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#Die Bevölkerung leidet, der Tourismus nicht

Die Bevölkerung leidet, der Tourismus nicht

In der Türkei sind die Auswirkungen der verheerenden Waldbrände, die am 28. Juli begonnen haben, für die Land- und Forstwirtschaft ungleich dramatischer als für den Tourismus. Die mehr als 230 Waldbrände, von denen einige weiterhin nicht gelöscht sind, haben einige der besten Waldbestände und ertragreichsten landwirtschaftlichen Anbauflächen entlang der Mittelmeerküste zerstört.

Tobias Piller

Wirtschaftskorrespondent für Italien und Griechenland mit Sitz in Rom.

Der Tourismus sei hingegen mit einem blauen Auge davon gekommen, sagte Deniz Ugur, der Chef von Bentour, dem führenden Türkei-Anbieter in Deutschland, der F.A.Z. Vorübergehend habe es, wenn auch in geringer Zahl, Umbuchungen gegeben. Denn im Großraum Antalya seien lediglich Manavgat und Side von den Feuern betroffen gewesen, nicht jedoch etwa Kemer und Belek. Andere große Anbieter wie DER und TUI bestätigen diesen Trend.

Umwelt erst in fünfzig Jahren wieder intakt

Zudem habe es keine Stornierungen geplanter Reisen gegeben, sagt Ugur. Im Gegenteil könnten er und andere Türkei-Anbieter beobachten, dass die Türkei Spanien aufgrund des Pandemierisikos derzeit bei Neubuchungen auf der Iberischen Halbinsel klar übertreffe. Traditionell sind 33 Prozent der in Deutschland verkauften Pauschalreisen auf Spanien entfallen und 31 Prozent auf die Türkei. Tourismusminister Mehmet Nuri Ersoy ist trotz der Waldbrände zuversichtlich, das für 2021 gesetzte Ziel von 25 Millionen ausländischen Urlaubern und Einnahmen von 20 Milliarden Dollar zu erreichen. Im Rekordjahr 2019 waren es noch 34,5 Milliarden Dollar.

Dramatisch sind die Folgen für die Land- und Forstwirtschaft sowie für mehrere Dutzend kleine Dörfer, die vollständig abgebrannt sind. So soll nach Schätzungen türkischer Fachleute eine Fläche doppelt so groß wie der Bodensee zerstört worden sein. Die größten verkohlten Flächen befinden sich in den Provinzen Antalya, wozu Manavgat zählt, und Mugla. Teilweise werde es fünfzig Jahre dauern, bis die Umwelt wieder intakt sei.

Der Abgeordnete Cetin Osman Budak von der oppositionellen CHP, der im Parlament Antalya vertritt, sagte, es sei seit dem 28. Juli zehnmal mehr Wald abgebrannt als bei allen Waldbränden des vergangenen Jahres zusammen. Der dadurch entstandene Schaden belaufe sich auf umgerechnet 20 Milliarden Euro.

Tourismusgeschäft nur wenig betroffen

Noch nicht abzuschätzen sind die Schäden in der Landwirtschaft. Zwischen dem touristisch genutzten Küstenstreifen und dem Taurusgebirge erstreckt sich eines der wichtigen landwirtschaftlichen Anbaugebiete des Landes. Die Zahl der von den Waldbränden zerstörten Häuser wird mit mehr als 4000 angegeben. Die Regierung hat rasche und unbürokratische Hilfe angekündigt.

In Griechenland und Italien ist trotz aufsehenerregender Berichte das Tourismusgeschäft an den wichtigen Reisezielen ebenfalls nur wenig betroffen. Hingegen leidet die griechische Bevölkerung. Im Norden Athens wüten seit Tagen große Feuer. Nur wenige Kilometer von der Feuerwand entfernt liegt auch der Athener Millionärsvorort Kifissia, normalerweise mit grünen Gärten und viel Baumbestand. Da die Einsatzleiter von Kata­strophenschutz und Feuerwehren die Löschflugzeuge vor allem dem Norden von Athen vorbehalten haben, geriet die Insel Euböa östlich von Athen in Schwierigkeiten.

Die zweitgrößte Insel Griechenlands ist bei Griechen als Standort von Wochenendhäusern beliebt, auch weil sie ohne Fähre über zwei Brücken direkt vom Festland erreichbar ist. Die Insel gehört aber nicht zu den wichtigen Reisezielen ausländischer Urlauber. Die Hotels im Norden von Euböa nehmen im August keine Gäste mehr auf. Die Verbindungsstraßen über die Insel können derzeit nur von Einsatzkräften befahren werden. Der griechischen Tourismuswirtschaft kommt es gelegen, dass im August immer noch „Sonne, Meer und Inseln“ verkauft wird. Viele Inseln der Ägäis sind wenig bewaldet. Auf großen Urlaubsinseln wie Rhodos wurde der Brand schnell gelöscht, große Hotels stellten während des Stromausfalls an einem Abend ihre Versorgung mit Notstromgeneratoren sicher.

In Italien hat sich die Lage an der Feuerfront beruhigt. Große Urlaubsziele waren ohnehin nicht betroffen. Die drittwichtigste Zeitung des Landes, die Turiner Stampa, hat seit sechs Tagen nicht mehr über Brände berichtet. Der Kata­strophenschutz meldete, dass es vom 15. Juni bis 7. August mehr als 44.000 Löscheinsätze gegeben habe, verglichen mit 26 000 im Vorjahr. Löschflugzeuge und Löschhubschrauber seien zu 746 Einsatzorten geschickt worden, mehr als doppelt so viel wie 2020. Ähnliche Zahlen habe es zuletzt 2017 gegeben.

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