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#Wie man die Impfmüdigkeit besiegt

Wie man die Impfmüdigkeit besiegt

Wieder einmal hat die deutsche Corona-Politik das Erwartbare nicht erwartet. Seit Jahresbeginn hatte sie sich darauf konzentriert, den Mangel an Impfstoff zu verwalten. Was geschehen würde, wenn sich für das Vakzin gar nicht mehr genügend Abnehmer fänden, an die Stelle des Impfneids also die Impfmüdigkeit treten würde: Darauf hatte sie bislang nicht allzu viele Gedanken verschwendet, obwohl nicht nur Fachleute, sondern auch halbwegs vernunftbegabte Laien seit Monaten vorausgesagt hatten, dass dieser Punkt irgendwann erreicht sein würde. Jetzt ist es geschehen: Am vorigen Sonntag wurde so wenig Impfstoff unters Volk gebracht wie zuletzt im Februar.

Ralph Bollmann

Korrespondent für Wirtschaftspolitik und stellvertretender Leiter Wirtschaft und „Geld & Mehr“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.

Die Debatte darüber konzentrierte sich zunächst auf Impflinge, die zum vereinbarten Termin nicht erscheinen. Das größere Problem indes sind längst diejenigen, die sich für die Immunisierung gar nicht erst anmelden. Andere Länder wie die Vereinigten Staaten, die mit ihrer Impfkampagne schneller waren als die Bundesrepublik, kennen das Problem schon etwas länger.

Hausärzte sind frustriert

Dass das Impfen seinen Zauber eingebüßt hat, lässt sich in diesen Tagen ganz praktisch beobachten. Zum Beispiel, wenn man in Berlin-Kreuzberg eine Arztpraxis zur Zweitimpfung aufsuchte. Im Frühjahr, beim ersten Termin, war das noch etwas ganz Besonderes gewesen. Die Leute erschienen lange vor der vereinbarten Zeit, stellten sich – mit Sicherheitsabstand – geduldig in einer langen Schlange an und verließen schließlich mit einem seligen Lächeln die Praxis: Das Ende des trüben Dauer-Lockdowns schien nun in greifbare Nähe gerückt.

Diesmal ist alles ganz anders. Ein paar wenige Impfwillige verlieren sich im gar nicht allzu großen Warteraum, verschwinden kurz zum routiniert verabreichten Pieks im Behandlungszimmer, um die Praxis wenig später mit eher gelangweiltem Gesichtsausdruck zu verlassen. Auf Erlösung hofft hier keiner mehr.

Und das sind ja nur diejenigen, die sich trotz der verbreiteten Lustlosigkeit zur Zweitimpfung aufraffen. Fragt man den Arzt, weiß er ganz andere Geschichten zu erzählen. Von Patienten, die eine Impfung vehement ablehnen. Die ihn vertrösten, sie würden sich das Ganze noch mal überlegen, vielleicht kämen sie ja irgendwann später auf das Impfangebot zurück. Die zum vereinbarten Termin gar nicht erscheinen. Auch er hat schon Impfstoff wegwerfen müssen. Und das bei einer Impfung, bei der das Verhältnis zwischen hohem Schutzeffekt und lächerlich geringen Nebenwirkungen sensationell günstig ist. „Ich diskutiere da nicht mehr“, sagt er frustriert. „Es hat ja eh keinen Zweck.“

Was knapp ist, erscheint attraktiv

Derlei Defätismus wollen sich viele der plötzlich erwachten Politiker nicht leisten. Hektisch diskutieren sie nun die unterschiedlichsten Anreizsysteme, die Impfzentren und Arztpraxen mehr Zulauf bescheren sollen. Von unmittelbarem Zwang ist nicht die Rede, aber viel von Locken und Drohen, von Prämien fürs Impfen und Privilegien für Immunisierte. Der saarländische Ministerpräsident wollte sogar schon eine Lotterie ausloben – und mit dem Vakzin gleich ein Los ausgeben, das die Chance auf einen Hauptgewinn eröffnet. Es geht, mit anderen Worten, um die Abwägung zwischen Kosten und Nutzen, um ein ökonomisches Kalkül.

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