die Frau, die das Baby austrägt. Dass es die Bilderbuch-Schwangerschaft nicht gibt, sollte uns allen bewusst sein, zumindest aber allen Frauen, die bereits selbst Mütter sind. Fangen wir mal bei dem offensichtlichsten an, dem Babybauch. Jeder Bauch wächst unterschiedlich und auch die Form des Bauches ist von Frau zu Frau anders. Dennoch müssen sich Frauen in der Schwangerschaft bestimmte Kommentare und Fragen immer und immer wieder anhören. Hier mal ein kleiner Auszug: „Sechster Monat? Krass, wie groß soll der Bauch denn noch werden?“,“Sicher, dass da keine Zwillinge drin sind?“, „Dein Bauch ist ja eher spitz, das wird bestimmt ein Junge.“, „Der Bauch ist ja noch klein. Warte mal ab, bis du richtig schwanger bist.“ oder auch die Frage nach Dehnungsstreifen.

Ich wette, dass jede schwangere Frau einen dieser Sätze bestimmt schon mal gehört hat. Ich auf jeden Fall. Einige dieser Kommentare gehören für mich ganz klar in die Kategorie „Bodyshaming“ und suggerieren der Frau, dass sie entweder zu dick oder zu dünn ist. Beides fühlt sich nicht gut an, egal ob schwanger oder nicht. Als Frau hat man es ja ohnehin schon nicht leicht, ein ständiges Vergleichen mit anderen Frauen und dann wäre da noch das durch die Medien erschaffene Bild der perfekten Frau. Das alles wird nicht leichter, wenn man schwanger ist, vor allem dann nicht, wenn man sich während der Schwangerschaft unwohl im eigenen Körper fühlt. Kommentare zum Babybauch und den Schwangerschaftspfunden sind dann so ziemlich das Letzte, was eine Frau braucht. Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich mich wohl in meinen Körper fühle, sowohl vor der Schwangerschaft als auch währenddessen, dennoch nerven mich diese Kommentare und ich frage mich, woher sich die Menschen die Freiheit nehmen, die teilweise doch sehr intimen Fragen zu stellen.

Wie kommt es, dass plötzlich jede*r eine Meinung hat und diese auch ungefragt kundtun muss, wenn man schwanger ist?

Zwei weitere „sensible“ Themen in der Schwangerschaft, bei denen alle eine Meinung haben und diese auch unbedingt teilen wollen, sind Sport und Ernährung. Entweder man isst zu viel oder zu wenig, achtet zu penibel auf seine Ernährung oder wird nachlässig. Ähnlich ist es beim Sport. Wer in der Schwangerschaft keinen Sport (mehr) macht, lässt sich gehen oder wird als faul abgestempelt. Wer ganz normal weitermacht, ist egoistisch und bringt wohlmöglich noch das ungeborene Kind in Gefahr, nur um in der Schwangerschaft bloß kein Kilo zuzunehmen.

Ich gehe seit über sieben Jahren mehrmals die Woche zum Crossfit und starte seit knapp einem Jahr jeden Morgen mit ein bisschen Yoga in den Tag. Beides brauche ich, um ausgeglichen zu sein – auch während meiner Schwangerschaft. Ja, es gibt ein paar Übungen, auf die ich mittlerweile verzichte. Box Jumps, Sit-ups und andere Übungen, bei denen die frontalen Bauchmuskeln trainiert werden zum Beispiel. Auf dem Bauch liegen geht auch nicht mehr, deshalb müssen Kobra, Heuschrecke und Bogen erstmal warten.

Es spricht allerdings nichts dagegen, auch weiterhin Workouts zu machen. Wenn der Körper an die Belastung und die Intensität gewöhnt ist, kann man auch in der Schwangerschaft mit der Langhantel trainieren, joggen oder bouldern gehen. Da bei meiner Crossfit Box viele schwangere Frauen trainieren und man die meisten Übungen anpassen kann, habe ich bisher keine unerwünschten Kommentare bekommen. Schwangeren Fitness-Influencerinnen bleiben diese bei Instagram allerdings nicht erspart. Ich habe letztens einen Post gefunden, der zeigt, was Menschen kommentieren, wenn sie eine schwangere Frau sehen, die Sport treibt.

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I debated about even posting this but it goes to show we still have a ways to go with the misinformation on “Exercising While Pregnant” & the only way we do that, is addressing the misinformation. These are just a few of the screen grabs I’ve seen this week directed towards me. So here we are: let’s talk some facts. Exercising while pregnant is one of the BEST things a low risk mother can continue to do for herself and her baby. Research has undoubtedly proven this and the old school thoughts have very much been debunked ( even if your Doctor still adheres to some of them) One of the biggest reasons there’s so much controversy with this subject in my humble opinion: 1. Old school thoughts are still believed & some doctors still adhere to the older guidelines. 2. Cultural differences. 3. Large majority of people associate exercise with negativity thanks to diet culture. Rather than seeing the benefits toward ones physical and mental health, they automatically associate exercise to punishment, weight-loss and vanity as the sole reasons for ones exercise. ??Exercise is more than just aethetics. It’s medicine. It’s a pivotal pillar in health.?? So with that being said, I listed a few of the positive benefits of exercise ( yes including weight lifting) have! ???? There are functional reasons to continue lifting. Picking up your baby’s car seat works the exact same muscles as a deadlift. ? There will be people who may or may not support your choices and be hateful but the ignorance lies with them, not YOU! You do what’s best for you and your baby. In due time, I’m a firm believer exercising while pregnant will have less stigma, it already does….we just have to continue educating on it and sharing our journeys. ?? ***and if you choose not to exercise for whatever reason that is OK…but shaming mothers who do, needs to stop. We have to be more supportive of one another ♥️ So many mothers stop sharing because of the endless amount of unnecessary judgment. Sadly this shouldn’t be a subject moms are shamed for. Exercising is one of the most selfless things a mom can continue if she is able ??

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Da fällt mir nur eins ein: Bullshit! In den meisten Fällen sprechen Frauen ihr Training mit ihren Frauenärzt*innen ab, egal ob Extremsportler*innen oder nicht. Und dann ist da immer noch das Körpergefühl, auf das man sich verlassen kann. Was viele Menschen scheinbar nicht verstehen ist, dass Sport während der Schwangerschaft wichtig ist. So eine Schwangerschaft ist nicht ohne, Alltägliches wird mit wachsendem Bauch immer beschwerlicher und zum Schluss wartet dann ja auch noch die Geburt auf uns Frauen. Ein bisschen Fitness kann da nun wirklich nicht schaden.

Essen für zwei?

Auch in Sachen Ernährung in der Schwangerschaft scheinen sich die meisten Menschen dazu verpflichtet zu fühlen, Weisheiten, Tipps und Kommentare zu teilen. Folgende Sätze nehme ich ebenfalls in den Katalog von Dingen auf, die Schwangere nicht mehr hören können: „Du musst ab jetzt für zwei essen.“, „Jetzt kannst du endlich essen, was du willst.“, „Du trinkst echt noch Kaffee?“ und „Sicher, dass da noch was reinpasst?“.

Das Essverhalten muss sich nicht unbedingt ändern, nur weil man schwanger ist. In der Schwangerschaft ist, genau wie sonst auch, eine ausgewogene und bewusste Ernährung wichtig. Die Annahme, dass schwangere Frauen für zwei essen und richtig zulangen sollen, ist seit Jahren überholt. Ich esse nicht wirklich mehr als vor der Schwangerschaft, habe keine ungewöhnlichen Gelüste wie Gewürzgurke mit Nutella und auch keinen Heißhunger auf etwas bestimmtes. Nicht jede Frau entwickelt Schwangerschaftsgelüste oder hat die ganze Schwangerschaft über mehr Appetit. Und auch wenn, muss sie sich keine dummen Sprüche oder Mythen anhören oder sich die Meinung anderer aufschwatzen lassen.

My Body, my rules!

Ein neuer Körper, den man als schwangere Frau und werdende Mutter nicht nur mit dem Baby teilt, sondern an den man sich auch erstmal gewöhnen muss. Unzählige Mythen, die man im Internet liest oder erzählt bekommt, noch mehr (ungefragte) Ratschläge und Tipps von allen möglichen Menschen, die einem nah stehen oder kaum kennen und dann sind da auch noch die (ab)wertenden Bemerkungen zu Themen wie Körper, Babypfunde, Ernährung, Sport, Stillen, Elternzeit und mehr. Als Schwangere hat man es wirklich nicht leicht und muss sich gefühlt ständig beweisen oder sich für die eigenen Entscheidung rechtfertigen. Als Außenstehende*r sollte man nur dann die eigene Meinung kundtun, wenn man danach gefragt wird. Warum? Weil man als Schwangere schon genug damit zu tun hat, mit der Schwangerschaft und all den Umstellungen, die damit einhergehen, klarzukommen. Da kann man auf anderen Ballast gut verzichten.

Es ist mein Körper, meine Schwangerschaft, mein Baby und mein Leben.“My Body, my rules”, und damit muss dann eben der Rest der Welt klarkommen. Das ist doch nicht zu viel verlangt, oder? Und ohnehin: Dass da ein kleiner Mensch in einem wächst, ist so ein verrücktes Wunder, über das man sich in Gänze mehr freuen sollte, anstatt zu meckern und Probleme zu suchen.

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