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#Gilmore Girls bei Netflix: Warum wir aufhören müssen, Rory Gilmore zu hassen

Gilmore Girls bei Netflix: Warum wir aufhören müssen, Rory Gilmore zu hassen

Die Serie Gilmore Girls ist nicht erst seit dem Netflix-Revival Kult. Trotzdem gilt Rory Gilmore bis heute als Blaupause realitätsfremder Millennials und einer der unsympathischsten Serien-Protagonistinnen. Zu Unrecht.

Kaum zu glauben, aber Gilmore Girls hat schon mehr als 20 Jahre auf dem Kerbholz. Anfang der 2000er flimmerte die erste Staffel der Kultserie über die Bildschirme und zeigte eine freundschaftliche Mutter-Tochter-Beziehung, die sich viele Zuschauer:innen gewünscht haben dürften: Lorelai (Lauren Graham) als verplante, aber liebenswerte Chaotin. Und ihre Rory (Alexis Bledel), die eine fast intellektuelle Alternative zur typischen TV-Teenagerin darstellte.

Vor dem Hintergrund der familiären Kleinstadt Stars Hollow konnten wir dem Gespann beim Erwachsenwerden zugucken – inklusive herzerwärmender Freundschaften, seltsamer Nachbarn und jeder Menge komplizierter Liebesgeschichten.

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Mit Über-Journalistin Christiane Amanpour zum Vorbild und Empfehlungsschreiben für Harvard und Yale im Gepäck, schien die Zukunft von Schnellsprecherin Rory vorprogrammiert. Das 2016 erschienene Revival Gilmore Girls: Ein neues Jahr machte allerdings klar: Ihr Potenzial konnte Rory nie so wirklich ausschöpfen. Stattdessen blieb sie vielen als unreife Besserwisserin im Gedächtnis, der alles in den Schoß fällt. Zu Unrecht, es gibt nämlich 4 Faktoren, die Rory erst zu der umstrittenen Figur gemacht haben, die sie heute ist.

1. Lorelai Gilmore: Die Mutter, die keine Mutter sein will

Lorelai und Rory wirken eher wie Schwestern, als wie Mutter und Tochter

Ach, wie erstrebenswert schien es, das Bild von der Mutter, die zugleich die Funktion der besten Freundin erfüllte. Angetrieben von jeder Menge Kaffee aus Lukes (Scott Patterson) Diner zitterten Lorelai Senior und ihr Mini-Me tagtäglich durch die Kleinstadt Stars Hollow und drückten dabei allerlei obskuren Gestalten zynische Kommentare auf. Dass das Gespann dabei oft wie Schwestern wirkte, kam nicht von ungefähr: Lorelai brachte Rory mit zarten 17 Jahren auf die Welt.

Aber zwischen Lieferservice und Tanz-Marathon wäre vielleicht doch Platz für ein paar deutlichere Regeln gewesen. Außerdem kann diese Menge Koffein für einen heranwachsenden Körper unmöglich gesund gewesen sein. Schlimmer noch: Wenn es wirklich darauf ankam, war Lorelai eher eingeschnappte Freundin als verzeihende Mutter. In Rorys härtesten und möglicherweise entscheidendsten Momenten gab es anstatt einem sicheren Rückzugsort harsche Worte oder sogar Kontaktabbruch.

Mit Staffel 1 von Gilmore Girls vor über 20 Jahren fing alles an

Gilmore Girls – Staffel 1 Trailer (Englisch)

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Man erinnere sich nur an die Vorwürfe nach Rorys Fauxpas mit Dean (Jared Padalecki), oder die (wohlgemerkt beidseitige) Funkstille, als Töchterchen das Studium an den Nagel hängen wollte. Der ständige Druck, schon als Teenagerin immer die richtige Entscheidung treffen zu müssen, dürfte ganz schön an Rory genagt haben. Kein Wunder, dass es auf viele Zuschauende so wirkte, als würde sie sich für etwas Besseres halten: Sie musste immer die bestmögliche Version ihrer selbst sein.

2. Emily und Richard Gilmore: Die manipulativen Großeltern

Die Gilmores: eine schrecklich nette Familie

Kapitalismus und Töchter der Amerikanischen Revolution: Bei Emily (Kelly Bishop) und Richard Gilmore (Edward Herrmann) servierte man nicht nur ein erzwungenes Familienessen, sondern auch jede Menge traditionelle Erwartungen. Da ihre Großeltern das Schulgeld für Chilton und Yale vorstreckten, klingt deren Interesse an Rorys schulischer Leistung erstmal begründet. Mehr als einmal bewies das wohlhabende Paar aber, dass ihre Enkeltochter eine perfekte Möglichkeit bot, die eigene Tochter Lorelai zu kontrollieren und manipulieren.

Nehmen wir beispielsweise Rorys Yale-Auszeit: Emily und Richard gewährten ihrer Enkelin Unterschlupf im Poolhaus des Gilmoreschen Anwesen. Aber anstatt sie zu ermutigen, ihr Leben wieder in den Griff zu kriegen, nutzten Emily und Richard die Gelegenheit, um Lorelai eins auszuwischen.

Als Gegenprogramm zur modernen Erziehung der Mutter sollte Rory nun für Emilys konservative High-Society-Freunde eine Gala organisieren.

Dieser Plan trieb natürlich einen noch größeren Keil in die ohnehin schwierige Beziehung unserer Protagonistinnen, die ihre Funkstille einfach nicht beenden wollten. Am Ende jedoch entpuppte sich die Party als voller Erfolg, Rory begriff spätestens hier, dass ihr Nachname ihr in den richtigen Kreisen einige Türen öffnen konnte und dass ihre zweifelhaften Entscheidungen eigentlich keine Konsequenzen hatten.

3. Dean, Jess & Logan: Die toxischen (Ex-)Freunde

Rorys Ex-Freund Logan spielt auch im Gilmore Girls-Revival bei Netflix eine Rolle

Gesunde Beziehungen waren nicht so Rorys Ding. Mit Dean krachte es wegen Bad-Boy Jess (Milo Ventimiglia), die Avancen von eigentlich liebenswerten Kandidaten lehnte sie immer wieder ab. Mit Logan (Matt Czuchry) schien sie (seinen Eltern zum Trotz) endlich glücklich, lehnte dessen Antrag jedoch überraschend ab. Im Laufe der Serie schlief sie dann mit dem verheirateten Dean und im Revival mit dem verlobten Logan. Am Ende beichtete Rory ihre ungeplante Schwangerschaft, die schwer an Lorelais eigene Geschichte erinnerte.

Das hatte jede Menge Kritik an Rorys Beziehungsverhalten und Ansprüchen zur Folge. Dabei gehören zwei dazu, wenn es zur Sache geht. Nur weil Frau Gilmore diesen Fehler gleich mehrfach zu verbuchen hatte, entbindet das die Herren der Schöpfung nicht von der Verantwortung. Ein Vater wie Christopher (David Sutcliffe), der wie das Fähnchen im Wind mal zu Lorelai, mal zur neuen Flamme Sherry ins Bett hüpfte, galt da beinahe als mildernder Umstand.

Sogar Mad Men-Star Jon Hamm hatte mal einen Gastauftritt bei Gilmore Girls

Gilmore Girls – S03 E05 Clip Jon Hamm (English)

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In der Beziehung zu Jess stellten sowohl er als auch Rory eindrucksvoll unter Beweis, wie schlechte Kommunikation funktioniert. Aber wollen wir wirklich vergessen, wie er sich seiner Freundin bei einer Party aufdrängte, oder die Beziehung beendete, indem er ohne Bescheid zu sagen nach Kalifornien zog? Dass ausgerechnet dieser Typ auch heute noch als Rorys bester Fang gilt, sagt einiges über die Qualität der Männeroptionen aus, die Serien-Schöpferin Amy Sherman-Palladino ihrer Hauptdarstellerin an die Seite stellte.

4. Stars Hollow: Die Stadt, die egozentrisch macht

Die Bewohner:innen von Stars Hollow sind ebenso liebenswert wie exzentrisch

Stars Hollow pflegte die Eigensinnigkeit und Unangepasstheit bis hin zur Verblendung. Wo sonst könnten ein Retro-Süßwarenladen, Strickwettbewerbe oder ein wahnwitziges Musical über die Stadtgeschichte Platz finden? Lange war Rory ein fester Bestandteil dieses Zirkus, und auch hier galt ihr zukünftiger Erfolg als beschlossene Sache. Inmitten romantischer Pavillons und einer Bevölkerung, der Verpflichtungen in etwa so fremd waren wie die gesellschaftliche Realität der USA, träumte man gerne groß. Dass man für selbige allerdings hart arbeiten muss, lebte ihr außer ihrer Mutter kaum jemand vor.

Nicht einmal mit Anfang 30 konnte sich Rory von der ortsüblichen Verklärung lösen, vermasselte stattdessen mangels Vorbereitung ein Bewerbungsgespräch und verlangte für den Redaktionsposten bei der Stars Hollow Gazette kein Gehalt. Und dann wunderte sich Babette (Sally Struthers) allen Ernstes, dass College-Absolvent:innen wieder bei den Eltern einziehen müssen?

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Klar, auf den ersten Blick zeigt Gilmore Girls ein harmonisches Leben in einer idyllischen Stadt, wo die Lösung jedes Problems nur ein paar Episoden entfernt ist. Genauer betrachtet, ist aber nicht alles Gold was glänzt. Also habt Verständnis für Rory Gilmore, wenn ihr das nächste mal alle 7 Staffeln Gilmore Girls bei Netflix bingewatcht.

Podcast-Tipp und definitiv härter als Stars Hollow: Warum sind Survival-Serien mit Teenies so beliebt?

Von The 100 bis The Society, von The Wilds bis Panic: Bei Netflix, Amazon und Co. sind Teenie-Serien extrem beliebt, in denen junge Leute um ihr Überleben kämpfen. Jede Woche scheint eine neue Serie aus diesem Genre zu kommen.

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Deswegen sprechen Teenie-Serien-Suchti Lisa Ludwig und Skeptikerin Jenny Jecke in dieser Folge über das Phänomen. Woher kommt der Trend? Weshalb sind die Serien bei Jung und Alt so populär? Und wo liegen die wiederkehrenden Probleme von Young Adult-Verfilmungen und dergleichen?

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