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#Warum nicht alle Christen dieselben Feiertage haben

Warum nicht alle Christen dieselben Feiertage haben

Es ist so ungerecht: Ein Teil der Menschen in Deutschland hatte in dieser Woche am Donnerstag frei. Viele Schulen haben einen beweglichen Ferientag auf den Freitag gelegt, Leute haben sich einen einzigen Tag Urlaub genommen – und schon fühlt es sich mit vier Tagen ohne Unterricht oder Arbeit an wie Mini-Ferien. Und die anderen? Für die ist diese Woche eine wie jede andere auch – ausgenommen die mit Himmelfahrt, auch einem freien Donnerstag, oder die mit Pfingstmontag.

All diese Tage sind christliche Feiertage, sie haben also mit dem Glauben der Menschen zu tun, der in unserem Land am weitesten verbreitet ist. Aber während Himmelfahrt und Pfingsten – wie Weihnachten und Ostern – zu den Festen zählen, an denen in allen Bundesländern die Geschäfte geschlossen sind und die Menschen freihaben, ist Fronleichnam, so heißt der Donnerstag, an dem nicht alle freihaben, nur in sechs Bundesländern überall ein gesetzlicher Feiertag. In zwei weiteren wird von Gemeinde zu Gemeinde unterschieden, und in den restlichen acht gibt es diesen Feiertag offiziell einfach nicht.

Wer jetzt glaubt, das liegt vielleicht daran, dass nicht alle Christen diesen Feiertag gleich wichtig finden, ist der Sache auf der Spur. Es ist sogar ein Fest, das manche Christen richtig wichtig finden und andere ziemlich seltsam.


Bild: F.A.Z.

Das liegt daran, dass es viele unterschiedliche Gruppen im Christentum gibt. Man sortiert sie in Glaubensgemeinschaften, so genannte Konfessionen. Verschiedene Glaubensrichtungen gibt es in vielen Religionen. Sie bilden sich, wenn Gläubige sich in bestimmten religiösen Fragen nicht einigen können, unter politischem Einfluss auf die Religion oder einfach mit der Zeit, weil eine Religion, selbst wenn sie uralt ist, sich im Lauf der Jahre verändern und an Orten, die nicht in ständigem Austausch miteinander sind, auch einfach auseinanderwachsen kann.

Die beiden wichtigsten Konfessionen in Deutschland sind die katholische und die evangelische Kirche. Damit sind nicht Kirchen als Gebäude, mit Orgel und Altar und Kirchturm gemeint, sondern Glaubensrichtungen. Vor ungefähr fünfhundert Jahren hat sich die evangelische Kirche von der katholischen abgetrennt. 

Fronleichnam ist ein katholischer Feiertag. An ihm trägt der Priester ein prachtvolles Gefäß durch die Straßen, Helfer halten ein Schutztuch wie bei einem Himmelbett an Stangen über ihn, die Gemeinde folgt, es wird unterwegs gesungen und gebetet. Es wird gefeiert, dass sich bei einem Moment der Messe, eines katholischen Gottesdiensts, Wein und ein Stück aus Teig, das Hostie genannt wird, in das Blut und den Leib Christi verwandeln. Diese Verwandlung kommt auch in der Bibel vor: Am Abend, bevor Jesus gekreuzigt wurde, hatte er seinen Begleitern, den Jüngern, Wein und Brot gegeben. Der Wein sei sein Blut, das für sie vergossen wird, hat er ihnen gesagt, das Brot sein Leib, der für sie gegeben werde. Und er forderte sie auf, später auf diese Weise Brot und Wein zu teilen, um an ihn zu denken. Das wird auch im Gottesdienst gemacht und heißt in Erinnerung an diesen Abend mit Jesus und den Jüngern Abendmahl.

Für Katholiken ist diese Verwandlung bei der Eucharistie, so heißt das Abendmahl bei ihnen, ein Wunder. Das Fest Fronleichnam feiert dieses Wunder. Würde man einen Protestanten, so heißen die Gläubigen der evangelischen Kirche, fragen, was er davon hält, würde er vielleicht antworten, dass der Glauben an ein solches Wunder für ihn etwas komisch wirkt. Und ein Fest mit Straßenumzug aus diesem Anlass auch. Protestanten feiern beim Abendmahl schlicht das Andenken Jesu. Ohne zu glauben, dass sich dabei wirklich etwas verwandelt.

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In Bundesländern mit mehrheitlich katholischer Bevölkerung ist der Feiertag Fronleichnam eine Selbstverständlichkeit. In denen mit protestantischer Mehrheit gibt es ihn nicht. Es ist noch nicht allzu lange her, da haben Protestanten nicht nur gesagt, dass sie diesen Feiertag komisch finden, wenn man sie gefragt hat, sondern sie haben es am Tag des Fronleichnamsfests allen gezeigt. Indem sie Wäsche gemacht und gut sichtbar aufgehängt haben, damit man sehen konnte, dass es für sie ein ganz normaler Arbeitstag war. Manche Bauern haben sich sogar extra diesen Tag ausgesucht, um Gülle auf die Felder zu fahren. Dann konnte man das auch riechen. Im Gegenzug haben die Katholiken dann auch allen gezeigt, dass sie einen bedeutenden Feiertag der Protestanten nicht so wichtig nahmen – den Reformationstag Ende Oktober zum Beispiel, oder sogar den Karfreitag.

Manche Großeltern können sich an solche Situationen vielleicht noch aus ihrer Kindheit erinnern. Heute kommt das zum Glück nicht mehr vor. Man muss ja, wenn man nicht mitfeiern will, die Leute, die diesen Feiertag begehen, nicht gleich beleidigen.

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