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#Grünes Fernsehen? Nachhaltigkeit der TV-Übertragung

Grünes Fernsehen? Nachhaltigkeit der TV-Übertragung

Eine neue Studie über die Klimaverträglichkeit der TV-Übertragung zeigt eine klare Tendenz.

Das Thema Nachhaltigkeit ist mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen – und nicht erst mit den Grünen in der Bundesregierung. Ökologisch sinnvoll zu wirtschaften beziehungsweise zu leben, hat in den vergangenen Jahren sowohl für Unternehmen als auch für Privatpersonen erheblich an Bedeutung gewonnen. Dieser Trend macht auch vor der Fernsehbranche nicht halt. Erst vor wenigen Wochen haben sich diverse Big-Player im Business ökologischen Mindeststandards verschrieben.

Die Nachhaltigkeits-Selbstverpflichtung haben unter anderem die Produktionshäuser Bavaria Film, Constantin Film, UFA, Studio Hamburg, der Streamingdienst Netflix sowie die Sendergruppen ProSiebenSat.1, RTL Deutschland, Sky und ZDF und einige ARD-Anstalten unterzeichnet, die ab dem kommenden Jahr greifen soll. Darin gibt es 21 Vorgaben, von denen 18 erfüllt werden müssen, um das Label „green motion“ zu erhalten. Darunter fällt beispielsweise die Umstellung auf Ökostrom bei den für die Produktion genutzten Betriebsstätten, der Verzicht auf Diesel-Generatoren bei studiobasierten Unterhaltungsproduktionen oder der Verzicht auf Inlands- und Auslandsflüge, wenn die entsprechende Zugfahrt weniger als fünf Stunden dauert.

Auch sollen vermehrt E- oder Hybrid-Autos zum Einsatz kommen und LED-Scheinwerfer sollen bisher stärker energieverbrauchenden Lichtquellen ersetzen. Letzteres ist allerding noch keine „Muss-Vorgabe“, sondern eine „Soll-Vorgabe“, die aber in zwei Jahren zur Muss-Vorgabe wird. Die Mindeststandards werden durch den Arbeitskreis „Green Shooting“ jährlich aufgrund von Erfahrungen mit diesen Standards und von neuen technischen Entwicklungen und Möglichkeiten einer nachhaltigen Produktionsweise angepasst und angehoben.

Doch nicht nur in Produktionskreisen ist das Thema Nachhaltigkeit präsent. Auch eine grüne TV-Übertragung wurde kürzlich in einer Studie des „Low Carbon TV Delivery“-Projekts (LoCaT) untersucht, die Mitte November vorgestellt wurde. Teil von LoCaT sind unterschiedliche Organisationen wie zum Beispiel die Betreiber digitaler Antennennetzwerke in Europa (BNE), der Verband der TV-Sender, die in Frankreich digital über Antenne verbreitet werden (ATET), die Österreichische Rundfunksender GmbH (ORS) oder Salto, ein Over-the-top-Anbieter (OTT) aus Frankreich.

In der Studie wurden der Energieverbrauch und der korrespondierende Treibhausgasausstoß für die TV-Übertragung im Jahr 2020 verglichen. Die Daten geben einen ersten Einblick in das Thema, es müssen aber noch weitere Felder erschlossen werden, denn es wurde lediglich die TV-Übertragung über digitale Terrestrik (DVB-T), OTT und IPTV betrachtet. Dabei wird ein TV-Konsum von einer Stunde über den Fernseher im Wohnzimmer als Grundlage angesetzt. In der Studie wurden keine mobilen Endgeräte und auch nicht der Energiebedarf des TV-Geräts berücksichtigt. Allein die Signalübertragung steht hier im Vordergrund.

Daraus ergeben sich folgende Werte: Die LoCaT-Studie hat für alle 28 EU-Mitgliedsstaaten einen Stromverbrauch für eine Stunde Fernsehen via DVB-T von 14 Watt, über OTT von 109 und über IPTV von 153 Watt ermittelt. Das entspricht einem CO2-Äquivalent von drei Gramm für DVB-T, 26,2 Gramm für OTT und 37 Gramm für IPTV. In Deutschland liegt der Wert für DVB-T2 bei 15,3 Gramm (5,2 Gramm CO2-Äquivalent), für OTT wurde der Energieverbrauch mit 138,2 Gramm (46,7 Gramm CO2-Äquivalent) beziffert und bei IPTV stehen 189 Gramm (63,9 Gramm CO2-Äquivalent) zu Buche. DVB-T verbraucht somit am wenigsten Energie, IPTV am meisten. Entsprechende Untersuchungen für die Übertragungswege Kabel und Satellit liegen nicht vor.

Die Terrestrik kann vor allem wegen ihrer Einfachheit punkten. Weder die Übertragungsnetze (7,6 Gramm) noch Peripheriegeräte wie Antennenverstärker (2,9 Gramm) oder Set-Top-Boxen (3,3 Gramm) sind Energiefresser. Dagegen machen die Zugangsnetze inklusive der Teilnehmerendgeräte (CPE) bei OTT (80 Gramm) und IPTV (125,7 Gramm) einen großen Teil des Energieverbrauchs aus.

Die Studie wagt darüber hinaus auch einen Blick in die Zukunft und rechnet auf Basis aktueller Trends von einer weiter steigenden OTT- und IPTV-Nutzung, während die Terrestrik konstant bleibt. Ein anderes Szenario könnte sein, dass die DVB-T-Nutzung stark zurückgehe. Für dieses Szenario prognostiziert die Studie einen Anstieg der Emissionen um 5,2 Prozent im Vergleich zum ersten Szenario. In Szenario C bliebe die OTT/IPTV-Nutzung auf einem stabilen Niveau, während DVB-T ab 2025 ansteige. Laut der Studie zeichne sich diese Entwicklung in den USA ab. Dadurch würden 5,1 Prozent weniger Treibhausgasemissionen ausgestoßen. Das vierte Szenario geht von einer Home-Caching-Möglichkeit aus, bei der non-lineare TV-Inhalte zum Beispiel nachts über DVB-T vorgeladen werden, um den OTT-Konsum zu minimieren. Dies hätte zur Folge, dass die TV-Übertragung 9,2 Prozent weniger Emissionen ausstoßen würde als in Szenario A.

„Die Ergebnisse dieser Studie decken sich weitgehend mit anderen ähnlichen Studien zum Thema Videostreaming, aber wir bieten eine der ersten Bewertungen der Auswirkungen von IPTV auf den Ausstoß von Treibhausgasen“, sagte Vincent Grivet vom LoCaT-Projekt bei der Präsentation auf dem EBU Forecast. Eines lässt sich aber schon jetzt festhalten: Die Terrestrik bleibt im Vergleich mit OTT und IPTV die effizienteste Form der TV-Übertragung. ORS-Geschäftsführer Michael Wagenhofer fügt hinzu: „Durch die kombinierte Nutzung der 5G-Technologie können vielmehr Endnutzer/innen über die digitale Antenne serviciert und die stetig wachsende Video-Streaming-Last in Breitbandnetzen signifikant reduziert werden.“ Dies würde dem oben beschrieben vierten Szenario entsprechen. Es gilt jedenfalls weiter zu forschen auf dem Gebiet der nachhaltigen TV-Übertragung, denn diverse Ausspielmöglichkeiten wurden noch gar nicht berücksichtigt. Dann würde nicht nur vor und hinter der Kamera nachhaltig produziert, sondern auch vor dem Bildschirm nachhaltig konsumiert werden.

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