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#Alle gegen den Osthafen?

Alle gegen den Osthafen?

Manchmal muss es Ina Hartwig so gehen, als spräche sie zu Blinden von der Farbe. Denn immer wieder wird die SPD-Kulturdezernentin mit Äußerungen konfrontiert, die ihre Entscheidung, die maroden Städtischen Bühnen abzureißen und durch Neubauten zu ersetzen, in Zweifel ziehen. Die Materie ist komplex, und meistens sind die Beiträge nicht so kenntnisreich wie der des Architekten Till Schneider. Sein Büro Schneider und Schumacher hatte das Gutachten, das zu der Entscheidung für einen Abriss führte, überprüft. Schneider und seine Mitarbeiter hinterfragen einige Ergebnisse. Sie meinen, dass ein Erhalt und „Weiterbau“ der Theater-Anlage am Willy-Brandt-Platz vertretbar seien. Wenn man die Erneuerung der Haustechnik geschickt plane, ließe sich die Kettenreaktion, die zu jener Abrissentscheidung führte, aufhalten.

Rainer Schulze

Dass eine Sanierung der Bühnen die bessere Variante wäre, habe sie selbst lange gedacht, sagt Hartwig. Aber sie sei nach gründlicher Prüfung schließlich zu dem Schluss gekommen, dass sie diesen Weg nicht empfehlen könne. Eine Sanierung sei mit unkalkulierbaren Risiken und einer langen Bauzeit verbunden. Zudem müssten beide Bühnen ausgelagert werden, was enorme Kosten verursache. Das Gebäude sei keine „Gesamtarchitektur“, sondern ein inhomogenes Konglomerat.

Glasfoyer erhaltenswert

Es zu sanieren wäre extrem aufwendig und teuer – zumal wenn man auch die Arbeitsbedingungen verbessern wolle. Zwar sei das Glasfoyer erhaltenswert, aber die übrige Fassade rechtfertige kaum diesen Aufwand. Hartwig wirbt daher weiterhin für ihre Idee, erstens das Schauspiel mit den Werkstätten am Willy-Brandt-Platz neu zu bauen, und zwar so, dass es sich am geschützten Foyer orientiert. Und zweitens die Oper auf dem Sparkassen-Areal an der Neuen Mainzer Straße zu errichten und somit die Wallanlagen als „Kulturmeile“ zu stärken. Dass es noch vor der Kommunalwahl eine Entscheidung über den Standort der Bühnen gibt, glaubt die Kulturdezernentin nicht.

Die Koalition hatte im Herbst die Stabsstelle „Zukunft der Städtischen Bühnen“ beauftragt, die Standortvarianten – darunter ist auch das von der CDU-Fraktion favorisierte, städtische Raab-Karcher-Areal im Osthafen – noch einmal vertieft zu untersuchen. Der Bericht lässt aber weiter auf sich warten. „Eine Sanierung führt bei nahezu gleichen Kosten zu einem wesentlich schlechteren Ergebnis“, betont Leiter Michael Guntersdorf. Es sei entscheidend, wo die Gebäudetechnik untergebracht werde. „Es geht alles. Aber eine Sanierung wird eher teurer als billiger.“

Kulturdezernentin Ina Hartwig hält den Erhalt der Städtischen Bühnen nicht für empfehlenswert.


Kulturdezernentin Ina Hartwig hält den Erhalt der Städtischen Bühnen nicht für empfehlenswert.
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Bild: Frank Rumpenhorst

In die Standortdebatte hat sich nun auch das hessische Wirtschaftsministerium eingeschaltet. In einem Anfang Oktober versandten Brief an das Planungsdezernat wird auf die überregionale Bedeutung des Osthafens hingewiesen, der laut dem Landesentwicklungsplan erhalten und gestärkt werden soll. „Sämtliche Bestrebungen, hafenfremde Nutzungen anzusiedeln, werden mit Besorgnis verfolgt“, schreibt der Staatssekretär und verweist auf die „Mainphilharmonie“ und das Heranrücken schutzbedürftiger Wohnhäuser. In den letzten Jahren wurden in der Nähe des Osthafens mehr als 2000 Wohnungen geplant und zum Teil auch schon gebaut.

„Abweichungen möglich“

Außerdem soll auf dem Molenkopf ein Hotelturm entstehen. Ein Teil des Hafenbeckens wurde auch in das Untersuchungsgebiet für den neuen Hochhausrahmenplan einbezogen. Der Sprecher des Planungsdezernats meint, dass Projekte wie das Hafenpark-Quartier oder die Umwandlung des Mercedes-Areals, für die es bereits Bebauungspläne gibt, kein Problem darstellten. Auch städtebauliche Untersuchungen und Abwägungen seien weiterhin möglich. „Es gibt auch hafenaffine Büronutzer. Aber ein Bankenturm hat dort sicherlich nichts verloren“, sagt er. Die Chancen für eine Oper am Hafen sind seiner Ansicht nach durch den Brief gesunken.

Das sieht die CDU in Frankfurt anders. Ihr Parteivorsitzender Jan Schneider meint, der Landesentwicklungsplan ersetze nicht die gemeindliche Planungshoheit. „Das ist kein K.-o.-Kriterium. Abweichungen sind möglich und nicht unüblich.“ Schneider ärgert sich, dass der Osthafen schlechtgemacht und andere Varianten schöngefärbt würden, zumal völlig unklar sei, wann und zu welchen Konditionen das Sparkassen-Areal zur Verfügung stünde.

„Die Kulturmeile ist genauso in ferner Zukunft und mit vielen Unwägbarkeiten verbunden“, sagt er. Auch der kulturpolitische Fraktionsprecher Thomas Dürbeck hält das Raab-Karcher-Areal nach wie vor für geeignet. „Da werden keine Schiffsmotoren verkauft, sondern Fliesen. Das ist kein Umschlagplatz für den Hafen. Eine kulturelle Nutzung würde sich damit vertragen.“ Dürbeck meint, wo ein Wille sei, da sei auch meistens ein Weg. „Und wo etwas verhindert werden soll, wird etwas vorgeschoben.“

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