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#Kein Wintermärchen für Skiläufer

Kein Wintermärchen für Skiläufer

Über fehlenden Schnee können sich Winterurlaubsorte in den Alpen in diesem Jahr nicht beklagen. Es fehlen aber die Urlauber. Normalerweise vervielfachen die Skigäste vorübergehend die Zahl der Menschen, die in Städten wie Kitzbühel oder Kaprun leben. Früher sorgten schon Autofahrer, die noch einen Parkplatz suchten, für Trubel. Nun ist es auf den Hängen weiß und leer. Österreich geht nach Weihnachten gar in den nächsten Lockdown.

Timo Kotowski

Wintersport ist in der Corona-Pandemie zum Reizthema geworden. Dazu hat auch beigetragen, dass in Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien Urlaubern schon der Weg auf die Pisten versperrt ist, während die Schweiz noch mit geöffneten Hängen lockt. Doch auch die Eidgenossen setzen dem Wintertourismus nun Grenzen. Geschäfte bleiben zwar offen, auch Skilifte fahren weiter. Restaurants, Kinos, Museen und Sportclubs müssen von Dienstag an für einen Monat schließen, entschied die Schweizer Regierung am Freitag.

Zuvor hatte es im In- und Ausland viel Kritik an der großen Offenheit gegeben. Die Schweiz war zunächst demonstrativ in der europaweiten Debatte über eine Schließung von Skigebieten ausgeschert. Hygienekonzepte, die sich auch jeder Liftbetreiber freigeben lassen musste, und Abstandsregeln sollten den Wintersport ausreichend sicher machen.

Teure Alternative Schweiz

Dass ein Ausweichen auf die Schweiz zum Massenphänomen werden könnte, wenn Österreichs Pisten unerreichbar sind, bezweifelten Touristiker schon, bevor aus Bern neue Beschränkungen kamen. Urlaub in der Schweiz kostet mehr, was auch am Kurs des Franken liegt. Hotels verlangen höhere Preise, ein lapidares Schnitzel ist nicht für weniger als umgerechnet 20 Euro zu bekommen.

„Die Schweiz ist teurer und zieht deshalb ein ausgewähltes Klientel an“, sagt ein Fachmann. Daran dürfte auch Corona wenig ändern. Ohnehin ist die Schweiz von deutschen Behörden als Risikogebiet eingestuft. Gleichwohl kursieren Zweifel, ob jeder Heimkehrer die Zwangsquarantäne einhalten würde.

Hierzulande haben Politiker wie Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) jeglichem Skiurlaub vorerst eine rigorose Absage erteilt. Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß (CDU), hielt den zwischenzeitlich noch für machbar – doch das sagte er im November und somit deutlich vor dem Lockdown und dem weiteren Anstieg der Infektionszahlen.

Mit dem Lockdown sind touristische Übernachtungen hierzulande untersagt, bis mindestens zum 10. Januar raten Bund und Länder von allen nicht zwingend nötigen Reisen ab. Skilifte fahren nicht, um mögliche Tagesgäste erst gar nicht auf die Idee zu bringen, doch aufzubrechen. 

Krisental statt Rekordhöhe in Österreich

Skienthusiasten sehen sich nun um Schneefreuden gebracht. Schließlich ist das Fahren auf zwei Brettern ein Volkssport. 14 Millionen Deutsche sehen sich grundsätzlich fit und qualifiziert für Wintersport. Hotels und Gastronomen bibbern derweil beim Blick in ihre Geschäftsbücher. Mancher fragt, ob nicht Abfahrten ohne anschließende Hüttengaudi möglich gewesen wären.

Gesperrte Piste in Garmisch: Nicht jeder bleibt daheim.


Gesperrte Piste in Garmisch: Nicht jeder bleibt daheim.
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Bild: dpa

Ski-Vergnügen ja, aber ohne Après-Ski, hatte sogar Österreichs Kanzler Sebastian Kurz im Herbst als Devise ausgegeben. Finanzminister Gernot Blümel polterte gar: „Wenn die EU eine Vorgabe macht, dass die Skigebiete geschlossen bleiben müssen, erwarten wir uns Kompensationszahlungen.“ Inzwischen hat Österreich selbst Beschränkungen geschaffen und mit der Ankündigung des nächsten Lockdowns noch verschärft.

Eine abermalige Infektionswelle wie im März im österreichischen Ischgl wollte jeder verhindern, doch Stillstand war genauso unerwünscht. Die Aussicht auf Winterurlaub wie vor zwei oder drei Jahrzehnten mit weniger Getümmel auf Hängen galt gar als reizvoll. In der letzten vollen Saison vor der Pandemie hatten Österreichs Herbergen mit 72,9 Millionen Übernachtungen einen Rekord erreicht.

Der Tourismus trägt dort normalerweise zu 10 Prozent der Wirtschaftsleistung bei. Gäste aus Deutschland sind besonders wichtig. Nach Österreich führt den Zahlen der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen zufolge jeder zwanzigste der fast 71 Millionen Urlaube im Jahr, zu denen hierzulande aufgebrochen wird. Damit steht die Alpenrepublik in der Liste der Auslandsreisen auf Platz vier hinter den Sonnenzielen Spanien, Italien und der Türkei, für den Winter wäre es Platz eins.

Doppelte Hürde für Deutsche

Für deutsche Gäste ist das Alpenland schon kaum erreichbar.Beiderseits der Grenze gelten Quarantäneregeln. Sie träfen die wichtige Gästegruppe  nach der Ankunft und nach der Heimkehr gleich doppelt. Nun zerschlägt sich auch noch die Hoffnung von Betrieben in Österreich, dass es Städter beispielsweise aus Wien nicht daheim hält, wenn Hänge und Gipfel mit Schnee bedeckt sind. Bislang sollten Lifte am 24. Dezember wieder öffnen. Nun wird zum dritten Mal in diesem Jahr heruntergefahren – Ausgangssperren inklusive. Am 18. Januar sollen Läden und Gastronomie wieder öffnen dürfen, aber nur für Bürger, die an Corona-Massentests teilnehmen. Den übrigen bleiben Lockerungen eine Woche länger verwehrt, kündigte Kanzler Kurz an. „Ohne Einschränkungen gibt es keine Möglichkeit, durch diese Pandemie zu kommen.“

Dass Gedanken an schneebedeckte Hänge Wintersportfans nicht auszutreiben sein werden, weckt hierzulande jenseits von Infektionsrisiken noch andere Sorgen. Weil  Lifte stillstehen, wird mit mehr Tourengehern gerechnet, die in die Höhe stapfen. Der Deutsche Alpenverein befürchtet schon steigende Lawinenrisiken. Für Krankenhäuser könnten aus dem Schnee Geborgene zur zusätzlichen Last neben den Corona-Patienten werden.

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