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#Verschwörungstheoretiker ganz vorne mit dabei

Verschwörungstheoretiker ganz vorne mit dabei

Die Menge, die am Mittwoch in das Kapitol in der amerikanischen Hauptstadt Washington eingedrungen ist und dort gewütet hat, setzte sich aus verschiedenen Gruppen zusammen. Prominent vertreten waren Anhänger von „QAnon“. Dabei handelt es sich um eine Verschwörungstheorie, die 2017 im Internet entstanden ist, mittlerweile Millionen Anhänger auf der ganzen Welt hat und seitdem aus dem digitalen auch in den analogen Raum vorgedrungen ist.

Oliver Kühn

Eine der herausstechenden Figuren beim Sturm auf den Kongress war ein Mann mit einem gehörnten Helm und einer Fellmütze, einem in den Farben der amerikanischen Flagge bemalten Gesicht und nacktem, tätowiertem Oberkörper. Bei dem Mann handelt es sich um Jake Angeli, der sich selbst als „Q-Schamane“ bezeichnet. Ein von einem Journalisten auf Twitter veröffentlichtes Video zeigt außerdem, wie die Randalierer in das zweite Stockwerk des Kongresses vordringen. Der erste Mann, der durch die Tür kommt, trägt ein T-Shirt mit einem großen Q-Aufdruck und dem Spruch „Vertraue dem Plan“, einem in der „Q“-Welt verwendeten Schlachtruf.

Kampf Licht gegen Schatten

Ihren Anfang genommen hat die Verschwörungstheorie in einem Message-Board im Internet. Im Oktober 2017 schrieb dort ein Teilnehmer, Hillary Clinton werde bald verhaftet. Sein Pseudonym war „Q“ und er behauptete über „Q-Level-Clearance“ zu verfügen, also Zugang zu Staatsgeheimnissen zu haben. Sein Pseudonym wurde, versehen mit dem Hinweis „Anon“, kurz für „Anonym“, zum Namen der Bewegung.

Seitdem hat er Tausende weitere Nachrichten – sogenannte „Q-Drops“ oder „Brotkrumen“ – hinterlassen. Diese sind oft kryptisch und enthalten Slogans, die daraufhin bei seinen Anhängern Verbreitung finden. Sie verbringen oft Tage damit, seine Nachrichten zu entschlüsseln. Wer „Q“ ist, bleibt dabei bis dato unbekannt. Einige behaupten, es sei der derzeitige amerikanische Präsident Donald Trump, andere setzen auf unbekannte Regierungsmitglieder oder Mitarbeiter der Sicherheitsorgane. Auch ob „Q“ nur eine Person oder eine Gruppe ist, steht nicht fest. Die Bewegung verfügt über keine feste Struktur und hat keine Anführer.

Die ursprüngliche Behauptung über die Festnahme Hillary Clintons hat sich in den vergangenen Jahren stark erweitert. Der Kern der Theorie besteht mittlerweile aus der Behauptung, es gebe eine weltweite Elite, die in unterirdischen Gefängnissen Kinder gefangen hält und aus deren Blut eine Substanz gewinnt, die, wenn sie getrunken wird, Jugend verleiht. Donald Trump tritt darin als derjenige auf, der gegen diese Machenschaften des „tiefen Staats“ vorgeht. Für die Anhänger von „Q“ ist es ein Kampf von Licht gegen Schatten, die Gläubigen gegen den Teufel. Für viele ist das – und zwar nicht nur symbolisch – die demokratische Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi.

Rassisten und Neonazis dabei

Im Laufe der Zeit hat sich die Bewegung verbreitert. Im November wurde die Anhängerin Marjorie Taylor Greene ins Repräsentantenhaus gewählt und auch bei den Ausschreitungen vor dem Reichstagsgebäude in Berlin im August waren „Q“-Flaggen zu sehen. Außerdem hat sich „QAnon“ radikalisiert. Das FBI hat im vergangenen Jahr vor der Bewegung gewarnt und sie als „inländischen Terrorismus“ bezeichnet.




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Die Theorie nimmt ständig neue Elemente auf, die in das Grundnarrativ passen. So wurde die Behauptung, bestimmte Wahlmaschinen bei der Präsidentenwahl hätten Stimmen von Trump zu Gunsten Joe Bidens verändert, massiv von „Q“-Anhängern verbreitet und unter anderem auch von Donald Trump aufgenommen und auf Twitter verbreitet. Wie weit Trump wirklich mit dem Gedankenkonstrukt vertraut ist, ist fraglich. Im Wahlkampf sagte er, er wisse nicht viel über diese Menschen, außer, dass sie ihn gut fänden und das schätze er.

Neben „Q“-Anhängern war im Kapitol ein buntes Sammelsurium von Menschen vertreten. Unter ihnen waren beispielsweise Befürworter des Rechts auf Waffenbesitz, erkennbar an ihren Flaggen mit der Klapperschlange. Der Neonazi Tim Gionet übertrug seine Schritte im Kongress live im Internet, ein Mann trug eine Flagge der sklavenhaltenden Staaten im amerikanischen Bürgerkrieg, ein Anhänger des rechtsextremen „National Socialist Movement“ veröffentlichte im Internet Bilder eines von ihm erbeuteten Polizistenhelmes. Ob auch die „Proud Boys“ beteiligt waren, ist nicht bekannt. Auf der Demonstration, die dem Sturm auf das Kapitol vorausging, wurden sie gesehen, hatten jedoch auf ihre übliche „Uniformierung“ in Polo-Shirts verzichtet. Vereint waren alle, die in das Gebäude stürmten, in ihrer Anhängerschaft für Donald Trump.

Ein Trump-Anhänger hat sich im Büro von Nancy Pelosi breitgemacht.



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Washington in Bildern
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Chaos im Herzen der amerikanischen Demokratie

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