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#Heizen oder Essen – wenn das Geld nicht für beides reicht

„Heizen oder Essen – wenn das Geld nicht für beides reicht“

Vor der „Everyday Church“ hat sich eine kleine Schlange von Menschen gebildet. Eine Mutter steht da mit Kinderwagen, eine Gruppe Frauen in dicken Winterjacken, mehrere Männer in Trainingshosen.

Ein Mittdreißiger mit Tätowierungen lacht laut. Sie warten darauf, dass die Foodbank (Tafel) im Zentrum von Kingston nahe London endlich öffnet.

Auch Karina, 19 Jahre, wartet mit einem Freund. Sie sind vor fünf Wochen als Gastschüler aus der Ukraine gekommen. „Alles ist so teuer hier“, sagt sie. Daher stehen sie hier und warten auf kostenloses Essen an der Tafel.

Hinter ihr beißt ein Obdachloser in Kekse. Andere bestätigen, dass sie sehr hungrig sind und seit dem Vortag nichts gegessen haben.

Sobald die Tür um 11 Uhr morgens öffnet, strömen sie alle in die alte Steinkapelle. Dort gibt es erst mal einen warmen Kaffee und später eine große Tüte kostenlose Lebensmittel.

„Die Zahl unserer Kunden ist dieses Jahr um 157 Prozent gestiegen“, erzählt Ian Jacobs, ein groß gewachsener hagerer Mann, der die Foodbank seit dem vergangenen Jahr leitet. „Wir sehen einen steilen Anstieg der Bedürftigen“, sagt er, während er Brote und Gebäck in Klarsichtbeutel packt.

Teure Lebensmittel

Um 16 Prozent sind Nahrungsmittel in Großbritannien dieses Jahr teurer geworden – noch ein bisschen mehr als in den meisten anderen europäischen Ländern. Die ganze Insel stöhnt zudem über die stark gestiegenen Gas- und Stromrechnungen, die sich auf 2500 Pfund je durchschnittlichen Haushalt praktisch verdoppelt haben.

Für viele reicht das Geld hinten und vorne nicht mehr. Mehr Menschen als früher wenden sich daher an die Tafeln. Von einem „Tsunami der Not“ spricht der Trussell Trust, die Dachorganisation der 1300 Foodbank-Zentren auf der Insel.

Die Tafel in der „Everyday Church“ in Kingston öffnet.


Die Tafel in der „Everyday Church“ in Kingston öffnet.
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Bild: Philip Plickert

Kingston an der Themse, eine Kleinstadt südwestlich von London, ist eigentlich kein armer Ort. Hier leben auch viele wohlhabende Bürger, die in Banken, Anwaltskanzleien oder Ministerien der Hauptstadt arbeiten; die Häuser in manchen Straßen kosten weit über eine Million Pfund.

Im Zentrum, neben der gotischen Allerheiligenkirche, dem Bentall-Kaufhaus und der Everyday Church, wird gerade der Weihnachtsmarkt mit falschem Schnee auf den Hütten aufgebaut, wo man Punsch, Plätzchen, Schmuckstücke und allerlei Geschenke kaufen kann. Die Stimmung ist fröhlich.

„Es gibt aber auch viel versteckte Armut in Kingston“, sagt Tanya van Dalen. Ihr Wohltätigkeitsverein Growbaby sammelt Secondhandkleidung für Kleinkinder, Spielsachen sowie Kinderwagen für Familien, die nicht genug Geld haben. „Alle Lebenshaltungskosten sind exponentiell gestiegen, vor allem die Sachen für die ganz unten auf der Einkommensleiter“, sagt die 47-Jährige.

Im Fenster des Vereinslokals von Growbaby liegen Teddybären, daneben Kisten mit Milchpulver. Jeden Monat kommen Hunderte Eltern zu ihr, mehr als hundert Müttern konnte sie mit Babyausrüstung helfen. In ganz Großbritannien gibt es mittlerweile fast 50 Growbaby-Hilfsvereine.

Großer Zustrom bei den Tafeln

Die Tafel von Kingston versorgt jede Woche etwa 300 bis 500 Menschen. Ian Jacobs hält eine Liste hoch mit der üblichen Ration: Getreideflocken, Milch und Saft, zwei Suppen, zwei Dosen Bohnen, Kartoffelpüree, Pasta, Reis und Saucen, Fleisch und Fisch in Dosen, eine Packung Kekse, Marmelade, Klopapier und Hygieneprodukte gibt es für die „Kunden“.

Alle Nahrungsmittel stammen von privaten Spendern, einige auch von lokalen Supermärkten. Die Foodbank lässt in der Regel nur Leute ein, deren Bedürftigkeit vom Arbeitsamt, der Schule oder einem Arzt geprüft wurde und die eine entsprechende Bescheinigung vorzeigen können.

Zwischen April und September haben sie schon 1,3 Millionen Pakete mit Nahrungsmitteln an Bedürftige ausgegeben, mehr als je zuvor. Auch in Deutschland gehen immer mehr Menschen zu Tafeln, um dort kostenlose Essenspakete zu erhalten. Vor Kurzem meldete der deutsche Dachverband, dass sie zwei Millionen Mal Menschen mit Essenspaketen geholfen haben – ein Anstieg um 50 Prozent in diesem Jahr.

Viele der deutschen Tafeln sind völlig überlastet. Und alle rechnen mit einem weiteren Anstieg, wenn im Herbst und Winter mehr Menschen als zuvor den Energiepreisanstieg noch mehr im Portemonnaie spüren.

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